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Hörschäden frühzeitig erkennen

Ein bis zwei von 1.000 Neugeborenen haben einen Gehörschaden und bald neun Millionen Teenager leiden unter Hörverlust. Probleme mit dem Gehör können viele Ursachen haben: beispielsweise vererbte Gehörschäden, Krankheit der Mutter während der Schwangerschaft, Schädigung durch Lärm...

Ob Säuglinge und Kinder unter zwei Jahren schlecht oder gar nicht hören können, lässt sich ohne fachmännische Hilfe oft nicht herausfinden. Wenn Eltern von sich aus auf ein Hörproblem beim Nachwuchs aufmerksam werden, liegt das oft daran, dass das Kind in seiner sprachlichen Entwicklung mit Gleichaltrigen schon nicht mehr mithalten kann. Oft wird ein Hörschaden bei Säuglingen und Kleinkindern zunächst nicht bemerkt, da sich die Kinder scheinbar erst einmal normal entwickeln. Dass etwas nicht in Ordnung sein könnte, kriegen viele Eltern erst mit, wenn das Kind im dritten Lebensjahr ist: Dann sollten Fortschritte in der Sprachentwicklung erkennbar sein. Unterschiedliche Entwicklungsfortschritte sind allerdings normal.

Wenn Eltern den Verdacht haben, dass ihr Kind schlecht hört, sollten sie möglichst bald zum Kinder- und Jugendarzt gehen. Ein erster Hinweis darauf, dass es um das Hörvermögen des Babys nicht so gut bestellt ist, kann es sein, wenn das Kind auf plötzliche laute Geräusche außerhalb seines Sichtfeldes nicht reagiert. Dazu gehört zum Beispiel das Knallen einer zuschlagenden Tür.

Früherkennung durch ein Neugeborenen-Hörscreening
"Es ist auch kein gutes Zeichen, wenn das Kind besonders schreckhaft ist oder es Probleme bei der Kontaktaufnahme gibt", erläutert Frau Dr. Ursel Lindelbauer-Eisenach, Kinder- und Jugendärztin in München. Die Medizinerin rät auch zu erhöhter Aufmerksamkeit, wenn in der Familie vererbte Gehörschäden vorliegen. Ein bis zwei von 1.000 Neugeborenen haben einen Gehörschaden, 60% davon wurden geerbt. Probleme mit dem Gehör können Frau Dr. Lindlbauer-Eisenach zufolge auch auftreten, wenn die Mutter während der Schwangerschaft krank gewesen ist.

Um auszuschließen, dass das Baby keinen angeborenen Hörschaden besitzt, empfehlen die Experten ein Neugeborenen-Hörscreening. Noch in der Geburtsklinik kann die Untersuchung vorgenommen werden. Dabei bekommen die kleinen Patienten einen Stöpsel ins Ohr gesteckt, der Lautsprecher und Mikrofon enthält. Binnen zwei bis drei Minuten wird festgestellt, ob das Kind einwandfrei hört oder nicht. "Die Untersuchung ist schmerzfrei und unkompliziert", so Frau Dr. Lindlbauer-Eisenach.

Auch spätere Hörtests sind ratsam
2 bis 3% Prozent der Kinder erleiden in den ersten Lebensmonaten eine Schädigung des Gehörs. Die Ursache sind häufig Infektionskrankheiten wie Mittelohrentzündungen. Auch eine andauernde Geräuschkulisse und laute Musik sind nicht unbedingt zuträglich für das Gehör. Damit sich eine Schwerhörigkeit nicht im Lauf der Kindheit einschleicht, sind spätere Hörtest ratsam (z.B. U8 im 4. und U9 im 5. Lebensjahr ).

Zeigt sich beim Screening oder bei späteren Hörtests eine Auffälligkeit, wird das Kind weitergehend untersucht. Dazu gehört dann die so genannte BERA-Untersuchung. (brainstem evoked response audiometry) Hier werden elektrische Impulse gemessen, die von den Hörnerven an die Hörrinde des Gehirns weitergegeben werden.

Weitere Informationen
Unter www.earaction.de können Kinder, Jugendliche und Erwachsene sich rund um das Thema Hören informieren. Dort steht auch die earaction-CD als kostenloser Download zur Verfügung. Auf der CD sind Informationen und Interaktionen (u.a. auch ein einfacher Hörtest) miteinander kombiniert.