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Schulverweigerung: Was Eltern wissen sollten

Kinder fällt es insbesondere nach den Ferien oft schwer, wieder in die Schule zu gehen. Aber was, wenn sich Kinder regelmäßig weigern, morgens aufzustehen oder nach Hause wollen, wenn sie in der Schule sind? Dies können erste Anzeichen für Schulverweigerung sein.

Dr. Julie Saflarski vom Family Institute an der Northwestern Universität in Evanston, Illinois (USA) zufolge unterscheidet sich Schulverweigerung vom typischen Schulschwänzen. Es ist viel schwerwiegender als „blau zu machen“ oder an einem Tag vorzutäuschen, krank zu sein, um sich mit Freunden zu treffen.

Emotionaler Stress häufig Auslöser

Schulverweigerung gehört zu bestimmten Verhaltensweisen, die bei emotionalen Stress entstehen. Dieser kann u.a. durch die Schulumgebung ausgelöst werden. Angststörungen und/der Depressionen wirken verstärkend. Schulverweigerung ist ein schrittweiser Prozess, der sich mit der Zeit verschlimmert, wenn nicht gegengesteuert wird. Wiederkehrende Anzeichen sind:

  • Das Kind fehlt unentschuldigt.
  • Es kommt verspätet in die Klasse.
  • Es fehlt an wichtigen Tagen, wo Tests, Referate oder Sportunterricht stattfinden.
  • Es möchte oft ins Krankenzimmer der Schule.

Jedes Kind hat andere Gründe dafür, warum es nicht in die Schule mag. Schulverweigerung kann mit harmlosen Dingen beginnen (s.o). Je länger sie anhalten, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Situation eskaliert.
Schätzungsweise 1-5% aller Kinder im schulpflichtigen Alter neigen zur Schulverweigerung. Am häufigsten tritt Schulverweigerung bei Kindern im Alter zwischen fünf und sechs Jahren auf, wenn sie zum ersten Mal in die Schule kommen. Auch bei anderen stressigen Übergangsphasen sind Kinder gefährdet, eine Abneigung gegen die Schule zu entwickeln und Gelegenheiten zu suchen, von der Schule fern zu bleiben, wie z.B. beim Übergang von der Grundschule in die Realschule oder ins Gymnasium.

Gründe für das Verweigern

Die amerikanische Vereinigung der Schulpsychologen, National Association of School Psychologists (NASP), hat einige Gründe identifiziert, warum Schüler, die Schule verweigern. Zu den häufigsten Ursachen gehören:

  • Angst: Kindern macht es Angst, von zuhause weg zu sein; sie fürchten, vor der Klasse stehen und etwas sagen zu müssen; sie haben Angst davor, sich vor ihren Klassenkameraden zu blamieren oder erniedrigt zu werden.
  • Depression: Einige Schüler leiden unter depressiven Symptomen, die ihre Motivation, in die Schule zu gehen, beeinträchtigen.
  • Mobbing: Manche Schüler werden entweder in der Schule gemobbt oder haben Angst davor.
  • Gesundheitsbezogenen Befürchtungen: Kinder können körperliche Beschwerden bekommen, wenn sie unter viel Stress leiden. Manchmal kann das Kind auch wieder nachhause wollen, nachdem es eine Zeitlang krank zuhause war.

Wenn ein Elternteil bemerkt, dass sich das Verhalten ihres Kindes verändert oder einige der genannten Warnzeichen auftreten, ist es wichtig, dass Vater und Mutter versuchen sich in das Kind hineinzuversetzen und es zu verstehen. Schulverweigerung kann manchmal auch auf Opposition beruhen: Das Kind weigert sich, die Wünsche der Eltern zu erfüllen. Doch kommen in der Regel dann auch noch andere Faktoren hinzu.

Die NASP gibt einige Tipps für Eltern im Umgang mit Schulverweigerung:

  • Eltern sollten mit Kind zu seinem Kinder- und Jugendarzt. Ein Kind kann auch unter körperlichen Beschwerden leiden, so dass es während der Schulzeit aus dem Klassenzimmer oder nachhause gehen will. Der Pädiater sollte Krankheiten ausschließen oder gesundheitsbezogenen Probleme behandeln.
  • Einbeziehung des Lehrers. Eltern sollten so viel wie möglich an Schulbelangen teilhaben. Lehrer sehen das Verhalten eines Kindes oft aus einem anderen Blickwinkel und haben Erfahrungen im Schulbetrieb, die Eltern fehlt. Der Lehrer kann evtl. mit den Eltern einen Plan entwickeln, wie die Re-Integration gelingen kann und sich ein Kind in der Schule wieder wohler zu fühlen kann.
  • Eltern sollten bestimmt, aber freundlich bleiben. Eltern fühlen oft mit ihrem Kind mit und können das Verhalten unbewusst unterstützen, wenn sie ihrem Kind erlauben, zuhause zu bleiben. Trotzdem sollten beide Elternteile versuchen bestimmt zu bleiben und ihr Kind weiterhin in die Schule schicken, wenn es gesund ist. Je länger ein Kind zu Hause bleiben darf, desto härter wird es für es, dann wieder in die Schule zu gehen.
  • Bei Angststörungen und / oder Depressionen bedarf es einer Therapie. Wenn eine Angststörung und / oder Depression das Lernen des Kindes beeinträchtigen, ist es wichtig, professionelle Hilfe zu suchen. Dort lernt ein Kind, wie es angemessen mit unangenehme Emotionen umgehen kann, anstatt sie zu vermeiden. Der Kinder- und Jugendarzt berät Eltern, ob therapeutische Maßnahmen sinnvoll sind und wo entsprechende Angebote zur Verfügung stehen.

Quelle: The Family Institute at Northwestern University, Evanston, Illinois (USA) (<link https: thefamilyinstitute.wordpress.com school-refusal-what-parents-need-to-know _blank external-link-new-window external link in new>1, <link https: thefamilyinstitute.wordpress.com why-does-my-child-refuse-to-go-to-school _blank external-link-new-window external link in new>2)