In den meisten Katastrophenfällen sind nach Angaben der Bundesländer in Deutschland genug Medikamente verfügbar. Allerdings geben die meisten Bundesländer an, derzeit ihre Bestände zu überprüfen und kurzfristig auch aufstocken zu wollen. Die Länder widersprachen der Darstellung von Katastrophenmedizinern, die in einem Bericht des «Handelsblattes» (Montag) Engpässe bemängelt hatten.
Nordrhein-Westfalen sieht sich für Katastrophenfälle «vorbildlich» gerüstet. Bereits seit einem Jahr seien in 29 Krankenhäusern Vorratsarzneien für Katastrophenfälle gelagert, zudem würden zusätzliche Gegengifte vorgehalten, hieß es im Gesundheitsministerium am Montag. Auch in Niedersachsen wäre laut Sozialministerium kein
Mangel an Medikamenten zu befürchten. Antibiotika gegen Milzbrand seien in Apotheken zu beziehen, sagte eine Sprecherin. Für den Notfall gebe es zudem eine eiserne Reserve beim Landesgesundheitsamt.
In der Hauptstadt wird nach Angaben des Berliner Gesundheitssenats derzeit geprüft, ob mehr Notfallvorsorge nötig ist. Riesige Medikamentendepots seien aber wegen der Verfallsdaten problematisch. Auch in Baden-Württemberg droht nach Angaben der Landesregierung im Katastrophenfall kein Arzneimittel-Engpass. Nach den Terroranschlägen in den USA seien die Bestände der Apotheken und des Arzneigroßhandels vor allem mit Blick auf Antibiotika gegen Milzbrand überprüft worden.
In Bayern werden nach Angaben des Innenministeriums in zwei Zentralen Mittel gegen Giftgasverletzungen vorgehalten. Diese Medikamente reichten derzeit für jeweils 200 Verletzte, sollten aber kurzfristig so aufgestockt werden, dass sie zur Behandlung von insgesamt 1000 Personen ausreichen. Antibiotika würden nicht zusätzlich bereitgehalten, da sie in den Apotheken ausreichend vorrätig seien, sagte ein Ministeriumssprecher.
Das Saarland hat inzwischen ein Notfalldepot für Antibiotika gegen Milzbranderkrankungen an der Uniklinik Homburg/Saar eingerichtet. Es reicht im Notfall für 400 Personen etwa eine Woche lang. In Rheinland-Pfalz wurden die Bestände der acht Arzneimitteldepots und ein Spezialdepot für Gegengifte an den Uni-Kliniken Mainz geprüft. Der Zustand sei «erfreulich gut» gewesen, so Innenminister Walter Zubers. Die Bestände sollten aber ergänzt und ausgeweitet werden.