Menschen die an einer krankhaft verzerrten Körperwahrnehmung leiden, empfinden sich selbst als hässlich oder missgestaltet, obwohl sie völlig normal aussehen. Bei etwa 2% der Bevölkerung zeigen sich Anzeichen dieser seelischen Störung. Häufig tritt die Erkrankung zusammen mit Zwangsstörungen und Essstörungen auf. Viele der Betroffenen unterziehen sich wiederholt plastischen Operationen, neigen zu Depressionen und haben ein erhöhtes Selbstmordrisiko.
Forscher der Universität von Kalifornien in Los Angeles haben zum ersten Mal eine biologische Ursache für das verzerrte Körperbild entdeckt. Dazu führten sie eine Studie mit 12 Patienten und 12 gesunden Personen durch. Die Wissenschaftler verfolgten die Hirnaktivität der Versuchsteilnehmer mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT), während sie ihnen 3 verschiedene Versionen verschiedener Fotos von Gesichtern zeigten. Die erste Version war einfach ein gewöhnliches Foto eines Gesichtes. Bei der zweiten Version wurden alle Details im Gesicht der Person, wie Sommersprossen, Falten, Narben entfernt, so dass sich ein sehr weiches Gesicht ergab. Bei der dritten Art von Bild wurde am Computer das weiche Bild vom Original-Bild abgezogen, wodurch eine Art sehr detaillierter Zeichnung des Gesichtes entstand.
Beim Vergleich der Hirnaktivitäten fanden die Forscher einen deutlichen Unterschied zwischen den beiden Personengruppen. Bei den Menschen mit einer verzerrten Körperwahrnehmung war verstärkt die linke, eher analytische, Gehirnhälfte aktiv, selbst beim Betrachten der weichen Bilder ohne Details. Bei den gesunden Personen war eine Aktivität der linken Gehirnhälfte nur zu beobachten, wenn sie die sehr detailreichen Zeichnungen der Gesichter ansahen. Ihr Gehirn verarbeitete das Ausgangsbild sowie die weiche Version des Fotos mit der rechten Hälfte, die eher Dinge in ihrer Gesamtheit erfasst.
„Die Resultate deuten darauf hin, dass Patienten mit einer verzerrten Körperwahrnehmung Details verstärkt wahrnehmen, oder sogar Details einfügen, wenn sie gar nicht vorhanden sind“, sagt Prof. Jamie Feusner, der Hauptautor der Studie. „Die Ergebnisse zeigen auch, dass bei der krankhaft verzerrten Körperwahrnehmung auch eine Verbindung zur Biologie besteht, und dass sie nicht nur der Fokussierung auf das Äußere in unserer Gesellschaft zugeschrieben werden kann.“