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Väter leiden vermehrt unter dem "Empty-Nest-Syndrom"

Wenn Kinder das Elternhaus verlassen, sprechen Soziologen vom "Empty Nest". Vor allem Väter, die sich wenig um die Erziehung ihrer Kinder kümmern konnten, sind besonders betroffen. Ihnen wird bewusst, dass sie diese Zeit nicht mehr nachholen können...

Wenn die Kinder ihren eigenen Lebensweg einschlagen, sind die Eltern im mittleren Erwachsenenalter und durchschnittlich 55 bis 60 Jahre alt. Soziologen bezeichnen diese Lebensphase als "Empty Nest". Die Zeit der aktiven Elternschaft ist vorbei, nach vielen turbulenten Familienjahren werden aus Vater und Mutter wieder Mann und Frau in einer Zweierbeziehung. Die Gefühle dabei sind zwiespältig: Neben die Trauer über den Abschied einer intensiven Lebensphase mit den Kindern tritt die Suche nach neuen Lebensinhalten und Aufgaben.

Väter bedauern oft geringe Beteiligung an der Erziehung
"Es sind verstärkt die Väter, die unter dem Auszug der Kinder leiden", stellt der Familienberater Dr. Jan-Uwe Rogge aus Bargteheide (Schleswig-Holstein) fest. Den Grund hierfür sieht Dr. Rogge in der Einsicht der Männer, dass sie zum aktiven Vatersein zu spät kommen. Bei den Vätern ist zu diesem Zeitpunkt der Höhepunkt in der Berufslaufbahn überschritten. Der berufliche Druck hat nachgelassen, das Ende der Karriereleiter ist erreicht. Jetzt, da die Väter Zeit für die Familie haben, ziehen die Kinder aus.

"Die Männer sehnen sich nach den Jahren des harten Berufsalltags nach einem geborgenen und harmonischen Familienleben und möchten nun ihren Beitrag zur Erziehung der Kinder leisten", so Dr. Rogge. Diese "Last-Minute-Erziehung" scheitert jedoch am Alter der Kinder - die Ratschläge des Vaters sind nicht mehr erwünscht. "Väter leiden vermehrt unter dem Empty-Nest-Syndrom, einer Bündelung psychosomatischer Erkrankungen", sagt auch PD Dr. Christiane Papastefanou, Erziehungswissenschaftlerin an der Universität Mannheim.

Frauen identifizieren sich heute nicht ausschließlich mit der Mutterrolle
Zwar sind auch Frauen mit einer starken Konzentration auf die Mutterrolle nach dem Auszug der Kinder gefährdet, am Empty-Nest-Syndrom zu erkranken, aber immer mehr Frauen betrachten laut Dr. Papastefanou den Auszug der Kinder als Entlastung und Chance für die eigene Entwicklung, wie Studien belegten. Die Verwirklichung eigener Lebensvorstellungen wird durch den Auszug der Kinder erleichtert, da sich die täglichen Arbeiten im Haushalt verringern.