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Erziehung kann Hyperaktivität möglicherweise positiv beeinflussen

Laut einer amerikanisch-kanadischen Studie, die von Forscher*innen der University of Waterloo (Kanada) mitverfasst wurde, kann ein leitender Erziehungsstil der Eltern dazu beitragen, die Ausprägung einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Kindern abzuschwächen.

© Picture-Factory - Fotolia.com

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Die Entwicklung des Temperaments, der exekutiven Funktionen (u.a. Fähigkeit, Aufmerksamkeit und Gefühle gezielt zu steuern) und Erziehung können sich im Verlauf der Kindheit gegenseitig beeinflussen. Eine kanadische Studie ermittelte nun spezifische Faktoren, die ADHS-Symptome begünstigen können, sowie mögliche Ansätze für frühzeitige gezielte Interventionen, um diese abzumildern.

„Eine Reihe früher Merkmale, die wir Überschwang bei Kindern nennen, wie etwa große Aufregung, Neugier und positive Reaktionen auf unbekannte Menschen und Neues, könnten kombiniert mit bestimmten familiären Einflussfaktoren bei manchen Kindern ADHS-Symptome fördern“, sagte Prof. Dr. Heather Henderson von der University of Waterloo, Mitautorin der Studie.

Diese Arbeit zeige, dass Eltern wirklich dazu beitragen könnten, mithilfe eines leitenden und engagierteres Erziehungsstils ADHS-Symptome zu verringern, so die Autorin. Dies könnte beispielsweise geschehen, indem sie das Kind verbal und körperlich bei neuen Situationen unterstützen und lenken.

Die Forscher*innen beobachteten 291 Kindern im Alter von vier Monaten bis 15 Jahren und verfolgten die Entwicklung des Temperaments der Kinder. Sie beurteilten auch die Eltern-Kind-Interaktionen, als die Kinder drei Jahre alt waren, die exekutiven Funktionen des Kindes im Alter von vier Jahren und analysierten sechsmal die von den Eltern angegebenen ADHS-Symptome im Alter zwischen fünf und 15 Jahren. Die Studie ergab, dass Temperament und Erziehung miteinander die Entwicklung der exekutiven Funktionen des Kindes beeinflussten.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die ADHS-Symptome im Laufe der Kindheit zunehmen, wenn ein Kind früh ein überschwängliches Temperament, geringe bis normale exekutive Funktionen zeigt und Eltern einen weniger führenden und engagierte Erziehungsstil praktizieren, wenn das kleine Kind neuen Situationen ausgesetzt ist.

„Die ADHS-Symptome stabilisieren sich typischerweise im Alter von fünf bis neun Jahren und nehmen im Alter von neun bis 15 Jahren ab. Wenn kleine Kinder mit überschwänglichem Temperament wenig direktive Erziehung erhalten, kann diese Stabilisierung jedoch möglicherweise nicht eintreten“, verdeutlichte Henderson.

„Eine steuernde Erziehung, die nicht kontrolliert, sondern das Kind mit verbalen und körperlichen Hinweisen anleitet, kann dazu beitragen, die Selbstregulationsfähigkeiten des Kindes zu fördern und eine Zunahme seiner ADHS-Symptome zu verhindern.“

Quelle: EurekAlert! University of Waterloo, Research on Child and Adolescent Psychopathology