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Neurologe: «Epilepsie-Kranke sollen sich outen»

Rund 800 000 Patienten sind in Deutschland von der Epilepsie als einer der häufigsten chronischen Krankheiten betroffen. Rund drei Millionen Menschen jeden Alters erleiden nach Expertenschätzungen durch Fieber oder Stress wenigstens ein Mal in ihrem Leben einen epileptischen Anfall. Dennoch haben Epilepsie- Kranke vom Kindergarten bis zum Berufsalltag mit drastischen Vorurteilen zu kämpfen, kritisiert der Düsseldorfer Kinder-Neurologe Prof. Gunter Groß-Selbeck.

«Besonders Kinder leiden weniger unter ihrer Krankheit, sondern unter dem, was die Umwelt damit macht», sagte Prof. Gunter Groß-Selbeck, Präsident der Deutschen Sektion der Internationalen Liga gegen Epilepsie in Düsseldorf.

Umfragen hätten gezeigt, dass unverständlicherweise 15% der Eltern ihr Kind nicht mit einem epileptischen Kind spielen lassen möchten. Erwachsene stünden im Urteil der Allgemeinheit fälschlich unter dem Vorurteil, im Beruf nicht leistungsfähig zu sein. Ein dauerndes Verschweigen der Krankheit bewirke nur einen Teufelskreis mit immer neuen Diskriminierungen. «Die Betroffenen sollen sich outen», meinte der Neurologe im Vorfeld eines Epilepsie-Kongresses, zu dem in Düsseldorf rund 800 Fachärzte erwartet werden.

Weder Erzieher oder Lehrer seien über die meist mit Medikamenten gut zu beherrschende Krankheit unterrichtet, kritisierte der Mediziner. Nur in Ausnahmefällen äußere sich das Leiden in den oft befürchteten schweren Anfällen. Aber nur möglichst geringe Einschränkungen in Schule oder Freizeit garantierten eine normale Entwicklung des an Epilepsie erkrankten Kindes.