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Giftnotruf: Im Notfall reicht ein Griff zum Telefonhörer

Kleine Kinder erkunden ihre Umwelt meist über den Mund. Leicht kann es passieren, dass sie etwas Giftiges verschlucken, zum Beispiel Reinigungsmittel oder ungenießbare Beeren. In Fällen wie diesen ist die Giftnotrufstelle ein lebensrettender Ansprechpartner. Wo Sie sich im Notfall hinwenden können lesen Sie hier.....

Kleinkinder erforschen ihre Umwelt in einer bestimmten Altersphase hauptsächlich mit dem Mund. Da können schon mal etliche „harmlose“ Multivitamintabletten aus Mamis`und Papis` Badeschrank in ein neugieriges Mäulchen verschwinden. Was tun? Ob und welche medizinische Massnahmen ergriffen werden müssen, wissen Experten. Deshalb ist ein Anruf bei der Giftnotrufzentrale der nächste Schritt.

An der Universitätsklinik Freiburg gibt es z.B. eine solche Giftnotrufstelle. Die Vergiftungsinformationszentrale (VIZ) an der Universitätsklinik Freiburg ist die einzige Stelle dieser Art in Baden-Württemberg. Die Nachfrage steigt seit Jahren kontinuierlich. Im vergangenen Jahr hat die Giftnotrufzentrale mehr als 10 000 Anfragen von Hilfesuchenden aus dem ganzen Land beantwortet, sagt die Leiterin der Einrichtung, Maren Hermanns-Clausen. Dies ist ein neuer Rekord. Zu den Anrufern gehören nicht nur besorgte Eltern, sondern auch Ärzte sowie Mitarbeiter von Rettungsdiensten, Polizei, Feuerwehr und Gesundheitsbehörden.

60% der Vergiftungsfälle, mit denen es die 1968 gegründete Zentrale in Freiburg zu tun hat, betrifft Kinder im Alter bis zu sechs Jahren. Die Palette der versehentlich oder verbotener Weise verschluckten Stoffe ist bunt und reicht von Shampoos, Kosmetika über Medikamente, Knopfzellen bis hin zu Zigaretten. Häufig haben es die Internistin und ihr Team auch mit Suizidversuchen zu tun, die besonders in der Gruppe der 15- bis 65-Jährigen auffallen. Aber auch Unfälle mit Spritzmitteln oder ätzenden Chemikalien, der Verzehr giftiger Pilze, der Biss einer Kreuzotter oder Drogennotfälle verursachen einen Notruf beim VIZ. Die Beratung ist für die Anrufer kostenlos.

Ruhe bewahren!

“Eine ganz wichtige Regel heißt Ruhe bewahren“, rät Hermanns- Clausen im Falle einer Vergiftung. Es dürfe weder Salzwasser noch Milch verabreicht oder der Patient zum Erbrechen gebracht werden, da dies den Zustand erheblich verschlimmern kann. „In schweren Fällen sollte sofort der Notarzt gerufen werden“, rät die Ärztin. Vergiftungen können jedoch häufig vermieden werden. So sollten Haushaltschemikalien immer kindersicher aufbewahrt werden. Auch Reinigungsmittel dürfen niemals in Getränkeflaschen umgefüllt werden. Zur Erstbehandlung daheim rät sie Eltern, Entschäumer und Aktivkohle aus der Apotheke bereit zu halten.

Das Notruftelefon ist unter der Nummer 0761/19240 rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr besetzt. Die beratenden Ärzte werden unter anderem von einer Apothekerin unterstützt. Ihnen stehen spezielle elektronische Datenquellen sowie aktuelle Literatur über Giftstoffe zur Verfügung. Aus dem Verlauf einer Vergiftung ergeben sich oft wichtige neue Informationen, die in späteren Fällen die Beratung erleichtern. Auch tauschen sich die Ärzte mit den bundesweit acht weiteren Giftinformationszentralen aus. Momentan arbeitet die Freiburger Zentrale an einer neuartigen Software, die es beispielsweise Pharmaunternehmen erlaubt, die Daten ihrer Produkte direkt an das VIZ zu liefern.

Mehr Informationen zum Thema Vergiftungen finden Sie in der Rubrik "Erste Hilfe" und im Internet bei der Vergiftungsinformationszentrale der Universität Freiburg .