Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Dr. med. Martin Lang & Dr. med. Petra Weinzierl-Moll
Kinder- und Jugendärzte, Homöopathie, Augsburg

Mit Globuli auf Reisen ?

Die Homöopathie ist eine Regulationsmedizin. Bei korrekter Indikation, setzt sie im Körper Selbstheilungskräfte frei, wie sie durch die erforschten Allopathika oft nicht erreicht werden.
Krankheitsstörungen am Urlaubsort sind oft kleinerer Art. Sie treffen zudem auf einen robusten und erholten Organismus. In dieser Situation sind Globuli besonders wirksam und ersparen dem Reisenden häufig den Gang in eine Notfallambulanz. Auf der anderen Seite muß aber betont werden, daß bei schweren Erkrankungen die Anwendung naturheilkundlicher Mittel, eine notwendige ärztliche Behandlung am Urlaubsort nicht verzögern darf.
Fernab der Heimatpraxis gilt: wenn die Symptome der Krankheit unter der Selbstmedikation nicht rasch abklingen, ist stets ein Arzt zu konsultieren.
Natürlich ersetzt die homöopathische Behandlung auch nicht die notwendigen Reiseimpfungen. Ebensowenig kann sie allgemeine Vorsichtsmaßregeln vor bestimmten landesspezifischen Gefahren ersetzen - etwa bei Reisen in extreme Klimazonen, unzureichenden hygienischen Verhältnissen, Malaria und anderen Endemiegefahren.

Praxis-Leuchtturm
Praxis-Leuchtturm

Welche Arznei für die Reiseapotheke ?

Die Homöopathie ist eine personotrope Medizin. Es muß also die Arznei gefunden werden, die der Persönlichkeit des Patienten und dem Gesamtbild der Symptome am ähnlichsten ist. Ein solches Konstitutionsmittel erfordert allerdings ein ausführliches Analysegespräch, das in aller Regel auf Reisen nicht durchführbar ist. Die Auswahl der Arzneimittel für die Reiseapotheke ist daher nicht ganz einfach.
Bei der Selbstbehandlung akuter Reisekrankheiten werden Arzneien verwendet, die bei bestimmten Krankheitszuständen regelmäßig geholfen haben. Man spricht von den sogenannten "bewährten Indikationen". Charakteristische, wiederkehrende Krankheitssituationen werden beobachtet und als Leitsymptome für das jeweils passende Arzneimittel angegeben. Im Folgenden werden Beispiele für typische Symptomkonstellationen bei Urlaubserkrankungen beschrieben und ein dazu passendes homöopathisches Arzneimittel angezeigt.

Reiseübelkeit

Auf der Urlaubsfahrt (Auto, Schiff, Flug) leiden insbesondere Kinder unter Schwindelgefühl und Übelkeit. Ein bewährtes Hausmittel ist der Genuß frischer Petersilie vor Reiseantritt, dazu leichte Kost, wie Gemüse mit Kartoffeln, und Fenchel- oder Melissetee, anstatt Milch.

Cocculus ist das Hauptmittel bei Reiseübelkeit mit Schwindel und mäßigem Schwächegefühl. Kommt dagegen zum Schwindel eine starke Übelkeit, ein Kältegefühl mit kühlem Schweiß und Blässe, so ist Tabaccum angezeigt. Ruhepausen, frische Luft und Augenschließen bessern hierbei die Symptomatik. Bei noch ausgeprägterer "Seekrankheit" empfiehlt sich die Gabe von Theridion. Diese Kinder verspüren –im Gegensatz zu Tabaccum- beim Augenschließen verstärkt Schwindel und Erbrechen und sind zudem geräuschempfindlich.

Flugreisen

Bei Flugangst oder Panikreaktionen, begleitet von körperlicher Unruhe empfiehlt sich die Gabe von Aconitum napellus eine Stunde vor Abflug. Reagiert das Kind mit nervösen Magen-Darmbeschwerden (Bauchkrämpfen und Durchfall), ist gereizt und ängstlich im Anblick der Menschenmenge in der Schalterhalle, so ist Argentum nitricum das Mittel der Wahl. Auch Phosphorus ist ein wichtiges Flugangstmittel bei feinfühligen, lebhaften, dabei aber eher vorsichtigen, ängstlichen Kindern.
Wenn das Absacken des Flugzeugs in Luftlöchern oder im Landeanflug Unwohlsein und Übelkeit verursacht, hat sich Borax bewährt. Das Kind ist unruhig und zittrig und verträgt keinen Tabakrauch.
Die kurzfristigen Kabinendruckveränderungen bei Start und Landung können bei Kindern mit entsprechender Neigung Belüftungsstörungen im Innenohrbereich mit resultierenden Ohrenschmerzen verursachen. Um den Innenohrdruckausgleich zu erleichtern, verabreicht man Kleinkindern während Steig- und Sinkflug ein (Tee-) Getränk und ggf. abschwellende Nasentropfen.

