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Viele Menschen an Salmonellen erkrankt - Schokolade unter Verdacht

Der Genuss von Schokolade hat offenbar mindestens 270 Menschen in Deutschland an Salmonellen von einem ungewöhnlichem Typ (Salmonella oranienburg)
erkranken lassen. Die Hälfte der Erkrankten sind Kinder. Auch in Dänemark wurden Infektionen mit diesem Salmonellen Typ gemeldet. Der Fall eines erkrankten Kindes aus Nordrhein-Westfalen brachte in der vergangenen Woche Klarheit: "Bei der Familie wurde eine angebrochene Tafel der Schokolade gefunden, in der eindeutig Salmonellen diesen Typs nachgewiesen wurden", berichtete ein Sprecher des Ministeriums für Verbraucherschutz. Die Schokolade wurde inzwischen aus den Regalen entfernt. Bei Untersuchungen von Kontrolltafeln konnten allerdings bisher keine Erreger festgestellt werden.

Die Zahl der Salmonellen-Erkrankungen nach dem Genuss belasteter Schokolade ist in Deutschland auf über 270 Fälle gestiegen. Die Hälfte der Erkrankten sind Kinder. Weitere 15 Erkrankungen, die auf den gleichen Erregerstamm vom Typ Salmonella oranienburg zurückgehen, wurden in Dänemark bekannt, sagte in Berlin eine Sprecherin des Robert-Koch-Instituts am Mittwoch. In Brüssel bestätigte Verbraucherschutzkommissar David Byrne, dass die deutschen Behörden die Fälle gemeldet hätten. Alle Mitglieder seien im Zuge des EU-Schnellwarnsystems informiert worden.

Wie schwer die Infektionen mit dem seltenen, aber mit anderen Salmonellen-Erregern vergleichbaren Untertyp «oranienburg» verlaufen sind, sei derzeit nicht bekannt. Lebensgefährliche Erkrankungen seien aber offenbar nicht aufgetreten. Meist seien Salmonellenfälle leichte oder schwere Durchfallerkrankungen . Das Hamburger Hygiene-Institut, das in Salmonellenfällen mit dem Robert-Koch-Institut zusammenarbeitet, sieht die Zahl der Neuerkrankungen rückläufig. "Wir haben in der vergangenen Woche deutlich weniger Erkrankungen gehabt", sagte Prof. Jochen Bockemühl vom Hygiene-Institut Hamburg. "Kinder überstehen die Krankheit recht gut."

Das Robert-Koch-Institut vermutet, dass die Infektionen auf den Genuss von Aldi-Schokolade des Exklusiv-Herstellers WIHA (Halle/Berlin) zurückgehen. Betroffen sind die Sorten «Chateau Alpensahne», «Chateau Rahm-Mandel» (beide ALDI-Nord) und «Choceur Rahm-Mandel» (ALDI-Süd) mit der Chargenbezeichnung 45, die zwischen Mitte September und Mitte Oktober in den Handel kamen. Die Ware wurde inzwischen aus den Regalen entfernt. Aldi startete eine Rückkaufaktion, an der sich bereits am Mittwoch Kunden beteiligten. Aldi machte keine Angaben dazu, ob die Schokolade auch außerhalb Deutschlands verkauft wurde.

"Es ist nicht belegt, dass alle der mehr als 270 gemeldeten Fälle auf den Genuss der Salmonellen-belasteten Schokolade zurückzuführen sind", sagte die Sprecherin des Robert-Koch-Instituts. Die meisten Untersuchungen hätten aber in Richtung Schokolade gedeutet. Es seien mehrere Dutzend Erreger des gleichen Stammes nachgewiesen worden. Eine Fall-Kontroll-Studie soll Klarheit bringen.

In Herne war ein Kind erkrankt, das zuvor Schokolade des belasteten Typs gegessen hatte. Das Untersuchungsergebnis hatte am Dienstag die öffentliche Warnung und Rückrufaktion ausgelöst. In einer noch ganzen Tafel aus dem Haushalt entdeckte ein staatliches Untersuchungsamt den Erreger.

In Kontrolltafeln des Herstellers konnten unterdessen keine Salmonellen nachgewiesen werden. "Die Untersuchung der bei der Produktion aufbewahrten Rückstellmuster der Charge 45 hat keinen Befund ergeben", sagte Bernd Rößler, Sprecher der Storck-Tochter WIHA GmbH. Damit sei nicht klar, ob die Salmonellen bei der Herstellung in einem Berliner Storck-Werk in die Schokolade gerieten. Möglicherweise seien Keime über die Verpackung an die Schokolade gelangt, sagte ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Verbraucherschutzministeriums.

Der Hamburger Salmonellen-Experte Bockemühl betonte, dass die Erreger durchaus über das Milch oder Kakaopulver in die Schokoladenmasse gelangt seien könne. "Es ist möglich, dass Erreger, die nur in kleinsten Mengen vorkamen, nicht in der Untersuchung der Kontrolltafeln nachgewiesen wurden." In festen Stoffen wie Schokolade könnten beim Verzehr aber auch diese Minimengen bei Kindern, älteren oder empfindlichen Menschen eine Erkrankung auslösen. Die Salmonellen seien in festen Massen «unter Stress» und wirkten aggressiver als beispielsweise in Mettfleisch oder Softeis.