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Praxis U18 - Ärzte für Kinder- & Jugendmedizin

Mein Kind hustet seit Wochen,
das ist doch nicht normal!

     Oder doch?

Ob hinter dieser Frage nun Ihre Sorge steckt, dass Ihr Kind vielleicht ein zu schwaches Immunsystem hat, oder ob Sie fürchten, dass hinter dem Husten eine schwere Erkrankung stecken könnte – der Husten nervt einfach ganz gewaltig.
Und vielleicht gibt es ja doch noch ein Zaubermittel, das den Husten auf wunderliche Art und Weise beendet?        (ich sage Ihnen gleich, ich wäre reich, wenn ich das hätte 😊)

Sie hören häufig von uns, „das ist normal“. Aber was ist eigentlich noch „normal“?
Nach Definition ist normal, was 95% aller Kinder desselben Alters aufweisen, und das ist:

  • Gesunde Kinder haben durchschnittlich 10 Hustenepisoden am Tag.
  • 5-8 Atemwegsinfekt/Jahr.
  • Eine Atemwegsinfekt kommt 3 Tage, bleibt 3 Tage, geht 3 Tage, das sind 1-2 Wochen.
  • Der Husten ist in seiner Intensität und Auftreten wechselnd. Zwischenzeitlich gibt es eine Besserung, vielleicht sogar mehrere Tage am Stück ohne Husten.
  • Die Hustenepisode hält noch keine 8 Wochen an.
  • Der Husten ist mehr tags als nachts, der Schlaf ist meistens ungestört.
  • Der Husten ist nicht plötzlich aufgetaucht.
  • In der Umgebung (dazu gehören auch Terrasse und Balkon) wird nicht geraucht.
  • Mit dem Husten ist nicht eine allgemeine Schlappheit oder Gewichtsverlust aufgetreten.
  • Das Kind hat nur wenig Fieber und macht keinen kranken Eindruck.
  • Die Atmung ist ganz unauffällig, nicht beschleunigt, nicht anstoßend, ohne Hauteinziehungen, ohne Geräusche.

Es ist „ganz normal“, dass Kinder, gerade selbst im Kindergartenalter oder mit größeren Geschwistern, die im Kindergartenalter sind, einen Infekt nach dem anderen durchmachen.

Wer sich nicht sicher ist, wie häufig sein Kind hustet, dem ist mit einem Hustentagebuch sehr geholfen. Notieren Sie einfach für ein paar Tage, wann Ihr Kind hustet, wie der Husten klingt und was ihnen dabei auffällt. So ein Tagebuch – oder auch mal eine Filmaufnahme des Hustens – ist beim Arzttermin sehr hilfreich.

 

Noch einmal – zur Beruhigung:

  • Meistens ist es ein Virusinfekt, mit dem der Körper ganz alleine fertig werden kann.
  • Auch wenn es sich so anfühlt, als ob Ihr Kind seit Monaten nur hustet: Meistens sind es einfach mehrere Infekte hintereinander, bei denen manchmal kaum auffällt, dass es in der Zeit dazwischen eine Besserung gegeben hat.
  • Ein Virusinfekt kann auch mal 3 Wochen anhalten.
  • Es gibt auch mal den sogenannten „postviralen Husten“: Hier sind die Atemwege nach einem Infekt besonders empfindlich und reagieren auf Reize sehr schnell mit Husten, auch wenn der eigentliche Infekt schon vorbei ist. Dieser postvirale Husten kann mehrere Wochen anhalten, ist aber harmlos.

 

Aber was tun, auch wenn es sich bei diesem furchtbaren Husten
doch „nur“ um einen einfachen Virusinfekt handelt?

Es gibt jede Menge „Hustensäfte“, die man verordnet bekommt, sich in der Apotheke besorgen oder selbst zusammenmischen kann. Aber hier fragt sich der schlaue Menschenverstand: Wenn es so viele verschiedene Medikamente für ein einziges Problem gibt, dann scheint ja keines richtig zu helfen, denn sonst gäbe es ja doch nur eines?

Einteilen kann man diese Medikamente in sogenannte Hustenstiller, Schleimlöser und pflanzliche und homöopathische Medikamente, die reizlindernd, schleimlösend und/oder positiv auf das Immunsystem wirken sollen.

Hustenstiller unterdrücken den Hustenreiz. Das ist allerdings nicht immer sinnvoll. Der Husten ist ein wichtiger Schutzreflex des Körpers, und dazu da, dass aus der Lunge entfernt wird, was nicht hineingehört. Ob Schmutz oder Schleim – das alles soll raus. In Ausnahmefällen, also wenn es sich um starken Reizhusten (ohne viel Schleim, der aus der Lunge raus müsste) handelt, oder das Kind einen schmerzhaften Husten hat, der das Kind (und seine Eltern) nachts nicht schlafen lässt, kann so ein Hustenstiller zur Erleichterung und Erholung hilfreich sein.
Aber Achtung: Die Verwendung von Hustenstillern mit sehr starker Wirkung (Codein) ist mittlerweile bei Kindern unter 12 Jahren wegen schwerer Nebenwirkungen nicht mehr erlaubt.