Sonnenstich - Insolation

Kleinkinder sollten nie ohne Kopfbedeckung in der Mittagssonne spielen. Aufgrund des verhältnismäßig großen Kopfumfanges und der meist noch geringen Haardichte, sind Kinder besonders gefährdet für eine übermäßige Hitzeeinwirkung auf das zentrale Nervensystem. Zuallererst werden die Patienten an einen schattigen Ort gebracht, mit feuchten Tüchern behutsam gekühlt und mit reichlich Getränken versorgt. In der ersten Phase der Sonnenstich-Symptomatik klagen die Kinder über pochende Kopfschmerzen, sie haben einen roten Kopf, trockene heiße Haut, sind unruhig und auf Geräusche überempfindlich. In diesem Stadium ist Belladonna sehr hilfreich. Im Falle von heftigen, berstenden Kopfschmerzen, bei eher blassem Gesicht ist Glonoinum das Mittel der Wahl. Bestehen bereits Übelkeit und Erbrechen und sind die Kinder blass mit kaltschweißiger Haut kann Veratrum album gegeben werden.
Wegen der Gefahr eines beginnenden Hirnödems sollte unverzüglich ärztliche Hilfe zugezogen werden.

Medulla, unser Praxisbär
Medulla, unser Praxisbär

Hitzeunverträglichkeit

Beim sogenannten Hitzestau (z.B. Autofahrt an heißen Tagen) eignet sich Pulsatilla, entsprechend der Konstitution: die Kinder sind von weinerlicher Natur oder wechselhafter Laune, ertragen keine enge Kleidung, keine heißen, stickigen Räume und spielen grundsätzlich lieber an der frischen Luft. Im Gegensatz zur Pulsatilla-Konstitution hält sich das Gelsemium-Kind ungern im Freien auf. Es reagiert bei Sonnenhitze mit Kopfschmerzen, fühlt sich dabei wie benommen, besonders die Extremitäten und Augenlider werden als "schwer", "wie gelähmt" empfunden.
Das Hauptmittel gegen das Schwächegefühl und die Erschöpfungssymptomatik bei sommerlichen Temperaturen ist Natrium muriaticum. Bereits kleine Anstrengungen in der Sonnenhitze werden gemieden, da sie zu Erschöpfung führen. Bei körperlicher Überanstrengung mit drohendem Kollaps an besonders heißen Tagen ist Antimonium crudum ein wirksames Mittel, besonders passend, bei häufig übellaunigen Kindern. Bei milden Formen der Hitzeohn-macht mit Blässe, Parästhesieen und Kaltschweißigkeit wird Carbo vegetabilis zur Kreislaufstabilisierung gegeben.

Sonnenbrand

Essigumschläge bringen bei Sonnenbränden und erstgradigen Verbrennungen Linderung. Ist die betroffene Hautpartie glänzend-rot und geschwollen hilft Apis mellifica. Zur Linderung der starken brennenden Schmerzen, eignet sich vorrangig Cantharis, anfangs in häufigen Gaben verabreicht. Zeigen sich auf der verbrannten Haut brennende, juckende Bläschen ist Urtica urens angezeigt. Die Akut- wie auch die weitere Heilungsphase läßt sich mit Causticum gut unterstützen. Äußerlich empfiehlt sich die Anwendung einer Arnikaessenz (z.B. Combudoron Gelee). Bei höhergradigen Verbrennungen (Blasenbildung) ist unverzüglich ärztliche Hilfe aufzusuchen.

