Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Kinderarztpraxis Varel - Dr. med. Rupert L Dernick

Warum braucht man eine U10, U11, J1, J2 (7-17 Jahre)??

Liebe Eltern,

Leider können wir weiterhin die "großen Vorsorgen" ab dem 7. Geburtstag nur sehr eingeschränkt für Kinder/Jugendlich mit "Indikation" (s. unten) anbieten, da jeder U Termin für ab 7 Jahre einer weniger für unsere kleinen Patienten ist und ich mich schweren Herzens entschlossen habe, die Betreuung der jüngeren Kinder in dieser Zeit des Kinderarztmangels zu priorisieren, wobei mir die Jugendmedizin immer (auch) ein Herzensanliegen war. Die Teilnahme an diesen Vorsorgen ist auch nicht verpflichtend.

 

Lesen Sie hier, wie

  • Ihr Kind die wirklich wichtigen Dinge der U10-J2 auch ohne das Komplettpaket "Vorsorge" erhalten kann
  • Wer eigentlich nicht wirklich eine Vorsorge braucht
  • Wer sie aber trotzdem haben sollte
  • Was bei den Vorsorgen gemacht wird und woran Sie selber merken können, dass Ihr Kind das (nicht) braucht

 

Was ist WIRKLICH WICHTIG bei U10-J2?

  1. Die HPV-Impfung rettet wirklich Leben. Jedes Jahr sterben doppelt so viele Jungs an HPV-Karzinomen an Po, Penis und Rachen als an Motorradunfällen. Mädchen erkranken noch viel häufiger, daher hieß das früher ja auch die "Gebärmutterhalskrebsimpfung". Seit 2019 dürfen endlich auch Jungs die haben. Die Schutzrate gegen Krebs ist mit 2 Impfungen mit 9 Jahren  bei weit über 90 %, mit 3 Impfunge mit 15 Jahren noch bei guten 66%- aber jedes Kind möchte gerne 90 % Schutz haben - also früh impfen. Ausserdem gibt es 100 % Schutz gegen Genitalwarzen, die auch durch Handtuchbenutzung übertragen werden können gratis dazu! . Die HPV- Impfung war der wichtigste Grund für die Einführung der erweiterten Vorsorgen. MEIN RAT: Einfach einen Termin zur HPV Impfung ab 9 Jahre machen.
  2. Früherkennung von Fettstoffwechselstörungen rettet Leben. Wenn Eltern/Großeltern oder Onkel/Tanten des Kindes einen Herzinfarkt oder Schlaganfall vor Alter 55 Jahre hatten (oder ein deutlich erhöhtes Cholesterin haben) sollte einmalig zwischen 7 und 16 Jahren das Cholesterin bestimmt werden. Angeborene Cholesterinerhöhungen haben nichts mit falscher Ernährung zu tun, führen unbehandelt zu frühen Todesfällen - dabei kann das Risiko durch Frühtherapie inzwischen auf das Risiko der Allgemeinen Bevölkerung gesenkt werden. MEIN RAT: Wer ein Risiko hat - bitte Termin zur Blutentnahme machen, dafür braucht man keine Rundum-Vorsorge
  3. Ängste. Jeder hat ein bisschen Schiss vor Irgendwas. Wenn aber der Alltag dadurch beeinträchtigt ist, man nicht zum Geburtstag geht oder einen Umweg macht, weil auf dem normalen Schulweg ein Hund bellen könnte, wenn man beim Anblick einer Spinne schreiend weglaufen muss, dann hat man eine (vermutlich behandlungsbedürftige) Angststörung. Angststörungen können in wenigen Sitzungen sehr erfolgreich psychotherapeutisch behandelt werden. Auch und gerade Spritzenangst, die ein häufiger Grund ist, warum auch Erwachsene eine Arztbesuch vermeiden. Unbehandelt sind sie teils Vorboten, teils Wegbereiter für spätere psychische und körperliche Störungen. Fast alles Menschen, die als Erwachsenen immer wieder Schmerzen (Rücken, Kopf Bauch) haben, hatten als Kind viel Angst. Das muss nicht (mehr) sein, und auch wenn Psychotherapeuten lange Wartelisten führen, kann man durch einen Termin beim Arzt oder im Beratungszentrum die Behandlungsindikation abschätzen. MEIN TIPP: deutliche Ängste ernst nehmen und abklären lassen (wäre auch ein Grund für eine U10-J2).

