Eine Freundschaft bei Facebook wegzuklicken erfordert wenig Aufwand. Doch reichen die Konsequenzen über die Netzwelt hinaus. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Colorado Denver.
Laut Studienleiter Dr. Christopher Sibona denken viele, dass diese sozialen Netzwerke hauptsächlich Spaß bereiten. Sie realisieren dabei nicht, dass ihre Handlungen dort sich auf ihr wirkliches Leben auswirken können. Er erfuhr in seiner Befragung von 40% der Teilnehmer, dass sie jemanden in ihrem Alltag meiden würden, der ihnen bei Facebook den Freundschaftsstatus aberkannt hat. Etwa 50% glaubten, sie würden demjenigen nicht unbedingt aus dem Weg gehen und weitere 10% waren sich dessen nicht sicher. Insgesamt gaben mehr weibliche Probanden an, dass sie einen weiten Bogen um jemanden machen würden, der ihnen via Facebook zu verstehen gab, dass sie nicht mehr zu seinem Freundeskreis gehörten.
Die Untersuchung wurde im Februar auf der Hawaii International Conference on System Science vorgestellt (Christopher Sibona: „Facebook Fallout: Future Contact Avoidance After Being Unfriended on Facebook“). Sie basiert auf 582 Rückläufen einer Umfrage, die mit Hilfe von Twitter eingeholt wurden. Dr. Sibona ermittelte sechs Faktoren, die voraussagen ließen, ob jemand einen Menschen mied, der ihn „entfreundet“ hatte. Demnach erschwerte einen weiteren Kontakt,
- wenn der Auflösende das Ereignis diskutierte.
- wenn die Reaktion auf das „Entfreunden“ sehr negativ war.
- wenn der Betroffene glaubte, dass das „Entfreunden“ durch sein Verhalten außerhalb von Facebook ausgelöst wurde.
- wenn die geografische Entfernung zwischen beiden groß war.
- wenn die problematische Freundschaft vor dem „Entfreuden“ besprochen worden war.
- wenn der „Gekündigte“ großen Wert auf die Freundschaft gelegt hatte.
Laut Dr. Sibona war der bedeutendste Grund dafür, dass beide Parteien keinen Kontakt mehr pflegten, wenn über die Auflösung der Freundschaft mit anderen gesprochen wurde. Damit galt die Freundschaft auch offiziell als beendet, erklärt Sibona.
Mit sozialen Netzwerken ändern sich die Freundschaften, so Sibona. Es ist nicht mehr so schwer, eine Freundschaft aufrecht zu erhalten, wie wenn ein Kontakt von Angesicht zu Angesicht gepflegt werden muss. Im „wirklichen Leben“ verblasst manche Freundschaft mit der Zeit, in Facebook kann eine Freundschaft abrupt enden, wenn jemand einfach annuliert.
Gründe für das Ende einer Facebook-Freundschaft
In einer vergangenen Studie ermittelte Dr. Sibona vier Gründe, warum jemand in Facebook aus der Menge von Freunden entfernt wird:
- Jemand macht sich unbeliebt, wenn er häufig unwichtige Post bzw. Kommentare sendet bzw. einstellt.
- Polarisierende Posts über Politik und Religion sind in der Regel unerwünscht.
- Ungemessene sexistische oder rassistische Anmerkungen führen ebenso rasch zu einer „Entfreundung“.
- Langweilige Berichte über das alltägliche Leben lösen häufig Ablehnung aus.
Der psychologische Effekt der „Entfreundung“ ist vermutlich ähnlich wie bei einer sozialen Ausgrenzung, gibt Sibona zu bedenken.
Quellen: EurekAlert, University of Colorado Denver