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Jugendmedizin-Kongress 2002: Neue Wege für übergewichtige Kinder

Immer mehr Kinder und Jugendliche sind übergewichtig und leiden unter den Folgeerkrankungen. Jeder 4. Jugendliche in Deutschland ist zu dick. 10% der Teenager leiden sogar an krankhafter Fettsucht (Adipositas). Als Ursache sehen Mediziner meist mangelnde Bewegung. Auf dieses Manko macht der 8. Deutsche Kongress für Jugendmedizin in Weimar an diesem Wochenende aufmerksam....

"Lust oder Frust – Bewegungsarmut und Adipositas" ist der Titel des 8. Deutschen Kongresses für Kinder- und Jugendmedizin. An diesem Wochende kommen circa 1000 Mediziner, Psychologen, Ernährungswissenschaftler und Pädagogen in Weimar zusammen, um auf das mangelhafte Angebot für spontane Bewegung für Kinder aufmerksam machen. Folge des zunehmenden Bewegungsmangels bei Kindern ist häufig das Übergewicht bis hin zur Fettsucht (Adipositas). Die Adipositas gilt wiederum als Ursache für Krankheiten, wie z.B. Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankungen. "Der D-Zug Adipositas wird immer voller und rast mit schweren Folgekrankheiten im Gepäck in die Zukunft", meinte Dr. Uwe Büsching, Vorsitzender des Ausschusses "Jugendmedizin" des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) und Leiter des diesjährigen Jugendmedizin-Kongresses und weiter: "Kinder bewegen sich heutzutage maximal etwa 30 Minuten täglich wirklich aktiv". Studien haben ergeben, dass über 17% der Kinder mit mehr als zweistündigem Fernsehkonsum täglich fettsüchtig sind. Bei Kindern, die weniger Zeit vor dem Fernseher verbringen, sinkt die Tendenz zum Übergewicht.

Aktuelle Zahlen aus Thüringen
Untersuchungen im Freistaat Thüringen zufolge hat sich die Zahl der übergewichtigen Kinder im Alter zwischen 6 und 14 Jahren von 1993/94 bis 1999/2000 ungefähr verdoppelt. Der Anteil adipöser Kinder an der Gesamtzahl aller eingeschulten Kinder betraf 1993/94 2,7 % und im Jahr 1999/2000 5,9%. Bei den 10- und 11jährigen stieg der Anteil von 1993/94 4,0% auf 10,2% im Jahr 1999/2000. Bei den älteren Kindern war eine geringere Beteiligung an der Untersuchung zu verzeichnen. Doch auch bei den 14- und 15jährigen nimmt die Zahl übergewichtiger Jugendlicher tendenziell zu (1993/94 4,5% gegenüber 1999/2000 8,5%).
Hauptschüler sind deutlich mehr von Fettsucht betroffen als Gymnasiasten. Soziale Armut und mangelnde Zuwendung für die Kinder begünstige den Trend zum Dicksein. Am deutlichsten ist die Zunahme übergewichtiger Kinder in der Gruppe der Elf- bis Zwölfjährigen auszumachen.

Maßnahmen gegen das Übergewicht
"Als Maßnahme gegen die gefährliche Entwicklung in Thüringen strebt der BVKJ eine Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Ernährung und dem Landessportbund an. Außerdem eine Vergrößerung des Radwegenetzes unter dem Motto „Gesund durch Radfahren", erklärte Dr. Gunhild Kilian-Kornell, Pressesprecherin des BVKJ. Auch mit einem "Essenstagebuch" können Eltern übergewichtiger Kinder ihren Sprösslingen beim Abnehmen helfen. Das empfahl der Kreuztaler Kinder- & Jugendarzt Dr. Wolfram Hartmann. In dem Heft sollte all das genau aufgeschrieben werden, was die Kinder den Tag über essen. "Man sieht auf den ersten Blick, wie oft man überflüssige Dickmacher verzehrt", so der Mediziner. Begleitend dazu sei die regelmäßige Gewichtskontrolle und die professionelle Ernährungsberatung durch einen Kinder- & Jugendarzt wichtig. "Mindestens einmal am Tag sollten sich Kinder zudem so bewegen, dass sie nass geschwitzt sind," rät Hartmann. "Diät alleine macht keinen Sinn." Hilfe beim Abnehmen durch die Eltern könne auch bedeuten, dass die Ernährungsgewohnheiten der Familie komplett umgestellt werden müssten. "Und bei sportlichen Aktivitäten ihrer Kinder sollten die Eltern mitmachen."

Weitere Informationen zu übergewichtigen Kindern & Jugendlichen finden Sie in der Rubrik Krankheiten A-Z "Übergewicht/Adipositas" und auf der Website der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter: www.a-g-a.de