Wer nicht wirklich eine U10-J2 braucht:

Wer jeden Tag zur Schule geht, dort lernen kann (ja, ich weiß, mit ein bisschen mehr Konzentration und Eifer ginge ALLES besser, aber die gibt es nicht in Tüten zu kaufen), stabile Freundschaften hat, und nicht dauernd Beschwerden ohne erkennbare Ursache hat und dessen Hosen regelmäßig zu kurz (und nicht zu eng!) werden braucht eigentlich keine Vorsorge (sondern nur HPV-Impfung und ggf. Cholesterin-Check.

 

Wer vielleicht doch eine U10-J2 braucht

Der "Rundumblick" der U10-J2 ist sinnvoll bei

  • wiederkehrenden Schmerzen mit Schulversäumen,
  • Leistungsstörungen, Verhaltensstörungen,
  • Ängsten mit Beeinträchtigungen
  • (zunehmendes) Übergewicht mit V.a. Adipositas oder ungewöhnlich starke Beschäftigung mit dem Thema Gewicht (z.B. als Vorstufe von Anorexie)

 

In den meisten Fällen kommen die Kinder ohnehin zur Abklärung (und das ist auch sinnvoll so) und wir vereinbaren dann eine U10-J2 als "Kontrolle". Das nennen wir dann "U10-J2 mit Indikation" und die führen wir auch durch. Aber nicht dem Nachbarn erzählen, der dann wutentbrannt hier anruft, warum sein Kind keine U10 bekommt….

 

Was passiert bei der U10-J2- und wie können Sie erkennen, ob ihr Kind das braucht?

  1. Messen und wiegen. Wenn ihr Kind mehr in die Breite und nicht in die Länge wachst, machen Sie gerne einen normalen Termin aus
  2. Sehtest - die typische Kurzsichtigkeit in dem Alter merken die Kinder von alleine (ich seh schlecht an der Tafel" oder "habe Kopfschmerzen nach der Schule")und es reicht aus, das dann bei Beschwerden beim AA oder Optiker untersuchen zu lassen
  3. Hörtest - "schlecht hören kann er gut" sagen viele Eltern - aber die medizinische Schwerhörigkeit merken Sie vor allem daran, dass TV/PC lauter gemacht werden als früher
  4. Körperliche Untersuchung- gerader Rücken? Kinder ziehen sich in dem Alter nicht mehr so oft und gerne aus, aber im Schwimmbad mal vorneüberbeugen lassen, ob der Rücken gerade ist geht immer- im Zweifel guck ich mir das gerne an
  5. Leistungsstörungen, Mobbing und Freundschaften erfragen- Bauchweh vor der Schule, Schulfehltage, neu aufgetretene Ängste sind immer ein Grund für ein gutes Gespräch mit LehrerIn und Kind, ggf. auch mit der Beratungsstelle oder dem Arzt und auch für eine U10/U11.
  6. Impfen - HPV -Impfung, ggf. versäumte Impfungen nachholen - unsere MFA beraten sie kompetent, ob etwas fehlt
  7. Blutentnahme für Cholesterin bei Risiko

Und alles andere an Beschwerden kann ein Schulkind ja normalerweise äussern und das klären wir natürlich auch ohne Vorsorge ab.

 

Vielen Dank, dass Sie bis hierhin gelesen haben und sich Gedanken um Ihr Kind machen. So können wir die wirklich not-wendigen Untersuchungen auch in Zeiten des Ärztemangels durchführen

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