Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Wie viel Plätzchen sind erlaubt?

Die Weihnachtszeit naht und überall wird gebacken und genascht. Wie viel Schokolade, Lebkuchen Plätzchen sind gut fürs Kind? Die Bonner Ernährungswissenschaftlerin Birgitta Tummel beantwortet Ihre Fragen. Sie rät z. B., dass Eltern gemeinsam mit den Kindern Regeln für den Süßigkeitenverzehr aufstellen sollten, die Süßigkeiten aber nicht als Trostmittel benutzen sollten...

In der Vorweihnachtszeit werden schon die ersten Plätzchen gebacken und auf den Weihnachts-märkten gibt es jede Menge Lebkuchen, Früchtebrot und Christstollen. Aber wie viel Süßes dürfen Kinder zur Weihnachtszeit essen? Fragen an die Bonner Dipl. oec. troph. Birgitta Tummel.

Jetzt wo die Weihnachtszeit naht, ist das Angebot an Süßigkeiten so groß wie sonst zu keiner Jahreszeit. Viele Eltern sind unsicher, wie sie mit diesen Verlockungen umgehen sollen. Was raten Sie?
Zunächst einmal gehören Weihnachtsplätzchen und Gebäck genauso zur Vorfreude auf Weihnachten wie blank polierte Äpfel, Nüsse und Mandarinen. Selbstverständlich sollten Kinder (und Erwachsene übrigens auch) diese Leckereien genießen. Erst wenn Süßigkeiten verboten werden, werden sie für Kinder so richtig begehrenswert.

Was ist in Hinblick auf die Kariesentstehung zu beachten?
Karies entsteht, wenn zuckerhaltige Lebensmittel lange an den Zähnen haften und den Mikroorganismen im Mund als Nährstoffquelle dienen. Deshalb ist die Kariesgefahr größer, wenn klebrige Süßigkeiten zwischen den Mahlzeiten verzehrt werden. Besser also Süßigkeiten als Dessert oder im Rahmen einer Zwischenmahlzeit anbieten und anschließend die Zähne putzen!

Ist Honig wirklich gesünder als Zucker?
Honig wird häufig als besonders "naturbelassen" und damit als gesünder als Haushaltszucker angesehen. Chemisch betrachtet besteht Honig jedoch ebenfalls hauptsächlich aus Zucker, dem so genannten Invertzucker. Daneben enthält er in geringen Mengen auch Vitamine und Mineralstoffe, die allerdings keinen nennenswerten Beitrag zur Bedarfsdeckung leisten. Hitze-empfindliche Inhaltsstoffe (Enzyme) des Honigs werden außerdem zerstört, wenn man ihn zum Backen verwendet. In der Kariogenität schneidet Honig nicht besser ab als Zucker, pur haftet er durch seine klebrige Konsistenz sogar stärker an den Zähnen.

Was ist eigentlich dran an der Aussage "Zucker ist ein Nährstoffräuber"?
Immer wieder wird behauptet, Zucker "raube" dem Körper Vitamin B und Calcium. Hintergrund dafür ist ein Missverständnis aus dem Kohlenhydrat-Stoffwechsel. Tatsächlich wird Vitamin B1 zur Verstoffwechselung aller Kohlenhydrate, also auch von Zucker, benötigt. Es wirkt dabei allerdings als Coenzym, das anschließend "recycelt" wird. Damit steht es dem Körper also weiterhin zur Verfügung und wird nicht etwa "geraubt". Die Aussage, dass Zucker ein Calciumräuber sei, geht vermutlich auf ein Tierexperiment Anfang des 20. Jahrhunderts zurück. Dabei wurden die Versuchstiere ausschließlich mit Zucker gefüttert und zeigten anschließend Knochenverformungen. Inzwischen geht man allerdings davon aus, dass die Tiere aus Mangel an Vitamin D an Rachitis, die man damals noch nicht kannte, erkrankten. Denn eine extrem einseitige Ernährung, gleich mit welchen Lebensmitteln, führt dazu, dass nicht alle Nährstoffe in ausreichendem Maß aufgenommen werden.

Wie kann ich sicher gehen, dass mein Kind nicht zu viel nascht und dann keinen Hunger mehr für die "richtige" Mahlzeit hat?
Eltern sollten gemeinsam mit den Kindern Regeln für den Süßigkeitenverzehr aufstellen, z. B. dass jedes Kind sich nach dem Mittag- oder Abendessen ein Teil vom bunten Teller nehmen darf. Oder die Kinder dürfen beim Wochenendeinkauf eine Süßigkeit auswählen, die ihnen besonders gut schmeckt. Diese Leckerei gehört dann ausschließlich ihnen und nur sie dürfen sich davon einmal täglich bedienen. Süßigkeiten sollten dabei keinesfalls als Erziehungs- oder Trostmittel missbraucht werden. Denn sie lassen weder das aufgeschlagene Knie schneller heilen noch machen sie den Besuch ungeliebter Verwandter erträglicher. Vielmehr handelt es sich um ganz normale Lebensmittel, die einen Platz im täglichen Speiseplan haben.