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So schläft das Kind: Rituale pflegen

Immer wieder gibt es entwicklungsbedingte Phasen, in denen Kinder Schwierigkeiten mit dem Ein- oder Durchschlafen haben. Auch wenn keine explizite Schlafstörung vorliegt, ist das Zu-Bett-Gehen in vielen Familien ein Reizthema. Dann können ein strukturierter Tagesablauf und gelichbleibende Rituale vor dem Einschlafen helfen. Wenn es Kindern schwerfällt, sich von dem vergangenen Tag zu verabschieden, dann sollten Eltern so konkret wie möglich erzählen, was sie am nächsten Tag z.B. zum Frühstück erwartet …

Unruhige Nächte, Schlafmangel und rote Augen - das klingt nach frischgebackenen Eltern und ihren Babys. Doch Probleme beim Ein- und Durchschlafen treten auch bei Kindern im Vor- und Grundschulalter auf. Statt Geschrei in der Nacht gibt es zermürbende Kämpfe um das Schlafengehen, und kleine Steh-Auf-Männchen platzen permanent ins elterliche Wohnzimmer. In Maßen ist das normal, sagen Experten, doch wenn das Thema Schlafen zur Qual wird, sollten sich Eltern Hilfe bei Fachleuten holen.


Schlafprobleme gibt es immer wiederImmer wieder gibt es entwicklungsbedingte Phasen, in denen Kinder Schwierigkeiten mit dem Ein- oder Durchschlafen haben. In den weitaus meisten Fällen verschwinden die Probleme nach einer Zeit von alleine. Als eine handfeste Schlafstörung definieren Experten es, wenn Kinder mehr als drei- bis viermal in der Woche länger als 30 Minuten zum Einschlafen brauchen, und das über einen Zeitraum von mehr als vier Wochen. „Dann sollten Eltern zunächst den Kinder- und Jugendarzt aufsuchen und abklären lassen, ob eine organische Ursache vorliegt“, rät die Psychotherapeutin Angelika Schlarb von der Universität Tübingen.


Besorgniserregende Albträume erkennenAuch Albträume und nächtliches Erwachen sind normal und treten meist nur episodenhaft auf. Kommen sie jedoch über einen längeren Zeitraum vor, können sie Hinweise auf Depressionen oder seelische Belastungen sein. Helena Harms empfiehlt Eltern, zu beobachten, ob sich auch das Verhalten des Kindes bei Tag verändert hat und wie sich sein Kontakt zu Gleichaltrigen gestaltet. „Dauerhafte Albträume sollten Eltern keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen“, so die Diplom-Psychologin aus Berlin.


Grenzen setzenAuch wenn keine explizite Schlafstörung vorliegt, ist das Zu-Bett-Gehen in vielen Familien ein Reizthema. „Steht das Kind immer wieder auf und hat immer neue Ausreden wie Hunger oder Durst parat, geht es häufig um einen Machtkampf“, erklärt die Sozialpädagogin Petra Weidemann-Böker aus Aachen. Dieses Verhalten stehe oft in engem Zusammenhang mit dem elterlichen Handeln. „Die Eltern können keine Grenze, kein Limit setzen“, beschreibt Angelika Schlarb das Problem.
Ihr Rat: „Geben Sie ganz klare Regeln vor, etwa die Anzahl der Gute-Nacht-Geschichten, und bleiben Sie dann absolut konsequent.“


Rituale vor dem ZubettgehenBrauchen Kinder dagegen immer ganz bestimmte Rituale zum Ein- und Durchschlafen wie die Hand der Mutter oder die Eltern am Bett, könne sich dahinter eine große Ängstlichkeit verbergen. „Oft sind das sehr sensible Kinder oder Kinder, die gerade sehr viel verarbeiten müssen“, erklärt Schlarb. Hier könne es helfen, den Kindern tagsüber so viel Sicherheit wie möglich zu vermitteln.


Eine häufige Ursache für Einschlafprobleme ist nach Ansicht der Expertinnen ein unstrukturierter Tagesablauf. „Für Kinder sind feste Spiel- und Essenszeiten ganz wichtig“, sagt Petra Weidemann-Böker. Auch ein immer gleicher Ablauf der Abendgestaltung gibt Kindern Sicherheit und Ruhe. „Häufig sind die Kinder zum Zeitpunkt des Ins-Bett-Gehens überdreht oder total übermüdet“, nennt Helena Harms ein weiteres Problem. Sie rät, alle unangenehmen Dinge des Abendrituals zu erledigen, solange die Kinder noch nicht völlig durch den Wind sind und lieber hinterher noch ein wenig Spielzeit im Schlafanzug einzuräumen.


Vielen Kindern falle es auch schwer, den Tag loszulassen. „Erzählen Sie so konkret wie möglich von morgen“, rät Harms. „Sagen Sie, dass es Erdbeeren zum Frühstück gibt und das Kind mit Gummistiefeln in den Kindergarten gehen darf. Das hilft, sich auf den neuen Tag zu freuen.“ Entspannungsgeschichten und kleine Massagen könnten das Loslassen ebenfalls fördern.


Praktische Hilfe gegen MonsterGerne behaupten Kinder auch, in ihrem Schrank sitze eine Hexe und unter dem Bett krieche ein Krokodil. „Mit etwa drei Jahren beginnt die magische Phase - bei den Kindern verschwimmen Fantasie und Realität“, erläutert Weidemann-Böker dieses Phänomen. Eltern könnten dem Nachwuchs ruhig auf dieser Ebene begegnen. Da hilft es schon mal, mit einem „Zauberspray“ die Angstmacher zu verjagen oder eine „Krokodilfalle“ zu bauen. Eltern bräuchten sich nicht sorgen, dass sie die Fantasien damit verfestigen. Spätestens mit dem Schulalter treten die Kinder von alleine in eine „realistische“ Phase ein.