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Unfälle beim Spielen: Manchmal ersetzt ein Taschentuch das Pflaster

Mit den Temperaturen steigt auch die Gefahr, dass sich Kinder beim Toben und Spielen im Freien verletzen. Meist handelt es sich nur um harmlose Schürfwunden. Dennoch ist es gut, wenn Eltern ein paar Erste-Hilfe-Maßnahmen im Kopf haben.....

Wichtig ist eine gute Wundversorgung, damit die Wunde nicht weiter mit Keimen und Krankheitserregern verunreinigt wird. Außerdem wird die Blutung gestillt und der Wundbereich ruhig gestellt, was die Schmerzen lindert. Für kleine Schürfwunden reicht meist ein Pflaster. «Es muss gut saugfähig und luftdurchlässig sein», erklärt Gunhild
Kilian-Kornell, Sprecherin des Berufsverbandes der Kinder-und Jugendärzte in Köln. Bunt bedruckte Kinderpflaster schützen nicht nur die Wunde, sondern spenden auch Trost und lenken die Kinder von ihren Schmerzen ab. «Jede noch so kleine Wunde ist infektionsgefährdet und
muss versorgt werden», betont die Kinder- und Jugendärztin. Keinesfalls sollten dicke Salben auf die Verletzungen aufgetragen werden, da die Wunde nicht luftdicht verschlossen werden darf. «Es muss Luft ran, denn zum Beispiel die gefährlichen Tetanuserreger können sich unter Luftabschluss gut vermehren», erklärt Kilian-Kornell.

Erste Hilfe vor Ort
Allerdings ist der Verbandskasten nicht immer in Reichweite. Verunglückt das Kind beispielsweise auf einem Spielplatz, sollten Eltern die Wunde zunächst mit einem sauberen Taschentuch vorsichtig abtupfen. Fehlt ein sauberes Tuch, trocknet die Wunde am besten in der Luft. Wenn die Wunde stark blutet, hilft ein Paket Taschentücher, das fest auf die Wunde gedrückt und mit einem Halstuch zur Blutstillung fest gebunden wird.

«Bei Bisswunden im Gesicht sollten Eltern allerdings sofort den Arzt aufsuchen», rät sie. Auch die Erste-Hilfe-Experten des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Berlin warnen in ihrem Ratgeber «Erste Hilfe bei Kindern» vor der Infektionsgefahr durch Bisswunden. «Durch den Biss werden Erreger aus dem Maul der Tiere in die Wunde übertragen. Hinzu kommt, dass das Gewebe im Wundbereich oft gequetscht ist und somit eine geringere Widerstandsfähigkeit gegen eindringende Keime hat». Generell gilt für alle Wunden: Wenn zwei bis drei Tage nach der Verletzung die Wunde gerötet ist, schmerzt und pocht, muss sie vom Arzt untersucht werden.

Manche Stürze mit dem Fahrrad, Skateboard oder den Inlinern haben allerdings ernsthaftere Folgen, die sich nicht mehr mit einem Trostpflaster beheben lassen. Typische Sport-und Spielverletzungen sind zum Beispiel Zerrungen, Muskelfaserrisse, Muskelrisse, Bänderdehnungen oder auch Knochenbrüche. Der DRK-Ratgeber nennt einige Anzeichen, an denen sich diese Verletzungen erkennen lassen:
Dazu gehört ein unmittelbar eintretender, oft starker Schmerz. Die betroffene Muskelregion wird kraftlos, die Beweglichkeit ist eingeschränkt oder gar nicht mehr vorhanden. Durch Blutungen ins Gewebe entstehen Schwellungen und die verletzte Stelle reagiert empfindlich auf Druck. Eine genaue Diagnose kann nur der Arzt treffen.

Wichtig ist aber die richtige Erste Hilfe, um weiter gehende Schädigungen zu vermeiden. Dafür wird die betroffene Körperregion ruhig gestellt, wenn möglich hochgelagert, und mit Kältepackungen, Eisbeuteln oder kalten Umschlägen gekühlt. Allerdings dürfen Kältepackungen und Eisbeutel nie direkt auf die Haut gelegt werden. Zunächst wird also die Haut mit einem Tuch abgedeckt und dann mindestens 30 bis 45 Minuten gekühlt. Anschließend muss das Kind in ärztliche Behandlung.

Gefahrenquelle Garten
Eine Gefahrenquelle für Kinder bilden im Frühjahr und Sommer auch die verlockenden Gewächse im Garten oder Park. Immer wieder naschen besonders kleinere Kinder verbotene Beeren. Zwar überwiegen bei Kindern Vergiftungen durch Medikamente und Haushaltschemikalien, trotzdem sollten Eltern wissen, welche Pflanzen in ihrem Garten, in Parkanlagen oder an Straßenrändern wachsen. «Kinder sollten giftige Pflanzen kennen lernen», betont Carola Seidel, stellvertretende Leiterin der Informationszentrale gegen Vergiftungen des Landes Nordrhein-Westfalen in Bonn. Sie empfiehlt dazu zum Beispiel einen
Familienausflug in einen botanischen Garten.

Besteht der Verdacht, dass ein Kind von giftigen Pflanzen gegessen hat, ist ruhiges und besonnenes Handeln angesagt. «Lösen sie bei dem Kind kein Erbrechen aus und geben Sie keine Milch zu trinken», betont Seidel. Wichtig ist es, dem Kind sofort den Mund mit Wasser auszuwaschen. So werden Reste, die noch auf der Zunge sind, nicht hinunter geschluckt. Auch die Hände müssen gewaschen werden, damit nichts in die Augen gerieben wird. Dann sollte sofort eine der
Informationszentralen für Vergiftungen angerufen werden. Die Ärzte interessiert vor allem wann, was und wie viel eingenommen wurde. Anschließend nennen die Berater die nötigen Erste-Hilfe-Maßnahmen.

Weitere Informationen in der Rubrik "Erste Hilfe " und in den Informationszentralen, die für Vergiftungen in fast allen Bundesländern eingerichtet sind. Die übergeordnete Zentrale, insbesondere bei Kindernotfällen, befindet sich an der Universitätskinderklinik in Berlin und ist unter der Telefonnummer
030/192 40 zu erreichen; Grundsätzliche Informationen über Giftpflanzen gibt es auf der Homepage der Bonner Informationszentrale
unter www.meb.uni-bonn.de/giftzentrale/.