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Masern: Kind stirbt an chronischer Gehirnentzündung

Ein 13-jähriges Mädchen aus Bad Salzuflen ist an den Folgen der Masern verstorben. Das Kind litt an einer chronischen Maserngehirnentzündung. Diese so genannte subakute sklerosierende Panenzephalitis – kurz SSPE – kann als Spätfolge einer Masernerkrankung auftreten und gilt als unheilbar. Säuglinge, die sich im ersten Lebensjahr mit Masern anstecken, sind besonders gefährdet, an dieser chronischen Entzündung des Gehirns zu erkranken...

Ein 13-jähriges Mädchen aus Bad Salzuflen ist an den Folgen der Masern verstorben. Das Kind litt an einer chronischen Maserngehirnentzündung. Diese so genannte subakute sklerosierende Panenzephalitis – kurz SSPE – kann als Spätfolge einer Masernerkrankung auftreten und gilt als unheilbar. Säuglinge, die sich im ersten Lebensjahr mit Masern anstecken, sind besonders gefährdet, an dieser chronischen Entzündung des Gehirns zu erkranken. „Wie genau diese Erkrankung verläuft, ist schwer zu prognostizieren. Wir kennen die Mechanismen noch zu wenig. Die Masernviren dringen in das Gehirn ein und vermehren sich dort. Dies führt zu Schädigungen der Nervenzellen, die irreversibel sind. Die SSPE verläuft in Schüben – es gibt keine Therapie. Der einzige Schutz ist die vorbeugende Impfung. Da Säuglinge aber nicht geimpft werden können, sind sie darauf angewiesen, dass niemand in ihrer Umgebung infektiös ist. Daher sollten Kontaktpersonen von Säuglingen unbedingt gegen Masern geschützt sein“, warnt Dr. Martin Terhardt vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Diese Maserninfektion ging von einem 11-jährigen Jungen aus, der im Frühjahr 1999 mit unspezifischen Beschwerden in einer Kinder- und Jugendarztpraxis war und bei dem sich erst am darauf folgenden Tag die typischen Masernsymptome zeigten. Insgesamt hatte dieser Junge, dessen Eltern die Masernimpfung ablehnten, in dieser Praxis 6 weitere Kinder, darunter drei Säuglinge, mit Masern infiziert. Bei zwei dieser Kinder wurde später eine SSPE-Erkrankung diagnostiziert. Das Mädchen ist der zweite Maserntodesfall, der dieses Jahr in Deutschland bekannt geworden ist. Ende März war ein 26-jähriger Weilheimer in einer Münchner Klinik verstorben.

Ärzte rufen zur Impfung auf„Dieses traurige Beispiel zeigt leider sehr deutlich, dass Impfungen eine gesellschaftliche Aufgabe sind. Nur wenn es uns in Deutschland gelingt, die Masern zu eliminieren, ist auch der Personenkreis geschützt, der nicht geimpft werden kann. Das betrifft insbesondere Säuglinge, aber auch Menschen, die z.B. aufgrund einer Krebstherapie oder einer angeborenen Immunschwäche keine Impfung bekommen können. Deshalb empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) allen Erwachsenen ab Jahrgang 1971, die die Masern nicht durchgemacht haben, nicht oder nur einmal dagegen geimpft sind oder die einen unklaren Impfstatus haben, die Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR). In der Altersgruppe der 20- bis 40-Jährigen gibt es die größten Impflücken“, erläutert Terhardt, der auch Mitglied der STIKO ist. Vor allem bei jungen Erwachsenen mit Kinderwunsch sollte der Masernimpfschutz immer überprüft werden. „Wir wissen, dass eine Maserninfektion ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten birgt. In der Schwangerschaft kann aber nicht gegen Masern geimpft werden. Daher sollte der Hausarzt oder Gynäkologe junge Erwachsene bei jedem Praxisbesuch auf die Impfung gegen Masern ansprechen. Wie dieses traurige Beispiel zeigt, kann eine Masernerkrankung im ersten Lebensjahr noch Jahre später tödlich enden. Und das sollte in einem Land wie Deutschland eigentlich nicht mehr passieren“, appelliert Terhardt.

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