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Was tun Kinder ohne Fernseher, Spielkonsole und Computer?

Britische Wissenschaftler testeten mit 23 Grundschulkindern, wie sich ein Entzug der Unterhaltungselektronik auf ihr Verhalten und die Kommunikation innerhalb der Familie auswirkt. Der Versuch wurde von einem Team des Fernsehsenders BBC dokumentiert...

Was passiert, wenn man einer Gruppe sieben- und achtjähriger Kinder zwei Wochen lang Computer, Fernseher und Spielkonsolen vorenthält? Dieser Frage sind Forscher der Universität Leicester um Prof. Barrie Gunter begleitet vom britischen Fernsehen BBC nachgegangen. Der Fernsehbeitrag wurde am 18. Juni ausgestrahlt. An dem Projekt nahmen 23 Kinder einer Grundschulklasse aus Manchester und ihre Familien teil. Über einen Zeitraum von insgesamt 5 Wochen wurden die Kinder im Klassenzimmer und zu Hause beobachtet. In der dritten und vierten Woche hatte die Hälfte der teilnehmenden Familien alle Fernsehgeräte, Spielkonsolen und Computer im Haushalt beiseite gestellt. Die übrigen Familien machten weiter wie bisher. Alle teilnehmenden Kinder wurden in der Schule von dem Fernsehteam gefilmt, zu Hause besuchte die BBC nur fünf Familien. Alle Familien führten darüber Tagebuch, wie sie ihre Zeit verbrachten und der Klassenlehrer bewertete das Verhalten der Kinder am Ende jeder Woche.

Bereits nach zwei Wochen gab es viel mehr Kontakt und Gespräche innerhalb der Familien. Die Menschen entdeckten die Freude an der Gesellschaft des anderen wieder. Die Kinder waren körperlich aktiver und gingen früher zu Bett, nachdem kein Fernseher sie verführte, abends lang auf zu bleiben. Im Ergebnis wachten die Kinder am nächsten Morgen viel erholter auf, waren in der Schule aufmerksamer und erledigten ihre Hausaufgaben mit mehr Enthusiasmus. Viele Familien ohne Fernseher und Computer wichen auf die nahe liegende Alternativen aus. Sie hörten Radio und spielten Brettspiele statt Computerspiele.

„Die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen, wie abhängig die Menschen von ihren Fernsehern und Computern geworden sind“, sagt Dr. Christa Schaff vom Berufsverband für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (BKJPP). „Der Fernseher wird meist ohne nachzudenken eingeschaltet, als Hintergrundberieselung und als ständiger Begleiter. Wenn wir diese Unterhaltungsquellen entfernen, haben wir auf einmal wieder Ruhe und Zeit.“

Ein Elternteil sagte dem Fernsehteam nach dem Experiment: „Wenn ich daran denke, wie wir als Familie um den Fernseher gesessen sind…der Fernseher hat uns kontrolliert…wir benutzten den Fernseher, um die Kinder zu beruhigen…es erscheint mir jetzt total verrückt.“