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Kinderärzte: Viele Therapien bei Kindern sind unnötig

Die starke Zunahme therapeutischer Behandlungen bei Kindern hängt nach Ansicht von Kinderärzten auch mit Fehlverhalten im Elternhaus zusammen. Eltern dürften ihren Kindern nicht nur "Fernsehen und Pommes" anbieten, kritisierte Professor Hans-Georg Schlack (Bonn), Experte für Kindertherapien, am Dienstag beim Herbstkongress des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte in Bad Orb. Die Kommunikation werde häufig vernachlässigt und laufe oft nur noch über Medien. Vernachlässigung im Elternhaus spiele bei Entwicklungsstörungen von Kindern eine große Rolle.

Viele Sprach- und Bewegungstherapien bei Kindern sind nach Ansicht des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte unnötig. Es sei nicht immer notwendig, dass ein Kind, „dass spät zu sprechen anfängt, unbedingt eine Therapie bekommen muss“, sagte Professor Hans-Georg Schlack (Bonn), Experte für Kindertherapien, am Dienstag beim Herbstkongress des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte in Bad Orb. Ein Viertel aller Kinder, die gesund geboren werden, bekommen ihm zu Folge bis zum 8. Lebensjahr eine Behandlung wegen einer Entwicklungsstörung. Der Mediziner hält auch die Vernachlässigung im Elternhaus für eine Ursache. Zugleich warnte der Verband vor unseriösen Therapie-Angeboten.

Eltern dürften ihren Kindern nicht nur "Fernsehen und Pommes" anbieten, sondern müssten wieder mehr mit ihnen spielen, kritisierte Schlack. Die Kommunikation werde häufig vernachlässigt und erfolge oft nur noch über Medien. "Die Eltern laufen auch nicht mehr mit ihren Kindern zum Kindergarten, sondern fahren", kritisierte Schlack. Wenn Kinder auf Grund von Fehlverhalten im Elternhaus in der Entwicklung beeinträchtigt seien, sei das nicht "mit einer halben Stunde Ergotherapie in der Woche" zu beheben.

Kinder werden dem Verband zu Folge oft auch vorschnell therapiert. Rückschritte in der Entwicklung könnten auch ganz natürlich wieder aufgeholt werden. Kinderärzte gerieten aber unter Druck, weil häufig Kindergärtnerinnen die Eltern mit ihrem Kind gleich zum Logopäden schickten, ohne dass der Arzt vorher eine Diagnose gestellt habe, berichtete der Verband während seiner Tagung mit rund 900 Kinder- und Jugendärzten. Zudem gebe es auf Grund der starken Zunahme von Therapeuten auch einige, die unterbeschäftigt seien und kostenlos in Kindergärten kämen, sagte Therapie-Experte Schlack.

Die Kinderärzte warnten zugleich vor unseriösen Therapie- Angeboten, die den Eltern nur Geld aus der Tasche zögen. So sei die Therapie mit Delfinen "reine Esoterik", meinte Schlack. Bei einigen Angeboten fehle die wissenschaftliche Grundlage. Alle notwendigen Therapien werden von Kinder- und Jugendärzten veranlasst und durchgeführt.

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