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Föhn-Wetterlagen erhöhen die Gefahr des Plötzlichen Kindstods

Eine Studie aus Süddeutschland und der Schweiz legt nahe, dass Wärmeeinbrüche im Winter das Risiko für einen Plötzlichen Kindstod erhöhen, wenn Babys übermäßig zugedeckt sind oder im Elternbett schlafen. Der kleine Körper kann den Temperaturanstieg noch nicht so gut ausgleichen, so dass es zu einer Überwärmung kommen kann...

Die Gefahr des Plötzlichen Kindstods steigt mit warmen Wetterlagen im Winter. Das ist das Ergebnis einer mehrjährigen Studie aus Süddeutschland und der Schweiz. "Eine zwölfjährige Untersuchung ergab, dass 94% der Unglücksfälle mit Föhn-Wetterlagen verbunden waren", sagte Prof. Dr. med. Ekkehart Paditz von der Babyhilfe Deutschland. Gefahr bestehe, wenn Säuglinge übermäßig zugedeckt seien oder mit im Elternbett schliefen. Die Studie wurde an der Universität Zürich erarbeitet und jetzt publiziert.

Die Untersuchung der Rechtsmedizinerin Prof. Dr. Gisela Molz nahm 728 Kindstod-Fälle aus den Regionen Zürich und Freiburg in den Jahren 1984 bis 1995 unter die Lupe. Sie kam zu dem Ergebnis, dass in fast allen Fällen über Nacht die Außentemperatur wenige Stunden vor dem Unglück um mehrere Grad gestiegen war. Erstmals wurde dabei eine Verbindung zwischen Wetterlage und Plötzlichem Kindstod hergestellt. Bislang galt der Zeitpunkt seines Eintritts als Zufall.

Temperaturanstieg kann Überwärmung verursachen
"Ursache für den Tod ist dabei offenbar, dass manche Babys einen raschen Temperaturanstieg nicht gut genug ausgleichen können", sagte Professor Paditz. Es komme daher zu einer Überwärmung. Dies bestätigen aktuelle Fälle. Erst im Januar waren Säuglinge in Dresden und Leipzig gestorben, nachdem über Nacht Wetterverhältnisse wie im Frühling eingetreten waren. Bei den verstorbenen Kindern wurde eine deutlich überhöhte Körpertemperatur festgestellt.

Mehrere Risiken bereits bekannt
Professor Paditz empfahl, Babys bei bevorstehenden Wärmeeinbrüchen in der kalten Jahreszeit entgegen dem Mutterinstinkt nicht mit zusätzlichen Bettdecken zu wärmen. Auch der Trend zum "Bettsharing", bei dem Babys mit im Elternbett nächtigen, berge Risiken. Optimal sei eine eigene Wiege im elterlichen Schlafzimmer, Temperaturen zwischen 16 und 18 Grad Celsius und gute Durchlüftung. Zudem müsse darauf geachtet werden, dass Hitze aus den Betten entweichen könne.

Der Plötzliche Kindstod ist in Deutschland die häufigste Todesart von Kindern im ersten Lebensjahr nach der Neugeborenenperiode. Im Jahr 2002 wurden bundesweit 367 Fälle beklagt. 1996 waren es noch mehr als 700 Kinder. Nach Aufklärungskampagnen, die vor Bauchlage, Zigarettenrauch und zu warmer Umgebungstemperatur warnten, waren die Zahlen gesunken.