Ein amerikanisches Team der Perelman School of Medicine der University of Pennsylvania kommt zu dem Schluss, dass eine Impfung gegen COVID auch vor Long COVID schützt. Dr. Yong Chen, Professor für Biostatistik und leitender Autor der in Lancet eClinicalMedicine veröffentlichten Studie, erklärt ihre Resultate folgendermaßen. „Die Impfung war der Schlüssel zur Prävention einer COVID-19-Infektion, was wiederum wichtig ist, um das Risiko einer Long COVID-Erkrankung zu senken.“
Long COVID noch nicht völlig erforscht
Die Ursachen von „Long COVID“, einer Reihe von Symptomen, die Wochen und Monate nach Abklingen der Erstinfektion auftreten oder anhalten können, sind noch immer nicht vollständig geklärt. Bekannt ist aber, dass Virusinfektionen häufig postvirale Syndrome mit Müdigkeit, „Gehirnnebel“ und anderen unspezifischen Symptomen verursachen können. Long COVID trat infolge der Pandemie bemerkenswert häufig auf.
Selbst im Juni 2022, nachdem die schlimmsten Phasen der Pandemie vorüber waren, ergab eine Umfrage der US-amerikanischen Centers for Disease Control & Prevention (CDC), dass etwa 7,5% der Amerikaner, darunter mehr als 9% der amerikanischen Frauen, immer noch an Long COVID-Symptomen litten.
Da die Ursachen von Long COVID weiterhin unklar sind und derzeit keine gängigen Behandlungen verfügbar sind, untersuchten einige frühere Studien, ob eine Impfung vor der Infektion einen Schutz vor der Entwicklung von Long-COVID bietet. Die Ergebnisse waren jedoch widersprüchlich. Neue Forschungsergebnisse deuten nun darauf hin, dass Impfstoffe möglicherweise einen besseren Schutz vor Long COVID bieten als bisher angenommen.
Heranwachsende im Fokus der Studie
„Unsere Studie befasste sich mit Kindern und Jugendlichen, da sich ihre Immunreaktionen auf Impfstoffe und die Entwicklung von Long COVID-Symptomen erheblich von denen bei Erwachsenen unterscheiden können“, erklärte Morris. Bisher wurden vorwiegend Erwachsene untersucht.
Das Forschungsteam wertete anonymisierte elektronische Gesundheitsakten von fast 400.000 Kindern und Jugendlichen in den USA aus und konzentrierte sich insbesondere auf Daten der großen COVID-19-Wellen der Jahre 2021 und 2022.
Anhand dieser Daten erstellten die Forscher drei separate Gruppen bzw. „Kohorten“ geimpfter und ungeimpfter junger Menschen: 112.590 Jugendliche (12- bis 20-Jährige), deren Daten von Juli bis November 2021 – als die Delta-Variante von SARS-CoV-2 dominierte – analysiert wurden, sowie 188.894 Kinder (5- bis 11-Jährige) und 84.735 Jugendliche aus Daten von Januar bis November 2022 – als Omicron dominierte.
Die Analyse ergab, dass der Impfstoff während der Delta-Welle 2021 zu etwa 95% wirksam war, um Long COVID bei Jugendlichen zu verhindern. Das bedeutet, dass geimpfte Jugendliche im Vergleich zu ihren ungeimpften Altersgenossen nur ein 5%-iges Risiko hatten, an Long COVID zu erkranken.
Im Jahr 2022 war die Impfung gegen Omikron-Varianten in der Gruppe der 5- bis 11-Jährigen zu etwa 60% und in der Gruppe der 12- bis 20-Jährigen zu 75% wirksam bei der Vorbeugung von Long-COVID. In der Kindergruppe betrugen die Long-COVID-Inzidenzraten 0,33 bei geimpften Kindern und 1,07 bei ungeimpften Kindern (bei ungeimpften Kindern verdreifachte sich die Rate). Bei Jugendlichen in der Omikron-Variante lagen die Inzidenzraten bei 0,24 bei geimpften und 1,43 bei ungeimpften Kindern (ein fast sechsfacher Unterschied).
Die Mediationsanalyse deutete darauf hin, dass geimpfte Kinder und Jugendliche nach einer Infektion genauso wahrscheinlich an Long COVID erkranken wie ungeimpfte Altersgenossen. Dies schien darauf hinzudeuten, dass nach der Infektion kein zusätzlicher, besonderer Schutzeffekt besteht.
„Die Verhinderung von COVID-19-Infektionen von vornherein - u.a. durch Impfungen - ist anscheinend der beste Weg, Long COVID zu vermeiden“, sagte Chen.
Quellen: Newswise, Penn Medicine, Lancet eClinicalMedicine