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Schweiz, Österreich, Deutschland – Europameisterschaft der Masern

Die Masern grassieren in der Schweiz, Österreich und Deutschland. Fast 1.000 Menschen sind seit Beginn des Jahres in der Schweiz erkrankt – meist ungeimpfte Kinder im Alter zwischen 5 und 14 Jahren. Die Epidemie hat inzwischen auch Deutschland erreicht. Dort wurden fast 100 Fälle gemeldet. In Österreich breiteten sich die Masern ausgehend von einer Waldorfschule aus und infizierten über 150 Schüler - täglich werden neue Erkrankungen gemeldet...

In der Schweiz, Österreich und Deutschland breiten sich die Masern immer weiter aus. Seit Beginn des Jahres sind in der Schweiz fast 1.000 Menschen erkrankt – die Mehrzahl davon ungeimpfte Kinder im Alter zwischen 5 und 14 Jahren. Da vor allem die Nordschweiz betroffen ist, hat sich die Epidemie inzwischen auch auf Deutschland ausgeweitet. Fast 100 – vor allem Kinder und Jugendliche - haben sich inzwischen auch im angrenzenden Baden-Württemberg infiziert. Insbesondere aus den Landkreisen Lörrach (44 Fälle) und Breisgau- Hochschwarzwald (20 Fälle) werden Masernerkrankungen gemeldet. Auch in Österreich grassieren die Masern. Ausgehend von einer Waldorfschule in Salzburg traten in wenigen Tagen bei mehr als 150 ungeschützten Schülern Masern auf. Die Gesundheitsbehörden vor Ort schlagen Alarm, denn trotz einer angeordneten Schulschließung und den inzwischen beendeten Osterferien werden täglich neue Erkrankungen gemeldet. Und auch hier haben die hoch ansteckenden Viren die Grenzen überschritten. In Bayern sind bereits 35 Kinder (Berchtesgadener Land 30 Fälle – Landkreis Traunstein 5 Fälle) erkrankt. Angesichts dieser bedrohlichen Situation fordert der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte die Politik auf, nun endlich zu handeln. „Es kann nicht sein, dass in der Schweiz, Österreich und Deutschland die Europameisterschaften der Masern stattfinden - gleichzeitig aber in vielen anderen Teilen der Welt die Masern erfolgreich eliminiert wurden. Alle Experten wissen, wie die Masern erfolgreich bekämpft werden. Kein Kind darf eine Gemeinschaftseinrichtung besuchen ohne einen vollständigen Impfstatus. Dieser Nachweis muss kontrolliert werden und zwar vor dem ersten Besuch einer Kinderkrippe oder eines Kindergartens. No vaccination – No school!
So lautet die einfache Regelung, die in Nord- und Südamerika, in den Skandinavischen Ländern und in vielen anderen Ländern der Erde die Masern ausgerottet haben. Mediziner und Wissenschaftler fordern dies seit Jahren – es wird höchste Zeit, dass dies politisch endlich umgesetzt wird“, kritisiert Dr. Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Unterstützung erhält der BVKJ auch von Seiten des Schweizer Bundesamtes für Gesundheit (BAG). „Wir erleben zur Zeit die größte Masernepidemie seit Einführung der Meldepflicht in der Schweiz. Ein Ende ist noch nicht absehbar und wir exportieren unsere Masernepidemie in die benachbarten Länder. Der Vorschlag der deutschen Kinderärzte wäre auch für die Schweiz zu diskutieren“, so Hans-Peter Zimmermann vom BAG.

Kritik von der Weltgesundheitsorganisation (WHO)Die Weltgesundheitsorganisation hat das Ziel, die Masern in Europa bis zum Jahr 2010 zu eliminieren. Dies scheint, angesichts der aktuellen Situation fast nicht möglich zu sein – auch deshalb, weil die Durchimpfungsraten in der Schweiz, in Österreich und Deutschland deutlich unter den benötigten 95% für die zwei Impfungen gegen Masern liegen. „Um Masern auszurotten, braucht man eine klare Impfstrategie, die alle Kinder im zweiten Lebensjahr erreicht. Gerade in Gemeinschaftseinrichtungen können sich Masern schnell verbreiten. Ungeimpfte Kinder haben nicht nur selbst ein hohes Erkrankungsrisiko – sie gefährden auch die Gesundheit anderer. Die Regelung wonach alle Kinder gegen Masern geimpft sein müssen, bevor sie eine Gemeinschaftseinrichtung besuchen dürfen, hat sich in vielen Ländern als sehr erfolgreich erwiesen. Denn noch immer sterben weltweit etwa 240.000 Kinder jedes Jahr an Masern – es ist eine gefährliche Erkrankung“, so Dr. Nedret Emiroglu vom WHO-Regionalbüro für Europa. Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin empfiehlt eine zweimalige Impfung gegen Masern ab dem 11. Lebensmonat. In Deutschland wird dazu eine Kombinationsimpfung gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken von den Krankenkassen erstattet. „Wer in den betroffen Gebieten wohnt, sollte unbedingt seinen Impfschutz überprüfen und sich gegebenenfalls auch impfen lassen. Das gilt auch für ungeschützte Erwachsene – denn mit dem Erkrankungsalter steigt auch die Zahl der Komplikationen“, warnt Hartmann. Das BAG rät außerdem allen Schweiz-Touristen zur Impfung. In wenigen Wochen beginnt die Fußball-Europameisterschaft in der Schweiz und in Österreich.