Schleimlöser sollen dabei helfen, den Schleim in den Atemwegen flüssiger zu machen und damit leichter „abhustbar“. Der Hustenreiz bleibt dabei wichtig, nur mit dem Husten wird der Schleim aus Lunge und Bronchien entfernt. Wie weit das gelingt ist eine Frage, die wissenschaftlich sehr unterschiedlich beantwortet wird. Es gibt keine Untersuchung, die eindeutig eine schnelle Verbesserung zeigt. Einige Eltern sagen, dass sich dadurch der Schleim noch vermehrt hat, und sie es als eher unangenehm empfanden, dass ihr Kind noch mehr husten musste. Andere empfinden es so, dass der feste Schleim lockerer wird und besser abgehustet werden kann, was für sie angenehmer ist. Schleimlöser können nur wirken, wenn dabei sehr viel getrunken wird. Wenn das Kind allerdings sehr viel trinkt, braucht es evtl. auch keinen Schleimlöser mehr .....

Bei pflanzlichen und homöopathischen Präparaten gibt es die unterschiedlichsten Zusammenstellungen und Wirkungsweisen. Ob nun reizlindernd, schleimlösend oder um den Körper zu unterstützen, mit der Erkrankung selbst fertig zu werden – das Angebot ist groß. Präparate mit Thymian, Primel oder Efeu werden in ärztlichen Empfehlungen für Erwachsene als „mögliche Therapieoption“ erwähnt. Viele Patienten, die entsprechende Mittel ausprobieren, merken auch eine Besserung. Leider lässt sich dieser positive Effekt aber nicht häufig wiederholen. Das heißt, mal wirkt es, mal auch nicht. Ob es das angenehme Gefühl im Hals ist, wenn man den Saft oder die Tropfen schluckt, oder ob der Placeboeffekt hier hilft, oder ob wir durch die Medikamente wirklich schneller wieder gesund sind, man kann es leider nicht für jeden Patienten vorhersagen und verlässliche Studien dazu gibt es nicht.
Aus diesem Grunde dürfen wir diese Produkte zu Lasten der gesetzlichen Krankenkasse auch nicht rezeptieren.

Inhalationen tun gut, besonders auch wenn die Nase/Nebenhöhlen mit betroffen sind. Hier zu beachten: Möchte man zum Beispiel Kochsalzlösung inhalieren, und man tut das, indem man Salzwasser erhitzt und den Dampf inhaliert, wird man hinterher den größten Teil des Salzes unten im Topf wiederfinden. Hier eignet sich besser ein Inhalationsgerät, das Tröpfchen per Ultraschall / Kompressor vernebelt. Dies ist die effektivste Möglichkeit die Atemwege anzufeuchten, Sekret zu mobilisieren und das Abhusten zu erleichtern - allerdings nur solange das Kind freiwillig mitmacht und es als angenehm empfindet. Auf keinen Fall sollte das Kind gezwungen werden.

Mein Favorit: Feucht-warme Brustwickel. Brustwickel sind seit Jahrhunderten ein bewährtes Hausmittel gegen Husten. Wenn das Kind erkältet ist oder eine Bronchitis hat, können Brustwickel helfen, den festsitzenden Husten zu lösen. Dabei wird ein warmes Tuch, das mit verschiedenen Zusätzen getränkt ist, um die Brust des Kindes gewickelt, und zwar möglichst von der Achselhöhle bis zu den Rippen. Durch die Wärme gelangen die heilenden Stoffe direkt zu den Bronchien.  >ElternRatgeber Brustwickel<

Heilsame Wirkstoffe findet man in vielen Pflanzen, die als Hausmittel wie Zwiebelsaft oder Wickel mit Thymian oder Einreibungen mit Lavendel- oder anderen Ölen verwendet werden. Aber gerade bei Einreibungen mit ätherischen Ölen bitte aufpassen, die können die Atemwege Ihres Kindes noch mehr reizen, sowie die Augen und die Haut. Bitte verwenden Sie nur Öle für Brustwickel aus der Apotheke, die für diese Anwendung auch zugelassen sind! Bei selbstgemischten Säften stellt sich die Frage, wie diese zu dosieren sind. Bei Zwiebelsaft kann man da allerdings nicht viel falsch machen kann.

Wohltuender ist da vielleicht der Klassiker: Tee mit Honig (Honig aber erst ab dem ersten Geburtstag!). Oder Salbei-Bonbons (ebenfalls nicht für Säuglinge und Kleinkinder).

Ganz wichtig: Was nützt es uns, wenn unsere Kinder eingerieben und eingewickelt werden, dieses ganze Zeug schlucken, lutschen und inhalieren, aber ein Elternteil raucht in der Wohnung?

Deshalb: Frische Luft her. Die trockene Heizungsluft im Winter ist übrigens auch ein Reizfaktor für die Atemwege. Also Kind warm einpacken und nach draußen an die frische Luft.