Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Tourette-Syndrom (Ticstörung)

Therapie

Eine Therapie zur vollkommenen Heilung gibt es bisher nicht. Die meisten Kinder mit Tourette-Syndrom werden durch ihre Tics nicht wesentlich beeinträchtigt und benötigen deshalb keine Medikamente oder fachliche Hilfe.

Zur medikamentösen Behandlung des Tourette-Syndroms stehen viele verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung. Die Behandlung der Patienten erfolgt immer ganz individuell. Sind die Tics besonders stark oder neigen die Patienten zur Selbstverletzung (Autoaggression) können u.a. Dopaminantagonisten (z.B. Neuroleptika) helfen (z.B. Sulpirid, Tiaprid, Pimozide und Haloperidol). Sie hemmen das Informationssystem im Gehirn, dessen Botenstoff das Dopamin ist. Gerade mit neueren, so genannten atypischen Neuroleptika (z.B. Risperidon, Olanzapin) konnten in einigen Studien Behandlungserfolge erzielt werden.

Neben den Dopaminantagonisten können auch Dopaminagonisten (z.B. Pergolid), die das Informationssystem des Gehirns, dessen Botenstoff das Dopamin ist, fördern, helfen. Bei zusätzlichen Zwangserkrankungen oder Angststörungen kann beispielsweise Clomipramin, Fluvoxamin, Paroxetin oder Fluoxetin sinnvoll sein. Die genannten Wirkstoffe können auch Depressionen mindern.

Substanzen, die sich bei der Behandlung von <link typo3 bvkj krankheit>ADHS bewährt haben, werden auch bei Kindern, die gleichzeitig am Tourette-Syndrom leiden, erfolgreich eingesetzt. Die meisten Medikamente haben jedoch auch Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Appetitsteigerung mit Gewichtszunahme, Schwindel, Konzentrationsminderung, oder Muskelsteifheit.

Kombinationsbehandlung

Da Tourette-Patienten sehr unterschiedlich auf die Medikamente reagieren können, ist es schwierig, das richtige Medikament und die richtige Dosierung zu finden. Darüber hinaus kann mit dem Schwanken der Symptome auch eine andere Dosierung nötig werden. Je nach Krankheitsbild kann es notwendig sein, bei der Behandlung verschiedene Medikamente einzusetzen. Allerdings sind solche Kombinationsbehandlungen oft mit einem erhöhten Risiko für Nebenwirkungen verbunden.

Besteht der Verdacht, dass die Erkrankung die Folge einer bakteriellen oder viralen Infektion sein könnte, so kann eine Behandlung mit Antibiotika oder mit das Immunsystem unterstützenden Immunglobulinen in Erwägung gezogen werden.

Entspannung lernen

Entspannungsverfahren, Biofeedback-Techniken und anderen verhaltenstherapeutische Vorgehensweisen können helfen, die Stressreaktionen zu vermindern und die Selbstkontrolle über die Tics zu verbessern.

Alleinige Diätmaßnahmen oder tiefenpsychologische Behandlungen haben sich als nicht ausreichend effektiv erwiesen. Ergänzend können tiefenpsychologische und verhaltenstherapeutische Maßnahmen allerdings Begleiterkrankung günstig beeinflussen und die Fähigkeit zur Krankheitsbewältigung verbessern.

Operationen helfen selten

Spezielle Hirnoperationen werden nur bei extremen Fällen in Betracht gezogen. Dabei werden bestimmte kleine Areale zerstört, um schwerste Tics und Selbstverletzungen zu verhindern, die medikamentös nicht mehr beeinflussbar sind. Nur in einzelnen Fällen konnte mit dieser Methode aber eine Besserung erzielt werden.

In einem Einzelfall berichten Wissenschaftler auch von einer Symptomverbesserung nach tiefer Hirnstimulation ("deep brain stimulation"). Dabei werden Elektroden ins Gehirn gelegt, die durch eine elektrische Stimulation zu einer Unterbrechung der Hirnfunktion an umschriebener Stelle führt.