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Neue Studie: Fitness der Grundschüler wird immer schlechter

Fitness und Motorik bei deutschen Grundschülern werden immer schlechter. Dies geht aus einer jetzt in Karlsruhe veröffentlichten bundesweiten Studie hervor. Untersucht wurden fast 1500 Kinder im Alter zwischen sechs und elf Jahren an 33 Schulen, teilte die Universität Karlsruhe mit. Das dortige Institut für Sport und Sportwissenschaft hatte die Studie zusammen mit dem Oberschulamt und mehreren Versicherungen erarbeitet.

Nach Expertenangaben treten in der Altersgruppe der Grundschüler vermehrt Unfälle, aber auch langfristige «Zivilisationskrankheiten» wie Rücken- und Kopfschmerzen, Schlafstörungen oder krankhaftes Übergewicht auf. Die Fitness habe sich im Vergleich zu Tests aus dem Jahr 1980 um bis zu 13% verschlechtert, berichteten die Projektleiter Klaus Bös, Elke Opper und Alexander Woll. Fast ein Drittel der Kinder spiele nur einmal in der Woche oder noch seltener im Freien. Den Schülern wurden für die jetzt veröffentlichte Studie verschiedene Aufgaben aus den Bereichen Motorik, Ausdauer, Kraft und Beweglichkeit gestellt.

Zwar sei gut die Hälfte der Schüler in einem Sportverein, doch halte sich auch hier die Eigenaktivität in Grenzen, hieß es. «Die Kinder gehen meistens nur einmal die Woche in den Sportclub und dann werden sie von ihren Eltern mit dem Auto hingefahren», sagte Woll.

Der Bewegungsmangel hat nach Angaben der Experten deutliche Auswirkungen. So seien inzwischen fast 16% der Schüler übergewichtig, davon 6% krankhaft. Insgesamt bringen die Kinder durchschnittlich etwa zwei Kilo mehr auf die Waage als ihre Altersgenossen vor 20 Jahren.

Durch den Bewegungsmangel verschlechtert sich nach Feststellung der Mediziner und Sportwissenschaftler auch die Konzentrationsfähigkeit. Über 40% der Kinder hätten gelegentliche Schwierigkeiten, aufmerksam zu sein, 12% litten unter ständigen Konzentrationsproblemen. Dies beeinträchtigt nach Angaben der Fachleute nicht nur die schulischen Leistungen der Kinder, sondern erhöht auch das Unfallrisiko.

Kinder vom Land sind fitter!

Unterschiede stellt die Untersuchung zwischen Land- und Stadtkindern fest. Dabei schneiden die Kinder vom Land besser als ihre Altersgenossen in der Stadt ab. Schüler in Ostdeutschland seien in der Regel konditionell fitter als die die Sechs- bis Zehnjährigen in den alten Bundesländern. Allerdings habe sich die Situation überall verschlechtert, hieß es.

Die Karlsruher Projektleiter fordern Konsequenzen. Wer schon mit 6 bis 10 allmählich übergewichtig werde und die Lust am Sport verliere, werde mit 30 kein Marathonläufer mehr. Wer seine motorischen Fähigkeiten nicht im Kindesalter trainiere, für den sei es irgendwann zu spät. Die drei Projektleiter wollen deshalb «Bewegung in die Schule bringen». Sie plädieren für mehr Schulsport und verstärkte Aus- und Weiterbildung der Lehrer. Das Geld, das in Fitness und Gesundheit der Kinder investiert werde, zahle sich später aus.