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Verbrennungen

Verbrennungen und besonders Verbrühungen gehören zu den häufigsten Unfällen im Kindesalter. Ähnlich wie bei Vergiftungen sind Kinder im ersten Entdeckungsalter zwischen 2 und 4 Jahren vorrangig gefährdet. Das Ausmaß der Verletzung ist abhängig von der Art des heißen Stoffes, seiner Temperatur und Einwirkungsdauer. Siedendes Wasser hat z. B. eine Temperatur von ca. 100°C, Öl in einer Friteuse ca. 200°C und eine offene Flamme ca. 1200°C. Schon 52°C heißes Wasser schädigt die Haut.

Eltern und Erzieher haben hier eine hohe Verantwortung, nicht nur Gefahrenquellen vor dem Kind aus dem Weg zu räumen, sondern ihr Kind auch in der Einschätzung von Gefahrensituationen altersgerecht zu unterweisen.

Eltern sollten in Abhängigkeit von der Verletzungsschwere entscheiden, ob Vorstellung beim Arzt selbst organisiert werden kann - wenn nicht, sollten sie unverzüglich den Notarzt bzw. die Feuerwehr anrufen.

Sofortmaßnahmen

Ruhe bewahren – keine Panik
1. Löschen
2. Kühlen
3. Notruf (Rettungsleitstelle, Notarzt)

Brand:

  • Es kommt auf schnelle Hilfeleistung an: Den Patienten mit Decken, durch Wälzen am Boden oder Wasser löschen.
  • Feuerlöscher nie auf den Kopf richten.

Verbrühung:

Nach einer Verbrühung im Gegensatz zu einer Verbrennung die Kleidung immer sofort entfernen.

  1. In den ersten 20–30 Minuten nach dem Unfall Kühlung der verletzten Areale für 10–15 Minuten mit handwarmem Wasser. Stoff, der mit der Brandwunde verklebt ist, löst sich im Wasserbad gut ab. Ist dieses nicht möglich, kalte nasse Tücher (die nicht fusseln) auflegen und häufig wechseln.
  2. Keine Kühlung bei Neugeborenen und Säuglingen sowie einer verletzten Körperoberfläche (VKOF) von mehr als 15%!
  3. Nach der Kühlung sollten die Wunden mit einem sauberen Tuch oder einer Wundauflage bedeckt werden.
  4. In Abhängigkeit von der Verletzungsschwere Transport im Rettungswagen in eine Kinderklinik oder eine auf die Behandlung von brandverletzten Kindern spezialisierte Klinik oder ein Schwerbrandverletztenzentrum für Kinder und Jugendliche.

Verbrennungsgrade

Man unterscheidet drei Verbrennungsgrade, deren Symptome sich langsam entwickeln, so dass das tatsächliche Ausmaß anfangs nicht immer eindeutig zu erkennen ist.

Bei Verbrennungen 1. Grades ist die Haut gerötet, heiß und geschwollen. Der Betroffene verspürt einen brennenden, ziehenden Schmerz.

Kommt es zur Hautrötung mit starker Schwellung, Blasenbildung und oberflächlicher Zerstörung der Haut mit starken Schmerzen, liegt eine Verbrennung 2. Grades vor. Bei Verbrennungen durch heiße Gegenstände oder zum Beispiel Fett bilden sich fast immer Blasen, die Wunde fängt bald an zu nässen.

Eine Verbrennung 3. Grades ist gekennzeichnet durch die vollkommene Zerstörung der Oberhaut und tieferer Gewebsschichten bis hin zur Verkohlung. Die Schmerzempfindlichkeit ist durch die Schädigung der Nervenenden stark vermindert. Die Haut wird weiß, es kann sich ein tiefer Schorf bilden.
Lebensgefahr besteht bei Erwachsenen, wenn 15% der Körperoberfläche verbrannt sind, bei Kleinkindern bereits ab 8%. Die Einschätzung der Verbrennungsfläche erfolgt nach der Neunerregel. Danach werden bei Erwachsenen Verbrennungen des Kopfes und des Halses mit 9%, der Arme mit je 9%, der Vorder- und Rückseite des Rumpfes mit je 2-mal 9%, des Genitales mit 1% und der Beine mit je 2 mal 9% angesetzt.
Bei Kindern gelten wegen der deutlich unterschiedlichen Körperproportionen folgende Werte: Kopf und Hals 16%, Arme je 9%, Vorder- und Rückseite des Rumpfes je 16%, Beine je 17%.
Als Faustregel für die Beurteilung der verbrannten Körperoberfläche gilt auch die sog. Handflächenregel: Die Handfläche des Betroffenen entspricht 1% seiner Körperoberfläche.

Vorsichtsmaßnahmen

  • Stellen Sie Tassen oder Kannen mit heißen Getränken weit entfernt vom Tischrand auf!
  • Verwenden Sie keine herunterhängenden Tischdecken!
  • Achten Sie bei Tauchsiedern oder Wasserkochern auf herabhängende Kabel!
  • Essen oder trinken Sie nichts Heißes, während das Kind auf Ihrem Schoß sitzt!
  • Kochen Sie möglichst auf den hinteren Herdplatten! Sichern Sie den Herd mit einem Gitter!
  • Topf und Pfannengriffe nach hinten drehen!
  • Brennendes Fett in der Pfanne mit einem Deckel ersticken, niemals mit Wasser löschen!Fläschchen und Brei aus der Mikrowelle fühlen sich oft nur lauwarm an, obwohl der Inhalt kochend heiß ist. Daher gut umrühren und vor dem Füttern selbst probieren!
  • Lassen Sie Ihr Kind nie allein mit offenem Feuer!
  • Sperren Sie Streichhölzer und Feuerzeuge konsequent weg! Unterschätzen Sie nicht die Reichweite Ihres Kindes – sie erhöht sich täglich!
  • Lassen Sie zu Beginn nie heißes Wasser in die Badewanne einlaufen.
  • Verwenden Sie Mischbatterien!
  • Elektrische Geräte wie Fernseher, Stereoanlage und Computer beim Verlassen des Hauses nicht auf Stand-by-Betrieb lassen, sondern am Hauptschalter komplett ausschalten.
  • Fernsehgeräte nicht in der Nähe von Heizkörpern, Öfen und brennbaren Gegenständen aufstellen, zur Ableitung der entstehenden Wärme ist ein Mindestabstand von 10 cm zu anderen Einrichtungsgegenständen ratsam.Besuchen Sie einen Erste-Hilfe-Kurs oder frischen Sie Ihre Kenntnisse regelmäßig auf.
  • Halten Sie die Rufnummer der Rettungsleitstelle am Telefon bereit!

Quelle

Lange, B. et al.: Thermische Verletzungen im Kindesalter. First Online: 17 April 2018.
DOI doi.org/10.1007/s00112-018-0499-x