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Selbstmord: Auslöser unterscheiden sich in den verschiedenen Altersgruppen

Eine umfangreiche amerikansiche Studie kommt zu dem Schluss, dass sich die Faktoren, die zum Selbstmord bei Kindern und Jugendlichen beitragen können, in den verschiedenen Altersgruppen verändern. So liegen je nach Entwicklungsphase unterschiedliche psychische Probleme vor, die das Selbstmordrisiko anscheinend mit erhöhen können.

Amerikanische Forscher befassten sich mit Anzeichen und Verhaltensunterschieden bei Grundschulkindern und Jugendlichen, die sich selbst umgebracht hatten. Die Studie des Teams um Dr. Arielle Sheftall vom Zentrum für Suizidprävention am Nationwide Children’s Hospital zeigt, dass einige Merkmale und Umstände bei Grundschulkindern, die sich selbst getötet haben, stärker ausgeprägt sind als bei Jugendlichen, die durch Selbstmord ums Leben gekommen sind. Es ist eine der ersten Studien, die sich ausschließlich auf die Umstände eines Selbstmords bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 5 bis 14 Jahren konzentriert hat.

"Grundschulkinder, die durch Selbstmord gestorben waren, hatten im Vorfeld des Ereignisses eher Probleme mit Familienmitgliedern oder Freunden, während Jugendliche eher Schwierigkeiten mit einem Freund oder einer Freundin hatten", berichtete Dr. Sheftall, Erstautorin der Studie. "Diese Unterschiede entsprechen auch den Entwicklungsphasen. Grundschüler verbringen mehr Zeit mit der Familie und Freunden und gehen kaum romantische Beziehungen ein, die während der Pubertät aber zunehmen."

Etwa 33% der Verstorbenen hatten psychische Probleme. Bei jüngeren Kindern, die sich selbst umgebracht hatten, lag häufiger die Diagnose ADS (Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom) oder ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) vor, während Kinder im beginnenden Teenageralter, die sich selbst getötet hatten, eher unter Depression oder Dysthymie (chronische Depression, deren Symptome deutlich schwächer ausgeprägt sind als bei einer ‚typischen‘ Depression) litten.

Dr. Sheftall und ihre Kollegen verwendet das National Violent Reporting System (NVDRS) - eine umfangreiche amerikanische Datenbank, die gewaltsame Todesfälle erfasst - und analysierten Selbstmorde, die sich in den Jahren 2003 bis 2012 in 17 verschiedenen Staaten ereigneten, und sortierten sie in Altersgruppen. Die NVDRS-Datenbank ist einzigartig, da sie Informationen aus verschiedenen Quellen dokumentiert, einschließlich medizinische Gutachten und Strafverfolgungsberichte. Auf diese Weise erhielten die Wissenschaftler umfangreiche Daten zu persönlichen, familiären und sozialen Faktoren, die während des Selbstmords vorlagen.

"Wir fanden auch, dass 29% der Kinder und Jugendlichen ihre Absicht, sich umzubringen, frühzeitig jemanden mitteilten", sagte Dr. Sheftall. "Unsere Studie zeigt, wie wichtig es ist, dass Kinder- und Jugendärzte und andere Berufsgruppen der primären Gesundheitsversorgung, Schulpersonal und Familien, Warnzeichen von Selbstmord erkennen können und wissen, welche Schritte zu ergreifen sind, wenn eine Kind seine Suizidabsicht offenbart. Zu den Vorboten gehören, wenn ein Kind die Absicht, sich zu töten, äußert, wenn es über einen längeren Zeitraum unglücklich ist, sich von Freunden oder Schulaktivitäten zurückzieht oder zunehmend aggressiv oder reizbar wird."
Die Forschung weist darauf hin, dass Kinder- und Jugendärzte die Möglichkeit haben sollten, geeigneten Untersuchungsmethoden zu verwenden. Denn dadurch ließe sich die Erkennungsrate des Suizidrisikos bei Heranwachsenden um 400% erhöhen, so die Autoren. Pädiater untersuchen Kinder regelmäßig und könnten so frühzeitig Risikokinder erkennen, Eltern auf potenziellen Risiken aufmerksam machen und dafür sorgen, gefährdete Kinder angemessen behandeln zu lassen.

"Obwohl Selbstmord bei Kindern im Grundschulalter extrem selten ist, sollten Eltern sich bewusst sein, dass auch sie manchmal an Selbstmord denken können", sagte Dr. Jeff Bridges, PhD, Direktor des Zentrums für Suizidprävention und Forschung am Nationwide Children’s Hospital und Ko-Autor der Studie. "Es ist wichtig, Kinder direkt zum Thema ‚Selbstmord‘ zu befragen, wenn Bedenken bestehen. Wissenschaftliche Arbeiten haben die Vorstellung widerlegt, dass dies suizidalen Gedanken oder suizidales Verhalten fördern könne. Es tut nicht weh zu fragen. Im Gegenteil, darüber zu reden, kann für gefährdete Kinder der erste Schritt auf dem aus der Krise sein."

Das Forscherteam sucht derzeit nach den besten Möglichkeiten, wie junge Menschen im Gesundheitssystem auf ein Suizidrisiko hin gescreent werden können und nach optimalen Behandlungsempfehlungen für gefährdete Heranwachsende.

Quelle: <link http: www.newswise.com articles researchers-find-relationship-and-behavioral-differences-between-children-and-early-adolescents-who-die-by-suicide _blank external-link-new-window external link in new>Newswise, <link http: www.nationwidechildrens.org news-room-articles _blank external-link-new-window external link in new>Nationwide Children’s Hospital, <link http: www.kinderaerzte-im-netz.de http pediatrics.aappublications.org content pediatrics early peds.2016-0436.full.pdf _blank external-link-new-window>Pediatrics