Forschende analysierten die Mimik von Babys nach der Geburt, die im Mutterleib wiederholt Grünkohl oder Karotten ausgesetzt waren. Neugeborene, deren Mütter während der Schwangerschaft Karottenpulverkapseln eingenommen hatten, reagierten häufiger positiv auf Karottengeruch. Auch Babys, deren Mütter während der Schwangerschaft Grünkohlpulverkapseln eingenommen hatten, reagierten positiver auf den Grünkohlgeruch.
An der Studie waren Wissenschaftler*innen der Aston University, Großbritannien, des CNRS und der Universität Burgund, Frankreich, beteiligt. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift „Appetite“ veröffentlicht. Möglicherweise könnten sie dazu beitragen, zu verstehen, wie sich gesunde Essgewohnheiten bei Babys während der Schwangerschaft etablieren können.
Letzte Monate der Schwangerschaft entscheidend für Vorlieben
Die Co-Leiterin der Studie und Betreuerin, Professorin Nadja Reissland vom Fetal and Neonatal Research Lab im Fachbereich Psychologie der Durham University, verdeutlichte: „Unsere Analyse der Gesichtsausdrücke der Babys legt nahe, dass sie offenbar positiver auf den Geruch von Nahrungsmitteln reagieren, die ihre Mütter in den letzten Monaten der Schwangerschaft gegessen haben.“
Das bedeutete möglicherweise, dass wir Babys dazu ermutigen könnten, positiver auf grünes Gemüse zu reagieren, indem wir sie während der Schwangerschaft mit diesen Lebensmitteln in Kontakt bringen, so die Hoffnung der Wissenschaftler*innen.
Diese Studie ist eine Folgestudie zu einer Forschungsarbeit aus dem Jahr 2022, in der die Forscherinnen und Forscher in der 32. und 36. Schwangerschaftswoche 4D-Ultraschalluntersuchungen verwendeten, um die Mimik der Föten zu untersuchen, nachdem ihre schwangeren Mütter eine Einzeldosis von 400 mg Karotten- oder Grünkohlkapseln eingenommen hatten. Föten, die Karotten ausgesetzt waren, zeigten häufiger Lachgesichter, während Föten, die Grünkohl ausgesetzt waren, häufiger Weingesichter zeigten.
Für die aktuelle Studie begleiteten die Forscher 32 Babys aus der ursprünglichen Forschungsarbeit – 16 Jungen und 16 Mädchen – von der 36. Schwangerschaftswoche bis etwa drei Wochen nach der Geburt. Die Mütter nahmen drei Wochen lang bis zur Geburt täglich entweder Karotten- oder Grünkohlkapseln ein. Als die Babys etwa drei Wochen alt waren, testete das Forschungsteam die Reaktionen der Neugeborenen auf Grünkohl, Karotten und einen Kontrollgeruch.
Jedem Säugling wurden feuchte Wattestäbchen, die entweder in Karotten- oder Grünkohlpulver oder in Wasser als Kontrollgeruch getaucht waren, unter die Nase gehalten, und ihre Reaktion auf die verschiedenen Gerüche wurde auf Video aufgezeichnet. Die Babys probierten die Wattestäbchen nicht.
Die Expert*innen analysierten anschließend das Filmmaterial, um die Reaktionen der Neugeborenen zu beobachten, und verglichen diese mit denen vor der Geburt, um die Auswirkungen wiederholter Aromenexposition im letzten Schwangerschaftstrimester zu verstehen.
Das Forschungsteam stellte fest, dass von der Fötus- bis zur Neugeborenenphase die Häufigkeit von „Lachen“ gegenüber „Weinen“ als Reaktion auf den Geruch, den die Babys vor der Geburt wahrgenommen hatten, zunahm.
Durch Einatmen und Schlucken des Fruchtwassers im Mutterleib erfährt Ungeborenes erstmals „Geschmack“
Menschen nehmen Geschmack durch eine Kombination aus Geschmack und Geruch wahr. Bei Föten geschieht dies durch das Einatmen und Schlucken des Fruchtwassers im Mutterleib.
Die Co-Leiterin der Studie, Dr. Beyza Ustun-Elayan, führte die Forschung während ihrer Promotion an der Durham University durch. Dr. Ustun-Elayan, die heute an der University of Cambridge forscht, sagte: „Unsere Forschung hat gezeigt, dass Föten nicht nur verschiedene Geschmacksrichtungen im Mutterleib wahrnehmen und unterscheiden können, sondern auch anfangen, bestimmte Geschmacksrichtungen zu lernen und sich daran zu erinnern, wenn sie ihnen wiederholt ausgesetzt sind.“
Dies zeigt, dass die Entwicklung von Essensvorlieben viel früher beginnt als gedacht, nämlich bereits im Mutterleib. Durch die frühzeitige Einführung dieser Aromen könnten wir Kindern von Anfang an gesündere Essgewohnheiten vermitteln.
Die Forscher *innen betonten, dass lediglich die Ergebnisse einer Basisstudie sind. Sie erklärten, dass längere Folgestudien erforderlich sind, um die langfristigen Auswirkungen auf das Essverhalten von Kindern zu verstehen. Sie fügten hinzu, dass weitere Forschung auch an einer größeren Gruppe von Säuglingen zu unterschiedlichen Zeitpunkten durchgeführt werden müsse.
Quellen: MedicalXpress, Durham University, Appetite