Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Dr. med. Johannes Kaplan & Cordula Dorow
Kinder- und Jugendärzte, Schwerpunkt: Kinder-Pneumologie, Allergologie

Zecken sind Spinnentiere, die in unseren Breiten im wesentlichen zwei Krankheiten übertragen: die durch Bakterien verursachte, häufigere Borreliose und die durch Viren hervorgerufene Frühgsommer-Meningoenzephalitis (FSME) welche nur lokal begrenzt auftritt.


Wo leben Zecken?

Zecken halten sich am Waldrand, in hohem Gras oder Unterholz auf und sind zwischen März und Oktober besonders aktiv. Sie klettern an ihrer Beute hoch, bis sie eine geeignete Hautstelle gefunden haben, um Blut zu saugen. Dabei können sie Krankheitserreger auf den Menschen übertragen. Oberhalb von 1.500 Metern gibt es kaum Zecken.

 

Wie genau werden die Krankheiten übertragen?

In unserer Region sind ca. 30% der erwachsenen Zecken mit Borrelien und 3% mit FSME Erregern infiziert. Da sich die FSME-Viren in den Speicheldrüsen der Zecken befinden, erfolgt die Infektion kurz nach dem Stich. Borrelien leben im Darm der Zecken und werden erst nach 12-24 Stunden übertragen, weshalb das frühzeitige Entfernen der Zecke empfohlen wird.

 

Wo liegen die Risikogebiete für FSME?

Als Risikogebiete werden Gegenden bezeichnet, in denen innerhalb von 5 Jahren mindestens 5 Krankheitsfälle gemeldet wurden, in Hochrisikogebieten sind es 25 Fälle im gleichen Zeitraum. Karlsruhe-Stadt und Landkreis sind als Risikogebiete ausgewiesen. Hochrisikogebiete befinden sich im Südschwarzwald und im Bayerischen Wald. Außerhalb Deutschlands kommt die FSME in Österreich, Ungarn, Tschechien, Polen, dem Baltikum, Rußland, Kroatien, Slowenien, der Slowakei und Skandinavien vor. Oberhalb von 1.000 Metern existiert das Virus nicht.


Wie kann ich mich vor Ansteckung schützen?

Nach Möglichkeit sollten Sie die Lebensräume der Zecken meiden und geschlossene Kleidung tragen. Insektenabweisende Mittel schützen für die Dauer von ca. zwei Stunden. Suchen Sie Ihr Kind nach dem Spielen im Freien nach Zecken ab. Häufig saugen sie sich in Kniekehlen, Achseln, Nacken, Haaransatz oder zwischen den Beinen fest.

 

Soll ich Zecken bei meinem Kind selbst entfernen?

Grundsätzlich können Sie Zecken selbst entfernen. Greifen Sie das Tier mit einer Pinzette, Zeckenzange oder den Fingernägeln und ziehen es vorsichtig heraus. Versuchen Sie, es nicht zu quetschen, denn dabei können Krankheitserreger in die Blutbahn gelangen. Auf keinen Fall sollten Sie Öl oder Klebstoffe verwenden.

 

Woran erkenne ich eine Borreliose?

Beobachten Sie, ob in den folgenden Tagen um die Einstichstelle eine runde, sich nach außen ausbreitende Rötung auftritt. Diese sog. „Wanderröte” ist Ausdruck einer Borreliose und macht die Behandlung mit Antibiotika erforderlich. Suchen Sie umgehend Ihren Arzt auf! Werden keine Antibiotika gegeben, verschwindet zwar die Rötung wieder, aber die Erreger bleiben im Körper und es können noch nach Jahren Spätfolgen auftreten, die sich als Entzündungen der Gelenke, des Herzens und des Nervensystems bemerkbar machen und dann sehr viel schwerer zu behandeln sind.


Wie verläuft die FSME?

Bei 30% der Infizierten treten 10 Tage nach dem Zeckenstich grippeähnliche Symptome auf („Sommergrippe”) 10% der Infizierten entwickeln nach kurzfristiger Besserung das gefürchtete zweite Krankheitsstadium, das mit einer Entzündung von Hirnhäuten, Gehirn und evtl. Rückenmark einhergeht. Im Unterschied zur Borreliose gibt es hierfür keine Behandlungsmöglichkeit. Die Erkrankung ist zwar selbst in Risikogebieten selten, kann aber bleibende Schäden im Sinne von Hörstörungen, Lähmungen und Krampfanfällen hinterlassen, weshalb der Impfung eine besondere Bedeutung zukommt. Bei Kindern verläuft die Krankheit weniger schwer und Folgeschäden treten selten auf. Während 30-40% der Erwachsenen mit ihnen rechnen müssen, tragen nur 2% der Kinder eine dauerhafte Beeinträchtigung davon. Bedenken Sie dies bei Ihrer Impfentscheidung und lassen Sie sich ebenfalls impfen, gerne auch zusammen mit Ihrem Kind in unserer Praxis.


Kann ich mich mit homöopathischen Mitteln schützen?

Eine prophylaktische Einnahme homöopathischer Medikamente ist weder im Sinne der Homöopathie, noch kann sie eine Infektion verhindern. Nach einem Stich können jedoch homöopathische Mittel zur Behandlung der Lokalreaktion gegeben werden.

 

Ist die FSME-Impfung empfehlenswert?

In Baden-Württemberg wird die Impfung allgemein empfohlen und die Kosten von den Krankenkassen übernommen. Die heute verfügbaren Impfstoffe sind gut verträglich und ab dem Alter von einem Jahr zugelassen. Bis zum Alter von drei Jahren reagieren Kinder häufiger mit Fieber, weshalb in diesem Alter nur bei starker Gefährdung und auf ausdrücklichen Wunsch der Eltern geimpft wird.

Die Grundimmunisierung besteht aus drei Impfungen. Vier Wochen nach der ersten Impfung wird die zweite Dosis verabreicht, die bereits zwei Wochen später einen Schutz von über 95% hinterläßt. Für einen mindestens dreijährigen Impfschutz ist nach einem knappen Jahr eine weitere Injektion erforderlich. Vorzugsweise sollten die ersten beiden Gaben während der Wintermonate erfolgen, um in der warmen Jahreszeit geschützt zu sein.


Wo finde ich weiter führende Informationen?

Auf der Homepage des Robert-Koch-Institutes finden Sie zuverlässige Daten über Infektionskrankheiten sowie die jeweils aktuellen Impfempfehlungen. Die Seite www.zecken.de wird von einem Impfstoffhersteller betrieben und enthält gut präsentierte und leicht verständliche Informationen rund um das Thema „Zecken”.

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