Elterlicher Einfluss kann Verhaltensprobleme bei Jugendlichen verringern

Eltern haben möglicherweise mehr Einfluss auf das Verhalten ihrer Heranwachsenden, als ihnen bewusst ist – und das auch bei Kindern mit einem höheren genetischen Risiko für Verhaltensprobleme.

©  JackF - stock.adobe.com

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Eine in „Frontiers in Child and Adolescent Psychiatry“ veröffentlichte Studie ergab, dass konsequente elterliche Aufsicht – also zu wissen, wo sich die Kinder aufhalten, mit wem sie zusammen sind und was sie tun – dazu beitragen kann, das Risiko für die Entwicklung von Verhaltensproblemen im Jugendalter zu verringern, auch wenn eine gewisse Veranlagung dazu besteht.

Verhaltensprobleme, zu denen Aggression, antisoziales Verhalten und Regelverstöße gehören, beginnen oft in der Kindheit. Diese Verhaltensweisen sind mit langfristigen Problemen wie Drogenkonsum, schulischen Schwierigkeiten und Konflikten mit dem Gesetz verbunden. „Genetische Faktoren tragen zwar dazu bei, warum manche Kinder eher zu Verhaltensauffälligkeiten neigen, doch diese Studie zeigt, dass die Erziehung eine entscheidende Rolle spielt“, so Maia Choi, Postdoktorandin am Labor für Translationale Psychiatrische Genomik der Rutgers Robert Wood Johnson Medical School und Hauptautorin der Studie „The power of parenting: mitigating conduct problems among adolescents carrying genetic risk.“

Die Studie nutzte Daten von über 4.000 Jugendlichen im Alter von 12 bis 14 Jahren, die an der Avon Longitudinal Study of Parents and Children (ALSPC) teilnahmen, einem Langzeitforschungsprojekt in Großbritannien. Die Forschenden untersuchten, welchen Einfluss die elterliche Aufsicht auf eine erbliche veranlagte Neigung zu Verhaltensproblemen wie Impulsivität und Regelverstöße bei Jugendlichen hatte.

Die Expert*innen fanden heraus, dass Jugendliche mit einem höheren genetischen Risiko für externalisierende Verhaltensweisen (Verhaltensauffälligkeiten, die sich nach außen richten und als störend oder aggressiv wahrgenommen werden) nur dann vermehrt Verhaltensauffälligkeiten zeigten, wenn die elterliche Aufsicht gering war. Bei intensiver elterlicher Beteiligung und Unterstützung hatte das genetische Risiko einen deutlich geringeren Einfluss auf das Verhalten.

Gene bestimmen nicht das Schicksal

„Das ist eine hoffnungsvolle Botschaft für Eltern“, sagte Danielle Dick, Direktorin des Rutgers Addiction Research Center am Rutgers Brain Health Institute und Hauptautorin der Studie. „Gene bestimmen nicht das Schicksal. Das Umfeld, das Eltern schaffen – die Struktur, Beständigkeit und Bindung, die sie bieten – kann eine entscheidende Rolle beim Schutz gefährdeter Jugendlicher spielen.“

Die Ergebnisse bauen auf jahrzehntelanger Forschung auf, die belegt, dass familiäre und Umweltfaktoren in Wechselwirkung mit der Genetik die kindliche Entwicklung prägen. Bisher haben nur wenige Studien die Auswirkungen vielfältiger genetischer Anlagen in der frühen Adoleszenz untersucht, weshalb diese Analyse einen wichtigen Beitrag zu diesem Thema leistet.

Die Forscher*innen betonten, dass die Ergebnisse die Bedeutung familienbasierter Präventions- und Frühinterventionsprogramme unterstreichen. Die Stärkung der Erziehungskompetenzen, insbesondere im Bereich der Begleitung im Alltag und der Kommunikation, kann dazu beitragen, die Entwicklung von Verhaltensproblemen und deren langfristige Folgen zu reduzieren.

„Die Adoleszenz ist ein entscheidendes Zeitfenster für Interventionen“, verdeutlichte Choi. „Indem wir Eltern unterstützen und ihnen helfen, sich aktiv einzubringen, können wir die Entwicklung junger Menschen positiv beeinflussen, die sonst möglicherweise Schwierigkeiten hätten.“

Quellen: EurekAlert! Rutgers University, Frontiers in Child and Adolescent Psychiatry


 

Autor/Autoren: äin-red, bvkj Redaktion

Letzte Aktualisierung: 29.12.2025