Ein Fünftel aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland leidet laut dem Berufsverband für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie an einer seelischen Störung. Die Bandbreite der Erkrankungen reicht von Kontaktschwierigkeiten über Essstörungen bis hin zu Depressionen. Junge Menschen sind zunehmend orientierungslos und finden bei ihren oftmals ebenso überforderten Eltern keine Unterstützung.
Kinder und Jugendliche müssen sich ihre Persönlichkeit selbst stricken, es gibt keine Rollenbilder mehr, die sie übernehmen können - so die Erklärung des Jugendpsychiaters Dr. Edelhard Thoms vom Park-Krankenhaus Leipzig. Dadurch werde die ohnehin problematische Zeit der Pubertät noch schwieriger. In der Folge müssten Kinder mit einer immer komplexeren Welt allein zurechtkommen. Gleichzeitig hätten sie aber nie gelernt, mit diesem Druck umzugehen. „Erwachsen werden ist noch nie einfach gewesen, aber auf Seiten der Eltern fehlt es heute an entsprechenden Kompetenzen“, erläuterte Dr. Thoms. Immer mehr Menschen seien mit der Erziehung überfordert.
Erwachsene, die nicht mehr weiter wüssten, griffen häufig zu Gewalt. Die erfahrene Gewalt verarbeiteten die betroffenen Kinder aber nicht, sondern würden sie mit Drogen „behandeln“ oder wiederum selbst aggressives Verhalten zeigen, so Dr. Thoms.