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10-jähriger Junge in den USA stirbt an Grippe – Impfung jetzt noch sinnvoll

In Deutschland sind bislang nur vereinzelt Influenza-Erkrankungen gemeldet worden. Doch der aktuelle Todesfall eines Jungen in den Vereinigten Staaten, der sich mit dem Influenza-Virus angesteckt hatte, zeigt die möglichen fatalen Folgen einer Grippe. Daher fordern Experten Eltern dringend dazu auf, speziell Kinder mit einer chronischen Erkrankung wie Asthma und Diabetes sowie sich selbst jetzt noch impfen zu lassen...

Im US-Bundesstaat New York ist ein 10-jähriger Junge an den Folgen einer Influenza-Infektion gestorben. Den Gesundheitsbehörden des Bundesstaates zufolge haben Laboruntersuchungen ergeben, dass sich das Kind mit dem Influenza-Virus infiziert hatte. Alle Personen, die Kontakt mit dem Jungen hatten, wurden aufgefordert, ihren Arzt aufzusuchen und sich medizinisch untersuchen zu lassen. In den USA starben in der Grippesaison 2005/2006 insgesamt 35 Kinder an den Folgen einer Influenza. „Die echte Virus-Grippe ist für Kinder eine ernste Bedrohung“, warnt Dr. Ursel Lindlbauer-Eisenach vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) und Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut in Berlin. „Die Daten von klinischen Studien aus verschiedenen Ländern zeigen, dass kleine Kinder wegen Komplikationen einer Influenza-Infektion ähnlich häufig im Krankenhaus behandelt werden müssen wie Erwachsene mit einer chronischen Erkrankung, die durch eine Virusgrippe besonders stark gefährdet sind. Dass solche Komplikationen tödlich verlaufen, kommt glücklicherweise nicht sehr häufig vor. Doch Todesfälle treten jedes Jahr auf und zeigen, welche Gefahr von den Influenza-Viren ausgeht. Vor diesem Hintergrund ist der jährliche Grippeschutz für Kinder generell sinnvoll.“ Die STIKO empfiehlt derzeit die Grippe-Impfung für Kinder mit einer chronischen Erkrankung wie beispielsweise Asthma, chronische Nieren- und Herzkrankheiten sowie Diabetes ab dem 6. Lebensmonat.

Grippewellen bis in den April möglich
In Deutschland sind bislang nur vereinzelt Influenza-Erkrankungen gemeldet worden. Ein ähnliches Bild war auch in den vergangenen 5 Wintern zu beobachten. „In den Grippesaisons 2001/2002, 2002/2003 und 2003/2004 war die Virus-Zirkulation im Dezember und Januar verhältnismäßig gering. Erst Ende Februar nahmen die Influenza-Erkrankungen deutlich zu und erreichten im Monat März bis in den April hinein einen ausgeprägten Gipfel“, erläutert Prof. Peter Wutzler vom Institut für Virologie und Antivirale Therapie der Universitätsklinik in Jena und Präsident der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten (DVV). „In den letzten beiden Wintern war die Situation noch deutlicher. In der Saison 2004/2005 wurden bis Ende Januar nur vereinzelt Influenza-Infektionen registriert. Im Februar nahmen die Grippe-Erkrankungen langsam zu und Ende Februar ging es dann schlagartig los. Bis Ende März überzog dann eine der stärksten Grippewellen der letzten Jahre Deutschland, bevor die Infektionswelle Anfang April wieder abebbte.“ Im vergangenen Jahr wurde ein ähnlich später Beginn beim Anstieg der Grippe-Infektionen verzeichnet. Die meisten Erkrankungen traten sogar erst von Mitte März bis Anfang April auf. „Auf den Verlauf der diesjährigen Grippesaison lässt dies natürlich keine Rückschlüsse zu. Wir sollten uns aber darauf einstellen, dass bis in den April mit ausgeprägten Grippewellen zu rechnen ist“, erklärt der Virologe.

Jetzt noch gegen Grippe impfen lassen!
Da bislang noch keine nennenswerte Viruszirkulation beobachtet wurde, ist eine Grippe-Schutzimpfung auch jetzt noch sinnvoll. „Die Schutzwirkung der Grippe-Impfung ist nach etwa 10 bis 14 Tagen aufgebaut“, so Prof. Wutzler. Eine Studie hat sogar ergeben, dass bereits 7 Tage nach der Impfung 94 bis 100% der Geimpften gegen einen der drei Influenza-Stämme des Impfstoffes geschützt waren und mindestens 59% - also deutlich mehr als die Hälfte – einen vollständigen Schutz aufgebaut hatten. „Jeder, der seine Impfung im Herbst aufgrund der damals vorhandenen Impfstoffknappheit versäumt hat, kann und sollte diese jetzt noch nachholen und ist dadurch rechtzeitig geschützt“, empfiehlt der Experte. „Jedes Jahr sterben durchschnittlich 8.000 Menschen an der Influenza. Die heftige Grippewelle vor zwei Jahren hat sogar rund 20.000 Menschen das Leben gekostet. Wir wissen zwar heute nicht, wie stark die Grippewelle in den nächsten Monaten sein wird – aber jeder hat die Möglichkeit, sich durch eine Impfung wirksam zu schützen.“