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BVKJ-Jahresbilanz: Krankheitsrisiko von Kindern und Jugendlichen 2004 gestiegen

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) zieht eine bittere Jahresbilanz: Die Krankheitsrisiken der Kinder und Jugendlichen sind 2004 gestiegen, da die Politik schlechte Rahmenbedingungen für eine optimale medizinische Betreuung bietet...

Der Gesundheitszustand von Kindern und Jugendlichen in Deutschland hat sich im Jahr 2004 verschlechtert, die Krankheitsrisiken sind unter der Gesundheits- und Familienpolitik der Regierung gestiegen. Das ist die Bilanz, die der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) aus der täglichen Arbeit seiner Mitglieder in Praxen und Krankenhäusern zieht.

„Besonders große Sorgen macht uns die Situation chronisch kranker Jugendlicher“, erklärt Dr. med. Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte. „Viele können sich wegen der fehlenden Kostenübernahme nicht-verschreibungspflichtiger Medikamente durch die Krankenkassen bei Patienten ab 12 Jahren notwendige Medikamente etwa gegen Asthma oder Allergien nicht mehr leisten, sie resignieren und gehen teilweise nicht einmal mehr zum Arzt. Zahlen aus den Praxen der niedergelassenen Kinder- und Jugendärzte belegen das.“

Beängstigend ist auch die zunehmende Suchtgefährdung von Kindern und Jugendlichen, so Dr. Hartmann weiter: „Bei den Themen Alkopops und Nikotin muss die Politik noch entschiedener handeln, wir warten zum Beispiel immer noch auf ein bundesweites Rauchverbot an Schulen. Allerdings fordern wir hier auch von Eltern und Lehrern eine entschiedenere Position, Aufklärung und Vorbildfunktion.“

Sowohl die ambulante als auch stationäre Versorgung von Kindern hat sich im vergangenen Jahr verschlechtert. Dr. Hartmann: „Krankenkassen verweigern die Kostenübernahme empfohlener Impfungen wie der Pneumokokken- oder Windpockenimpfung. Kinderkliniken und Spezialambulanzen sind von Schließung bedroht. Dies trifft vor allem chronisch kranke und behinderte Kinder.“

Auch die von Kinder- und Jugendärzten empfohlenen zusätzlichen Vorsorgeuntersuchungen für 3-Jährige und für Kinder zwischen dem 8. und 10. Lebensjahr sind auf absehbare Zeit keine Kassenleistungen. Dr. med. Wolfram Hartmann: „Diese Lücke im Präventionsnetz muss dringend geschlossen werden. Viele Krankheiten und Entwicklungsstörungen könnten dann früher erkannt und behoben werden. Zur Zeit bezahlen Eltern diese Vorsorgen aus eigener Tasche. Nötig wären sie aber gerade auch für Kinder aus sozial schwachen Familien. Hier haben wir uns wesentlich mehr vom Präventionsgesetz erhofft“.

Dringend erforderlich für Kinder aus Armutsfamilien sind aus Sicht der Kinder- und Jugendärzte auch Betreuungsangebote, die die Defizite häuslicher Erziehung, etwa beim Spracherwerb ausgleichen und zugleich Eltern in die Verantwortung einbinden. Dr. Hartmann: „In unseren Praxen kämpfen wir nicht mehr nur gegen Infektionskrankheiten und chronische Leiden, sondern immer mehr gegen Entwicklungsstörungen und Verhaltensauffälligkeiten. Ursache ist neben mangelndem elterlichen Engagement vor allem die wirtschaftliche Situation von Familien mit Kindern. Wenn wir nicht riskieren wollen, dass die betroffenen Kinder von Anfang an von allen sozialen Entwicklungsmöglichkeiten ausgeschlossen werden, muss die Politik endlich handeln und den Rahmen dafür schaffen, dass alle Kinder eine Zukunft haben.“