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Große Gesundheitsstudie LIFE: neue Zwischenbilanz liegt vor

Auf der Basis von inzwischen gut 4.200 erwachsenen und knapp 2.700 nicht erwachsenen Studienteilnehmern veröffentlicht das Leipziger Forschungszentrum für Zivilisationserkrankungen (LIFE) der Medizinischen Fakultät aktualisierte Zwischenergebnisse. Das Teilergebnis bei Kindern und Jugendlichen: Depressionen sind ein unterschätztes Problem. Von 500 weisen knapp 10% eine depressive Störung auf. Ein weiteres Resultat: Viele Kinder und Jugendliche leiden unter einer Vitamin-D-Unterversorgung.

Auf der Basis von inzwischen gut 4.200 erwachsenen und knapp 2.700 nicht erwachsenen Studienteilnehmern veröffentlicht das Leipziger Forschungszentrum für Zivilisationserkrankungen (LIFE) der Medizinischen Fakultät aktualisierte Zwischenergebnisse. Das Teilergebnis bei Kindern und Jugendlichen: Depressionen sind ein unterschätztes Problem. Von 500 weisen knapp 10% eine depressive Störung auf. Ein weiteres Resultat: Viele Kinder und Jugendliche leiden unter einer Vitamin-D-Unterversorgung.

Seit dem Startpunkt vor zwei Jahren sind bis heute knapp 2.700 Kinder und Jugendliche in die LIFE CHILD-Studie aufgenommen worden. Da sie als Langzeitstudie mit jährlichen Wiederholungen angelegt ist, hat ein Großteil der Kinder, Eltern und Schwangeren den Untersuchungsparcours bereits zwei oder mehrmals absolviert.

Ein wichtiger Forschungsbereich betrifft Referenzwerte, die behandelnden Ärzten in der Gesundheitsversorgung zur Einschätzung dienen, ob ein Untersuchungswert normal oder krankhaft ist. Zum großen Teil fehlen solche Maßstäbe im Kindesalter noch. LIFE CHILD erstellt aktuell Referenzwerte für Schilddrüsen, Nieren- und Knochenparameter. In den Auswertungen ist zu erkennen, dass die Blutkonzentration von dem für den Knochenaufbau bedeutendem Vitamin D bei den meisten Kindern und Jugendlichen nach dem zweiten Lebensjahr deutlich unter der empfohlenen Blutkonzentration liegt. Die Ursache und Auswirkungen für Erkrankungen wie Osteoporose im Erwachsenenalter, werden noch untersucht. Dass eine Verbindung zum veränderten Freizeitverhalten mit intensiver Mediennutzung in geschlossenen Räumen besteht, ist wahrscheinlich.

In Bezug auf die Früherkennung von Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus Typ II oder von Herz-/Kreislauferkrankungen zeigt sich, dass der sogenannte Body-Maß-Index (BMI), das Verhältnis aus Größe und Gewicht im Kindesalter nicht wie bei Erwachsenen taugt. Die LIFE-Wissenschaftler greifen vielmehr auf die 3D-Körpervermessung und Volumenmessungen mittels Bodyscanner zurück und sehen darin auch die Zukunft für die Arztpraxis.

Bei Kindern sind Depressionen ein unterschätztes Problem
Im Teilprojekt „Psychische Entwicklung/Depression“ unter Leitung von Prof. Kai von Klitzing werden Menschen im Alter von 8 bis 14 Jahren im Hinblick auf Risiko- und Schutzfaktoren für psychische Erkrankungen, insbesondere Depressionen, untersucht. Bisher wurden über 500 Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern in die Studien aufgenommen, vermittelt über die beiden Leipziger Kinderpsychiatrischen Kliniken am Universitätsklinikum und im Parkkrankenhaus, über die LIFE CHILD Gesundheitsstudie sowie über eine Gruppenauskunft des Meldeamts. Knapp 10 % aller bisher untersuchten Kinder und Jugendlichen weisen alle Kriterien einer aktuellen depressiven Störung auf. Jedes 5. Kind, das über die Kliniken einbezogen wurde, hat oder hatte eine depressive Störung. Viele der Kinder leiden außerdem an anderen psychischen Problemen. Depressionen, Ängste aber auch Verhaltensauffälligkeiten treten bei ihnen besonders häufig gleichzeitig auf. Dabei weisen Kinder mit psychischen Störungen deutlich mehr psychosoziale Belastungsfaktoren innerhalb der Familie und mit Gleichaltrigen auf als gesunde Kinder. Allein 35 % der Studienteilnehmer mit einer depressiven Störung haben Eltern, die selbst mit einer solchen Problematik leben. Vor diesem Hintergrund empfehlen die Wissenschaftler, die auslösenden und aufrechterhaltenden Bedingungen für psychische Störungen langfristig und umfassend zu erfassen. Familien sollten über 10 Jahre hinweg alle 2 Jahre untersucht werden.

Hintergrundinformation zur LIFE-Gesundheitsstudie
LIFE ist ein Großforschungsprojekt der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig und steht für "Leipziger Forschungszentrum für Zivilisationserkrankungen". Das Wissenschaftsnetzwerk ist den Ursachen wichtiger Volkskrankheiten auf der Spur. Im Zentrum der Forschung stehen Gefäßerkrankungen und Herzinfarkt, Diabetes mellitus und Adipositas, Depression, Demenz, Entzündungen der Bauchspeicheldrüse, Kopf- und Halstumore sowie Allergien und Stoffwechselstörungen. Bis 2014 sollen rund 26.500 Leipziger Kinder und Erwachsene in die Studie aufgenommen und dafür klinisch wie bioanalytisch untersucht sowie zu ihren persönlichen Lebensbedingungen befragt werden. LIFE will in großem Umfang das Zusammenspiel von genetischen Anlagen, Stoffwechsel, Umweltbedingungen und individuellem Lebensstil an einem Standort ergründen. Die so identifizierten neuen Faktoren dienen als Basis für innovative Diagnostik und gezielte Therapie- und Präventionsansätze. Das Forschungsprojekt wird mit insgesamt rund 40 Millionen Euro von der Europäischen Union und dem Freistaat Sachsen gefördert. LIFE ist das größte wissenschaftliche Vorhaben der sächsischen Landesexzellenzinitiative.

Quellen: idw, Universität Leipzig, LIFE

(Diana Smikalla, Pressestelle - Universität Leipzig)