Es besteht sowohl ein erhöhtes Risiko, nach einer Zöliakie-Diagnose Magersucht zu entwickeln, als auch eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass Frauen, bei denen Zöliakie diagnostiziert wird, in ihrer Vergangenheit an Magersucht gelitten hatten. Dr. Karl Mårild vom norwegischen Institut für Public Health in Oslo und Kollegen kamen auf der Basis der Auswertung der Daten von 17.959 Frauen mit Zöliakie (durchschnittlich im Alter von 28 Jahren diagnostiziert) und 89.379 geschlechts- und altersangepassten vergleichbaren gesunden Patienten zu diesem Ergebnis.
Die bidirektionale Assoziation könnte demnach auf einer Fehldiagnose bei der Erstpräsentation der Patientin, auf einer gemeinsamen genetischen Anfälligkeit oder auf einem erworbenen Risiko für eine Erkrankung nach der Diagnose der anderen Krankheit beruhen. Im Einzelnen fanden die Autoren, dass bei Frauen mit Zöliakie, die vor dem Alter von 19 Jahren diagnostiziert wurde, eine um das 4,5-fach erhöhte Chance bestand, dass in der Vergangenheit eine Magersucht vorlag – unabhängig vom Bildungsniveau, vom sozioökonomischen Status und der Diagnose eines Typ 1 Diabetes. Darüber hinaus verdoppelte sich für Patientinnen, die mit 20 Jahren oder älter erstmals die Diagnose Zöliakie erhielten, das Risiko, in der Folge an Magersucht zu erkranken.
Die Koexistenz von Essstörungen mit Autoimmunerkrankungen, einschließlich Zöliakie, sind bereits gut dokumentiert, aber die Studie von Mårild ergänzt diese Erkenntnisse durch die Entdeckung, dass eine Erkrankung der anderen folgen kann. Nicht selten beginnt eine Essstörung mit selbstauferlegten Versuchen, "gesund zu essen". Patienten streichen Lebensmittel, die sie als ungesund empfinden, aus ihrem Speiseplan. Vergangene Beobachtungen zeigten eindeutig, dass die diätetische Einschränkung auch bei bisher gesunden Erwachsenen zu einer Beschäftigung mit Figur und Gewicht und zu medizinischen und psychiatrischen Komplikationen führen kann, wie sie bei Patienten mit Magersucht üblich sind. Die vorliegende Studie deutet darauf hin, dass ein übermäßiger Fokus auf die Ernährung bei Patienten mit Zöliakie bei anfälligen Personen in eine Magersucht übergehen kann.
Glutenfreie „Modediät“ erhöht möglicherweise Risiko für Magersucht
Das Team um Mårild warnt davor, dass eine immer größer werdende Anzahl von Jugendlichen sich für eine glutenfreie Diät entscheidet, um vermeintlich einer Reihe von gesundheitlichen Problemen vorzubeugen, ohne dass es objektive Hinweise auf eine Zöliakie gibt. Das Interesse an "Glutenfreiheit" steigt vor allem bei weiblichen Jugendlichen. Die Wechselwirkung zwischen einer glutenfreien Ernährung und Essstörungen sei der Expertengruppe zufolge ein noch größeres Thema. Diese Studie mache nur auf die Spitze des Eisbergs aufmerksam, betonten die Autoren.
Quelle: <link http: www.physiciansbriefing.com _blank external-link-new-window external link in new>HealthDay, <link https: www.aap.org en-us about-the-aap aap-press-room pages study-finds-celiac-disease-and-anorexia-nervosa-diagnoses-linked.aspx _blank external-link-new-window external link in new>AAP News, Pediatrics <link http: pediatrics.aappublications.org content early peds.2016-4367 _blank external-link-new-window external link in new>(1, <link http: pediatrics.aappublications.org content early peds.2017-0545 _blank external-link-new-window external link in new>2)