Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Alltagstauglichkeit

Tipps zum Umgang mit Stress, Krisen und Streit

Die Corona-Krise betrifft uns alle. Widersprüchliche, unverständliche oder falsche Informationen versetzen uns alle in Angst und Spannung. In vielen Familien mit Kindern entsteht zusätzlicher Stress:  Erstens durch die Rollenhäufung in der Wohnung, in der man zugleich Mutter/Vater, HilfslehrerIn, und Berufstätige/r ist. Zweitens durch den Verlust der realen vielfältigen Kontaktmöglichkeiten für Eltern und Kinder. Drittens durch den verkleinerten Aktivitätsraum, der das Leben gedrängt über viele Stunden auf wenigen Quadratmetern stattfinden lässt.

Flight, Fight, Freeze und Ironie

Unsere genetische Grundausstattung hat als Reaktion auf Angst und Spannung vier Schutz versprechende Verhaltensweisen parat: Fight, Flight, Freeze sowie Verkehrung der Gefühle ins Gegenteil. Diese sind zwar keine nachhaltigen Lösungswege, wohl aber erste Notfallmaßnahmen/Reaktionen:

Flight, Fight, Freeze und Ironie

Unsere genetische Grundausstattung hat als Reaktion auf Angst und Spannung vier Schutz versprechende Verhaltensweisen parat: Fight, Flight, Freeze sowie Verkehrung der Gefühle ins Gegenteil. Diese sind zwar keine nachhaltigen Lösungswege, wohl aber erste Notfallmaßnahmen/Reaktionen:

1. Fight: Der Kampfmodus, der zu vielen, oft unkoordinierten Aktivitäten führt. Die Rastlosigkeit ohne Pausen kann zu Schlaflosigkeit, Gereiztheit oder Flucht in irgendeine Sucht sein.

2. Flight: Flucht aus der Realität, Ablenkung, nicht so ernst nehmen, vermeiden.

3. Freeze: Keine Ideen mehr haben, mechanisch, emotionsarm funktionieren. Dadurch können die emotionalen Herausforderungen der Kinder oder Partnerschaft nicht gelöst werden. Die äußere Ruhe steht im Gegensatz zum hohen inneren Stress.

4. Umwandlung der Gefühle: Ironie, Sarkasmus, Witze - es gibt sie jetzt auch zum Thema Corona, begleitet von verharmlosenden, dummen und verleugnenden Kommentaren („nur eine Grippe“).

Stopp-Regel bei Streit

Bei Streit gilt die Stopp-Regel, und zwar für Erwachsene und Kinder. Mit heftigen Gefühlen kann man nicht denken. Und darauf kommt es jetzt an. Besonders gefährlich sind aggressive Durchbrüche (s.o. Fight). Die Gefühle sind wie eine Flutwelle, die das Denken wegspült. Es taucht zwar nach ca. 5 Minuten wieder auf. Aber das ist eine Ewigkeit, wenn man wütend ist. Man ist blind vor Wut. Während dieser Zeit ist Abstand der Streitenden voneinander die beste Empfehlung. Dazu kann das Bett, das Sofa, das eigene Zimmer ein sicherer Ort sein. Um nichts kaputtzumachen, kann man die wütenden Fäuste in ein Kissen drücken. Jeder sollte sein individuelles Notfallprogramm kennen und können. Erst wenn das Denken wieder aufgetaucht ist, können die gegensätzlichen Ansichten, Wünsche und Beschwerden in Worte gefasst werden. Nacheinander, egal, wer anfängt. Ziel ist ein Kompromiss. Jeder kommt dem anderen etwas entgegen oder verschiebt den eigenen Wunsch auf später. 

Hilfe holen, ist Stärke, nicht Schwäche

Ein erster Schritt ist deshalb, dass Eltern sich klarmachen, dass ihre Reaktionen auf Angst und Spannung in der Corona-Ausnahmesituation normal und berechtigt sind. Der nächste Schritt ist, darüber zu sprechen und sich Hilfe zu holen. Das ist Stärke, nicht Schwäche. Kommt es häufig zu Ärger, lauten Worten und Streit, empfehlen wir, auf eines der Beratungsangebote für Familien in belasteten Situationen zurückzugreifen (siehe „Link-Tipps"). Auch in der Krise gilt: Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen. Wir sind zwar vom direkten Kontakt mit diesem „Dorf“ abgeschnitten, haben aber durch die enge digitale Verbindung gute Möglichkeiten, uns als Familie diesen Rückhalt zu holen. Wir verstehen uns mit dem Newsletter und der Website als eine Art „Dorf-Erweiterung“, die Sie als Eltern bei Bedarf hinzuziehen können.