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Fast jeder vierte Säugling ist „schwierig“

Jeder vierte bis fünfte Säugling leidet unter einer so genannten frühkindlichen Regulationsstörung. Eine sorgfältige Untersuchung des Kindes muss zunächst klären, ob organische Ursachen zu den Schwierigkeiten beim Essen oder Schlafen beitragen oder das vermehrte Schreien auslösen. Auch bestimmte Verhaltensmuster von Eltern und Kindern können zu einem Teufelskreislauf zwischen kindlicher Schrei-, Ess- oder Schlafstörung, chronisch überforderten Eltern und Fehlreaktionen auf beiden Seiten führen...

Zu den neuen Kinderkrankheiten gehören mittlerweile Schrei-, Ess- und Schlafstörungen. Jeder vierte bis fünfte Säugling leidet unter einer so genannten frühkindlichen Regulationsstörung. „Immer mehr Eltern kommen mit kleinen ‚Problemkindern’ in die Praxis. Je früher deren Verhaltensauffälligkeiten erkannt und behandelt werden, desto schneller treten Erfolge ein und können Verhaltensmuster geändert werden. Längerfristig droht sonst ein Teufelskreislauf zwischen kindlicher Schrei-, Ess- oder Schlafstörung, chronisch überforderten Eltern und zunehmender Erregung, Anspannung sowie daraus resultierenden Fehlreaktionen auf beiden Seiten („Cocktailshaker-Syndrom“). Eine sorgfältige Untersuchung des Kindes klärt, ob organische Ursachen zu den Schwierigkeiten beim Essen oder Schlafen beitragen oder das vermehrte Schreien auslösen (z.B. erschwerte Atmung, Nahrungsmittelunverträglichkeit, Allergien usw.)“, erklärt Dr. Thomas Fendel, Kinder und Jugendarzt in München.

Bei leichten Störungen hilft es vielen Eltern, wenn der Kinder- und Jugendarzt ihnen Informationen über die kindliche Entwicklung vermittelt. Dies verhindert unrealistische Erwartungen der Eltern und daraus resultierende Frustrationen. Auch die Wahrnehmung und Interpretation der kindlichen Signale kann dadurch verbessert werden. Eltern bekommen wieder mehr Vertrauen in ihre eigenen Kompetenzen und in die Fähigkeit des Kindes, sich selbst zu beruhigen.

Ein strukturierter Tagesablauf und sicheres sowie konsequentes Elternverhalten wirken auf Kinder oft schon beruhigend. So sollten Eltern beispielsweise nach dem Zubettbringen des Kindes in regelmäßigen Abständen nach dem Kind schauen, aber sich nicht durch das Schreien des Kindes steuern lassen. Auch Eltern brauchen kurze Erholungsphasen und „Auszeiten“ (falls möglich z.B. durch einen Babysitter, durch eine Putzfrau usw.), um ausgeglichen reagieren zu können. Scheinen alle Maßnahmen wirkungslos zu sein, kann ein Tagebuch (wie Schlaf- oder Schreiprotokoll) Aufschluss darüber geben, ob evtl. eine ambulante Betreuung und Behandlung für Mutter und Kind sinnvoll ist. „Ihr Kinder- und Jugendarzt kann Ihnen bei der Suche nach geeigneten Institutionen behilflich sein. In verschiedenen Städten gibt es Modelleinrichtungen, wie die Hamburger Beratungsstelle ‚Menschenkinder’ oder die ‚Münchner Sprechstunde für Schreibabys’. Dort lernen Eltern u.a. auch effektive Strategien zur Bewältigung des Alltags“ empfiehlt Dr. Fendel.