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Jugendmedizin im Fokus

Der 10. Jugendmedizin-Kongress des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Weimar (5. bis 7. März) hat begonnen. Etwa 600 Kinder- und Jugendärzte diskutieren die Folgen der Gesundheitsreform und die Einführung einer zusätzlichen Jugendgesundheitsuntersuchung im Hinblick auf einen optimalen Übergang in die Erwachsenenmedizin. Insbesondere bei chronisch kranken Jugendlichen ist eine strukturierte Nachsorge und eine adäquate Weitergabe von wichtigen Informationen entscheidend für die Lebensqualität der jungen Erwachsenen...

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) fordert im Rahmen seines 10. Kongresses für Jugendmedizin eine Nachbesserung für junge Patienten bei der
Gesundheitsreform. Als Folge der Reform erhalten Kinder ab 12 Jahren frei
verkäufliche Medikamente etwa gegen leichtere Durchfall- oder Atemwegserkrankungen nicht mehr auf Kassenrezept. "Statt im Krankheitsfall zum Arzt zu gehen, werden sich die Teenager künftig an der Hausapotheke der Eltern bedienen", warnt BVKJ-Präsident Dr. Wolfram Hartmann. Als Folge von Selbst- oder Nichtbehandlung fürchten die Mediziner schwerwiegendere Krankheitsverläufe.

Vorsorge im Jugendalter verstärken
Weiter ist ein Ausbau der Prävention bei Jugendlichen gefragt. Derzeit nutzen nach Angaben von Tagungsleiter und BVKJ-Jugendbeauftragten Dr. Uwe Büsching je nach Bundesland ein Fünftel bis die Hälfte der 13- bis 14-Jährigen die Möglichkeit einer Jugendgesundheitsvorsorge (J1). Die Kosten dafür übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen. Der BVKJ plädiert für die Einführung einer solchen Untersuchung (J2) auch bei 16-Jährigen. Dies sei angesichts der Zunahme von Wohlstandskrankheiten unter Jugendlichen wie Fettsucht, aber auch im Hinblick auf die gesundheitlichen Aspekte ihrer Berufsauswahl sinnvoll.

Für eine J2 spricht auch, dass sich manche Krankheiten oft erst im Jugendalter, wie z. B. Diabetes vom Typ 1, manifestieren, erklärt Prof. Helmuth Dörr, Erlangen. Diese Stoffwechselstörung nimmt in Deutschland bei Kindern ab einem Alter von zehn Jahren deutlich zu und erreicht einen Gipfel bei den 15- und 19-Jährigen. Hier ist eine gute Stoffwechseleinstellung nötig, um spätere Schäden zu vermeiden. Bei allen chronisch kranken Jugendlichen ist schließlich der Übergang in die Erwachsenenmedizin von besonderer Bedeutung, betont Prof. Dörr. Wichtige Informationen müssen adäquat weitergegeben werden.

Krebskranke Kinder benötigen strukturierte Nachsorge
Die Heilungschancen für krebskranke Kinder hat sich in den letzten 40 Jahren deutlich verbessert. Jährlich erkranken in Deutschland etwa 1.800 Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren neu an Krebs, etwa 1.400 können jedes Jahr als geheilt betrachtet werden. Für diese Kinder und Jugendliche ist eine konsequente Nachsorge sehr wichtig, da etwa 50% durch die Behandlung Spätfolgen erleiden, wie z.B. Einschränkungen der Nierenfunktion, erläutert Prof. Dörr. Sie müssen frühzeitig erkannt und behandelt werden, damit die Lebensqualität der Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht zu sehr eingeschränkt wird. Auch hier ist es wichtig, dass alle relevanten Krankendaten bis hin zum Erwachsenenalter allen behandelnden Ärzten vorliegen.