Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Jedes zweite Kind fährt ohne reisemedizinische Vorbereitung ins Ausland

Nur jedes zweite Kinder erhält vor einer Urlaubsreise ins Ausland eine medizinische Beratung. Bei Kindern mit Migrationshintergrund, die Verwandte oder Freunde der Familie im Herkunftsland besuchen, ist nur ein Drittel der Kinder reisemedizinisch vorbereitet. Krankenhausaufenthalte aufgrund einer reisebedingten Krankheit treten deshalb bei Kindern häufig auf, so die Angaben eines weltweiten Netzwerks zur Überwachung von reisebedingten Krankheiten ...

Obwohl immer mehr Eltern mit ihren Kindern international verreisen, haben laut eines weltweiten Netzwerks zur Überwachung von reisebedingten Krankheiten (GeoSentinel) die wenigsten Kinder vor einer Urlaubsreise ins Ausland eine medizinische Beratung erhalten. Bei touristischen Besuchen in fremde Länder sind demnach nur die Hälfte der Kinder medizinisch vorbereitet, bei Kindern mit Migrationshintergrund, die Verwandte oder Freunde der Familie im Herkunftsland besuchen, erhält nur ein Drittel der Kinder bzw. deren Begleiter für die Kinder vorab eine entsprechende fachärztliche Beratung. Heranwachsende müssen deshalb auch häufiger als Erwachsene nach den Ferien aufgrund einer reisebedingten Krankheit ins Krankenhaus. „Die Risiken sind bei Kindern etwas anders als bei Erwachsenen. Besonders empfänglich für Krankheiten im Ausland sind die ganz Kleinen. Die häufigsten Diagnosen bei Kindern sind heftige Durchfälle und Magen-Darm-Beschwerden, die innerhalb einer Woche nach der Rückkehr auftreten. Bei Kindern überwiegen virale Keime wie Rotavirus-Infektionen und bakterielle Erkrankungen, während bei Erwachsenen durch Parasiten ausgelöste Durchfälle und chronische Durchfälle häufiger vorkommen“, erklärt Prof. Hans-Jürgen Nentwich, Vorstandsmitglied des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), die Unterschiede, wie sie das GeoSentinel Surveillance Network ermittelt und in Pediatrics vorgestellt hat. Die Ergebnisse beruhen auf den Daten von fast 1.600 Kindern und fast 38.000 Erwachsenen, die in reise- und tropenmedizinischen Kliniken auf sechs verschiedenen Kontinenten behandelt wurden.

Malaria, Tollwut, Typhus und Gelbsucht wären vermeidbarPlatz zwei der reisemedizinischen Erkrankungen nehmen nach den Durchfällen die Erkrankungen ein, die vorwiegen durch Tierbisse (Hunde, Katzen, Affen), Parasiten und Stechmücken ausgelöst wurden, so die Untersuchung. 97% der Kinder, die ein Tier angegriffen hatte, mussten nachträgliche eine Tollwutimpfung erhalten. Am dritthäufigsten waren fiebrige Erkrankungen, vorwiegend Malaria und virale fiebrige Erkrankungen, häufige „Urlaubsmitbringsel“ bei Kindern. Etwa 15 bis 20% der importierten Malariafälle betreffen demnach Kinder. An vierter Stelle befanden sich nach den Angaben des GeoSentinel Surveillance Network Atemwegserkrankungen, u.a auch Mittelohrentzündungen. „Die Studie macht noch einmal darauf aufmerksam, wie wichtig eine der Reiseregion angepasste Reiseapotheke und vorbeugende Impfungen speziell für Kinder sind. So ist Tollwut nach wie vor ein Problem in Asien, im Mittleren Osten und in Afrika. Die meisten Infektionen in der Ferne, gegen die Kinder eine Impfung erhalten könnten, gehen auf Typhus- und Hepatitis-A-Infektionen, die so genannte Reisegelbsucht, zurück“, fasst Prof. Nentwich die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit zusammen.

In Deutschland nehmen an 30% der Urlaubsreisen Kinder, Jugendliche und Heranwachsende bis 26 Jahre teil. Dies ermittelte das BundesForum für Kinder- und Jugendreisen e.V. für 2008.