Prügel, Hänseleien, Gerüchte streuen: Viele Schüler mobben ihre Klassenkameraden regelmäßig. Untersuchungen zufolge seien in Deutschland bis zu 9% der Jungen und Mädchen Täter, erklärte Psychologie-Professor Herbert Scheithauer von der Freien Universität Berlin in Bremen. Dort stellte er zusammen mit der Unfallkasse Bremen eine Handlungsanleitung für Lehrer vor. Die Broschüre soll für das Problem Mobbing unter Schülern - das so genannte Bullying - sensibilisieren, rechtliche Möglichkeiten und Wege aus der Gewaltspirale aufzeigen. „Bullying hat schwere Folgen für die Opfer, deshalb müssen die Lehrer handeln“, so der Wissenschaftler. Auch für Eltern kann die Broschüre hilfreich sein, um z.B. Anzeichen von Mobbing zu erkennen. So kann das ausgegrenzte Kind keine Gleichaltrigen mit nach Hause bringen, ängstlich oder widerwillig zur Schuhe gehen, es kann häufig unter Kopf- oder Magenschmerzen, Schlafstörungen leiden. Genauer hinschauen sollten Eltern auch wenn das Kind einen „unlogischen“ (z.B. längeren) Schulweg wählt, da es sich vielleicht von anderen Schülern bedroht fühlt.
Doch viele Lehrkräfte sind verunsichert. Harmlose Streitereien oder doch gezieltes Tyrannisieren über Wochen und Monate? „Lehrer sehen häufig Szenen, die sie nur schwer einordnen können“, erklärte Birgit Muhl vom Zentrum für schulbezogene Beratung. Weiterbildungen für Lehrer, Streitschlichter-Programme für Schüler, Rollenspiele oder Berichte früherer Mobbing-Opfer vor Klassen - es gibt viele Wege, solche Gewalt zu verhindern. „Man muss das Thema immer wieder bewusst machen, dann ist die Hemmschwelle höher“, empfiehlt der Geschäftsführer der Unfallkasse Bremen, Lothar Jackwerth. Die Unfallkasse hofft, mit ihrem Engagement das Klima an Schulen zu verbessern und Gewaltdelikte reduzieren zu können.
Nach Angaben Scheithauers werden zwischen 5 und 11% der Schüler regelmäßig Opfer von Bullying. Jackwerth betonte: „Mobbing unter Schülern gab es mit Sicherheit immer, aber man hat es sehr gerne totgeschwiegen.“ Neue technische Möglichkeiten hätten die Situation verschlimmert. Denn oft filmen oder fotografieren die Täter die Erniedrigung ihrer Opfer und verbreiten die Bilder anschließend blitzschnell über das Handy oder Internet an unzählige Mitschüler. Der Spott sei dann groß, kritisierte Jackwerth. „Es gibt in solch einem Fall keine Grenze mehr, man wird ununterbrochen verfolgt.“
Broschüre: Zum Umgang mit Bullying und Cyberbullying in der Schule. Eine Handreichung für Lehrerinnen und Lehrer im Bundesland Bremen