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Kinder- und Jugendärzte fordern nationales Impfkonzept

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) kritisiert die zunhemende Impfmüdigkeit in den Ländern - mit Bayern als Schlusslicht - und fordert deshalb die Einführung einer nationalen Impfpflicht in Deutschland, wie sie in den USA oder Finnland bereits durchgeführt wird...

Mit Blick auf eine zunehmende Impfmüdigkeit hat der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) die Einführung einer nationalen Impfpflicht in Deutschland gefordert. „Kinder haben ein Grundrecht auf Impfen“, sagte BVKJ-Präsident Dr.Wolfram Hartmann in Nürnberg anlässlich einer dreitätigen Verbandstagung. Impfen sei die beste Vorbeugung gegen schwere Erkrankungen, betonte Dr. Hartmann. Umso unverständlicher seien die gravierenden Unterschiede der Impfraten im Ländervergleich.

Vorbildlich bei der Impfdisziplin seien die neuen Bundesländer. An der Spitze stehe Sachsen mit einer Impfrate von 94%. Schlusslicht sei Bayern mit weniger als 80%. Die geringste Impfdisziplin gebe es in der bayerischen Landeshauptstadt München. Dementsprechend komme es in Bayern im Schnitt häufiger als anderswo zu Masern- und anderen Epidemien. „Hier steht die bayerische Staatsregierung in der Verantwortung“, betonte Dr. Hartmann.

Zur Durchsetzung einer nationalen Impfpflicht, wie es sie etwa in den USA oder Finnland gebe, seien die Mediziner auf die Unterstützung der Politik angewiesen. „Eine Schulpflicht gibt es ja auch“, sagte der BVKJ-Chef. In den USA dürften Kinder beispielsweise nur dann in die Schule gehen, wenn sie notwendige Schutzimpfungen nachweisen könnten.

Gleichzeitig nahm der BVKJ-Chef die Krankenkassen in die Pflicht. Der Anteil der Impfkosten im Jahresbudget der gesetzlichen Krankenversicherung belaufe sich auf weniger als 1%. „Das ist deutlich zu wenig, da stimmt die Relation nicht“, sagte Dr. Hartmann. Er kündigte an, dass der Impfkatalog in nächster Zeit um zwei Impfvorschläge erweitert werde: Empfohlen würden dann Immunisierungen gegen gefährliche Pneumokokken-Erreger, die etwa Lungenentzündungen auslösen könnten, sowie gegen Rotaviren, die schwer wiegende Durchfallerkrankungen bei Säuglingen und Kleinkindern zur Folge haben könnten. Eine solche Schluckimpfung schlage leicht mit bis zu 84 Euro zu Buche. „Das werden die Kassen erstmal nicht bezahlen wollen“, so Dr. Hartmann.

Dem BVKJ gehören den Angaben zufolge mehr als 10.000 von bundesweit 12.000 Kinder- und Jugendärzten an. Zu dem dreitägigen Fortbildungskongress in Nürnberg mit dem Schwerpunkt „Therapie mit Hormonen“ werden rund 900 Teilnehmer erwartet. Auf dem Programm stehen auch die wachsende Zahl von unerwünschten Schwangerschaften pubertierender Mädchen sowie die zunehmenden Versorgungslücken im Bereich der Kinder- und Jugendmedizin in ländlichen Regionen.