Ihre Haus- & Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr
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21.08.2019
Kleine Kinder sind besonders anfällig für Hundebisse, da sie die Stimmung eines Hundes und auch Anzeichen dafür, dass ein Hund nicht gestört werden möchte und beißen könnte, noch nicht richtig erkennen können. Zudem befindet sich bei ihnen das Gesicht meist auf gleicher Höhe mit dem Gebiss des Hundes, sodass es mehr als bei Erwachsenen zu Gesichtsverletzungen kommt.
„Eltern sollten ihre kleinen Kinder nicht unbeaufsichtigt in der Nähe von Hunden lassen – dazu gehört auch der Familienhund. Denn überraschenderweise ereignen sich Bissunfälle häufig durch Familienhunde – oft wenn sich diese eingeengt und verunsichert fühlen. Kinder müssen deshalb auch früh lernen, Tiere mit Respekt zu behandeln, wozu auch gehört, sie nicht mit Liebkosungen zu ‚überfallen‘“, rät Dr. Ulrich Fegeler, Kinder- und Jugendarzt sowie Mitglied des Expertengremiums des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Fast jeder Hund kann in bestimmten Situationen „bissig“ werden.
Einer aktuellen amerikanischen Studie zufolge verursachen vor allem mittelgroße Mischlinge (ca. 33 bis 50 kg), insbesondere mit breiten kurzen Köpfen, und Pit Bulls häufige und besonders schwere Verletzungen bei Kindern. Eine ältere amerikanische Untersuchung (Pediatrics 2006) kam zu dem Ergebnis, dass Schäferhund und Dobermann im Vergleich zu anderen Hunderassen verhältnismäßig oft ein Kind beißen. Die Autoren wiesen damals schon darauf hin, dass die überwiegende Mehrheit (82%) der Hunde, die zuschnappt, den Kindern vertraut ist. Eine aktuelle kanadische Untersuchung konnte demgegenüber keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen Hunderasse und Häufigkeit von Bissangriffen erkennen. Allerdings bissen demnach männliche sowie ältere gegenüber sterilisierten, weiblichen und jüngeren Hunden statistisch gesehen öfter zu. Besonders zahlreich waren dieser Studie zufolge die Attacken im eigenen Zuhause des Hundes, aber auch gegenüber Hundebesitzer oder dem Hund bekannten Menschen. „Eltern sollten mit gutem Beispiel vorangehen und dem Familienhund gegenüber Handlungen vermeiden, die beim Hund Angst oder Aggression auslösen könnten. Dazu gehört Schlagen, Herunterschubsen von Möbeln und das gewaltsame Wegnehmen von etwas, das der Hund im Maul hat“, so Dr. Fegeler.
Darauf sollten Eltern besonders achten:
Wenn das Kind von einem Hund gebissen wurde, sollte in jedem Fall der Kinder- und Jugendarzt oder – wenn dieser nicht erreichbar sein sollte – die 1.Hilfe-Stelle einer Klinik aufgesucht werden. Jede Bissverletzung ist nicht nur mit einer Hautverletzung verbunden, sondern auch mit einer Gewebequetschung unter den sichtbaren äußeren Wunden. Der Arzt kann in etwa das Ausmaß der entsprechenden Verletzung abschätzen.
Die äußeren Wunden sollten zuvor mit steriler Auflage bzw. Mullkompressen bedeckt werden. Der aufgesuchte Kinder- und Jugendarzt bzw. Notarzt wird die Wunde inspizieren und den Impfschutz überprüfen (Tetanus) mit evtl. notwendiger Nachimpfung. Etwa jeder vierte Hundebiss ist mit Keimen infiziert. Bei Auslandsaufenthalten muss auch an Tollwut gedacht werden. Evtl. muss dann gegen Tollwut nach einem bestimmten Schema geimpft werden.
Bei schweren Verletzungen (z.B. am Kopf) muss sofort der Notarzt gerufen werden.
Quellen: Animals, International Journal of Pediatric Otorhinolaryngology, Pediatrics, HealthNewDigest
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Dies ist eine Pressemeldung des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte e.V. Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.de. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des BVKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.