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Bei Kindern mit Neurodermitis: Nahrungsmittel zu häufig als Auslöser verdächtigt

Leiden Kinder an Neurodermitis, vermuten Eltern sehr oft Nahrungsmittel als Auslöser der allergischen Reaktion. Nach Daten der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA) können solche Zusammenhänge aber nur in jedem zweiten Fall bestätigt werden. Die GPA rät deshalb zur sorgfältigen diagnostischen Abklärung angeblicher Nahrungsmittelallergien und warnt gleichzeitig vor eigenmächtig angesetzten Diäten für die Kinder.

Leiden Kinder an Neurodermitis, vermuten Eltern sehr oft Nahrungsmittel als Auslöser der allergischen Reaktion. Nach Daten der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA) können solche Zusammenhänge aber nur in jedem zweiten Fall bestätigt werden. Die GPA rät deshalb zur sorgfältigen diagnostischen Abklärung angeblicher Nahrungsmittelallergien und warnt gleichzeitig vor eigenmächtig angesetzten Diäten für die Kinder.

Im Nahrungsmittelallergie-Register der GPA sind inzwischen über 2.300 Verdachtsfälle dokumentiert. „Nur bei einem kleinen Teil der Kinder ließ sich dieser Verdacht aber tatsächlich verifizieren“, erklärt der Hamburger Allergologe, Kinder- und Jugendarzt Dr. Frank Ahrens. „Selbst bei Neurodermitis-Patienten, bei denen eine Nahrungsmittelallergie vermutet wurde, konnten Lebensmittel nur in der Hälfte aller Fälle als Auslöser bestätigt werden.“

Trotzdem neigen viele betroffene Familien dazu, das verdächtigte Nahrungsmittel ohne weitere diagnostische Abklärung vom Speiseplan zu streichen. Die Folge sind Diäten, die im besten Falle sinnlos, im schlechtesten sogar schädlich sind. „Kinder mit Neurodermitis haben ohnehin eine erheblich verminderte Lebensqualität. Diese wird durch eine Diät zusätzlich massiv verschlechtert“, warnt Dr. Ahrens.

Neben der sozialen Ausgrenzung drohen Gesundheitsschäden durch Mangel- oder Fehlernährung. Die Familien wollen durch Ernährungsänderung eine Verbesserung der Neurodermitis erzielen. Kommt es dennoch zu Ekzemschüben, werden immer weitere Nahrungsmittel weggelassen. Die Ratschläge dazu stammen häufig aus dem familiären Umfeld; in manchen Fällen sind aber auch Therapeuten an der Verordnung unsinniger Pauschaldiäten beteiligt.

Dabei kann eine vernünftig eingesetzte Diagnostik Allergien inzwischen sehr zuverlässig identifizieren. Haut- oder Bluttests sind in jedem Alter möglich. Ihre Interpretation verlange aber den allergologisch erfahrenen Kinder- und Jugendarzt, so Prof. Dr. Bodo Niggemann, Kinderallergologe an der Berliner Charité: „Gerade Ekzempatienten zeigen oft positive Testergebnisse, ohne dass sie tatsächlich mit klinischen Symptomen auf das entsprechende Nahrungsmittel reagieren. Nicht jedes positive Testergebnis bedeutet deshalb auch gleich eine Allergie.“

Seien die Testergebnisse nicht eindeutig, führe eine orale Provokation zur Klärung. Aber auch dann sind die Nachweise von Nahrungsmittelallergien eher selten: Nach den Erfahrungen der Pädiatrischen Allergologen in der GPA verbringt ein allergologisch tätiger Kinderarzt mehr Zeit mit dem Ausschluss von Allergien als mit deren Beweis. „Aber selbst der Ausschluss einer Nahrungsmittelallergie kann sinnvoll sein, wenn dadurch eine unnötige Diät für das Kind verhindert wird“, betont Prof. Dr. Niggemann.

Generell gilt, dass Allergiediagnostik und -therapie bei Neurodermitispatienten immer auf den Schweregrad ihrer Erkrankungen abgestimmt werden sollten. Dr. Thomas Spindler, Chefarzt der Kinderklinik an den Waldburg-Zeil Fachkliniken Wangen hat dazu langjährig Erfahrungen gesammelt: „Ein geringes Ekzem, das unter einfacher Lokaltherapie in den Griff zu bekommen ist, bedarf meist keiner weiteren Diagnostik. Dagegen ist beim schweren Ekzem eigentlich immer der begrenzte Versuch einer diagnostischen Eliminationsdiät angezeigt.“ Müsse der Patient dann tatsächlich ein Lebensmittel meiden, sollte regelmäßig überprüft werden, ob die Allergie immer noch besteht, denn: „Gerade bei kleinen Kindern haben Allergien auf Kuhmilch oder Hühnerei eine gute Prognose und verschwinden bis zum Schulalter oft vollständig.“

Quelle: Gesellschaft Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (Pressemeldung)