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Vom Verstehen zum Verständnis - Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund können sich gut auf unterschiedlichen Kulturhintergründen bewegen. Aber Spracheverstehen ist Voraussetzung.

„Kinder mit Migrationshintergrund bewältigen mühelos Sprach- und Kulturunterschiede zwischen Elternhaus und Gesellschaft. Nachteilig auf ihre psychische Gesundheit wirken sich jedoch erlebte Ausländerdiskriminierung und schlechte wirtschaftliche Verhältnisse aus. Die frühkindlichen Entwicklungsdefizite, insbesondere Sprachdefizite und Defizite der allgemeinen kognitiven Entwicklung, die wir bei Kindern mit Migrationshintergrund überdurchschnittlich häufig finden, haben nichts damit zu tun, dass die Kinder in zwei Welten und zwei Sprachen leben. Sie haben damit zu tun, dass in vielen Familien mit Migrationshintergrund Bildungsferne und Anregungsarmut herrscht, dass wirtschaftliche Sorgen und das Gefühl von Ausgrenzung das Klima in den Familien bestimmt. Hier muss Hilfe ansetzen. Insbesondere wichtig ist eine frühe Sprachförderung.“ Dies erklärte heute in Berlin Dr. Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte in Deutschland anlässlich des 13. Politischen Forums für Gesundheits- und Sozialpolitik.

„Kinder mit Migrationshintergrund bewältigen mühelos Sprach- und Kulturunterschiede zwischen Elternhaus und Gesellschaft. Nachteilig auf ihre psychische Gesundheit wirken sich jedoch erlebte Ausländerdiskriminierung und schlechte wirtschaftliche Verhältnisse aus. Die frühkindlichen Entwicklungsdefizite, insbesondere Sprachdefizite und Defizite der allgemeinen kognitiven Entwicklung, die wir bei Kindern mit Migrationshintergrund überdurchschnittlich häufig finden, haben nichts damit zu tun, dass die Kinder in zwei Welten und zwei Sprachen leben. Sie haben damit zu tun, dass in vielen Familien mit Migrationshintergrund Bildungsferne und Anregungsarmut herrscht, dass wirtschaftliche Sorgen und das Gefühl von Ausgrenzung das Klima in den Familien bestimmt. Hier muss Hilfe ansetzen. Insbesondere wichtig ist eine frühe Sprachförderung.“ Dies erklärte heute in Berlin Dr. Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte in Deutschland anlässlich des 13. Politischen Forums für Gesundheits- und Sozialpolitik. Die vom BVKJ organisierte Veranstaltung beschäftigt sich in diesem Jahr mit der Frage, ob und inwieweit über das frühe Fördern einer gemeinsamen Sprache ein gegenseitiges kulturelles Verstehen erreicht werden kann und wenn ja, wie eine solche Förderung optimiert werden kann.

„Etwa 40 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland haben mittlerweile einen Migrationshintergrund. Deutschland ist ein Einwanderungsland. Heute wissen wir, dass Bilingualismus und bikulturelle Sozialisationen kein Nachteil für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund sind“, so Dr. Wolfram Hartmann weiter. „Wir reden auch nicht mehr von der Gefahr einer „doppelten Halbsprachlichkeit“ oder „Identitätsdiffusion“.

Unsere Aufgabe als Kinder- und Jugendärzte besteht darin, Eltern mit Migrationshintergrund zu überzeugen, ihre Kinder dabei zu unterstützen, sich rechtzeitig die deutsche Sprache anzueignen, so dass sie sie vollständig beherrschen und nicht nur rudimentär und falsch sprechen. Die korrekte und lexikalisch reiche Beherrschung der deutschen Sprache ist der Schlüssel für eine gute Schul-, später dann Ausbildungs- und noch spätere Sozialprognose. Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund hinken bei der deutschen Sprach- und Lesekompetenzen oft weit hinter deutsch-muttersprachlichen Kindern und Jugendlichen her. Damit bleiben ihnen berufliche Chancen verwehrt, die ihnen aufgrund ihrer angeborenen Ressourcen eigentlich offen stehen. Daraus entsteht soziale Ungleichheit, die wiederum leicht mit kultureller Benachteiligung gleich gesetzt wird.

Häufig stoßen Kinder- und Jugendärzte auf misstrauische Eltern. Die Beherrschung der Muttersprache, also der Sprache der jeweiligen Herkunftsländer, erscheint ihnen vielfach zunächst wichtiger als das Erlernen der deutschen Sprache. Hier können wir guten Gewissens klarstellen, dass das eine das andere nicht ausschließt. Die Sprache der Eltern und die deutsche Sprache können parallel, aber auch sequentiell erlernt werden. Wir befürworten in diesem Zusammenhang dringend, dass die Kinder spätestens ab dem dritten Geburtstag in eine Deutsch sprechende Förderumgebung kommen, z.B. in eine Kindertagesstätte. Allerdings sind viele Kitas in Deutschland auf ihre Förderaufgabe nicht gut vorbereitet. Dies muss sich ebenfalls schnell ändern.