Sommergrippe

Eltern unterschätzen häufig, wie leicht sich Kinder mitten im Sommer verkühlen können, beispielsweise während eines zu ausgedehnten Badebesuches, der aufkommenden Meeresbrise am Strand oder zu leichter Bekleidung in den Abendstunden. Ist Verkühlung oder Nässe (Badebekleidung) die Ursache eines Infektes, so ist Dulcamara das Mittel der Wahl. Die Kinder leiden unter einem zähen gelb-grünlichen Stockschnupfen, auch mit Beteiligung der Ohren, Bindehautentzündungen und entwickeln eine schleimige Diarrhoe.
Folgt einem windigen Badetag rasant steigendes Fieber mit Schüttelfrost, so wird zu Beginn mit Aconitum behandelt. Kommt es im weiteren Fieberverlauf zu einer zunehmenden Kreislaufzentralisation, gekennzeichnet durch eine feucht-schwitzige Haut, einem roten Kopf, bei gleichzeitig kalten Extremitäten, ist Belladonna angezeigt. Ferrum phosphoricum ist ein zuverlässiges Fiebermittel bei infektanfälligen Kindern, mit Neigung zu Mittelohrentzündungen. Sie sind eher blaß, typischerweise fühlen sie sich von der Erkrankung nur wenig beeinträchtigt. Chamomilla hilft wiederum bei gereizten, zornigen Fieber-Kindern – nicht nur in der Zeit des Zahnens. Erkältungen nach übermäßigem Schwitzen werden mit Rhus toxicodendron therapiert, insbesondere wenn sich im Verlauf Gelenkschmerzen und Fieberbläschen zeigen. Ein Hauptmittel bei grippalen Infekten im feucht-warmen Sommerwetter ist Gelsemium sempervirens. Charakteristisch ist hier die vorherrschende Schwäche und Zittrigkeit des Kindes. Der Krankheitsverlauf ist schleppend, mit einem eher gemächlichen Fieberanstieg. Wird die Grippe von heftigen Glieder- und Knochenschmerzen oder gar einem galligen Erbrechen begleitet, so ist Eupatorium perfoliatum das Mittel der Wahl.

Heimweh

Nicht selten sind Kinder von den vielen Veränderungen am Urlaubsort beunruhigt oder verunsichert. Sie vermissen das Vertraute und die gewohnte Umgebung. Zeigen sich bei gefühlsbetonten, launischen, eher introvertierten Kindern Heimwehgefühle, eignet sich hierfür Ignatia. Die Patienten reagieren akut mit Appetitverlust, sie seufzen gehäuft, und lehnen die tröstende Zuwendung durch die Eltern ab. Ebenso trostabweisend ist die Konstitution des Natrium muriaticum–Kindes, das aber seinen Kummer (im Gegensatz zum Ignatia-Typ) eher still für sich erträgt. Es hat einen generell nachtragenden Charakter und empfindet große Menschenansammlungen und Sonnenhitze als unerträglich. Das Heimwehkind, das hingegen offen und ausgiebig zu heulen vermag und durch die elterlichen Streicheleinheiten großen Trost erfährt, bekommt Pulsatilla.

Grundausstattung für die Reiseapotheke

  • Aconitum napellus: Schreck, Schock, Erstmittel bei akuten fieberhaften Infekten
  • Apis mellfica: Insektenstiche, Sonnen-brand, Urtikaria
  • Arnica: Prellung, Hämatom, Verletzung, Commotio
  • Arsenicum album: Magen-Darm-Infektion mit Durchfall und Erbrechen
  • Belladonna: Akutes Fieber mit Schweiß, Sonnenstich
  • Bryonia alba: Zerrungen, Gelenksentzündungen, trockener schmerzhafter Husten
  • Calendula: Hauptmittel für offene Wunden aller Art
  • Cantharis: Verbrennung, Blasenentzündung
  • Carbo vegetabilis: Kreislaufkollaps, Verdauungsstörungen mit Blähungen
  • Chamomilla: Reizbarkeit, Zahnungsschmerzen, Ohrenschmerzen
  • Cocculus: Reisekrankheit, Schwindel
  • Colocynthis: Bauchkrämpfe, Magenkolik
  • Eupatorium perfoliatum: Grippe mit Gliederschmerzen, Galleerbrechen
  • Ferrum phosphoricum: Fieberhafte Infekte, Ohrenentzündung
  • Gelsemium sempervirens: Sommergrippe mit Kopfschmerz und “lähmiger” Benommenheit
  • Hamamelis: Venöse Blutung, Quetschung
  • Hepar sulfuris: Eitrige Infektion
  • Hypericum perforatum: Nervenverletzung, Schmerzbehandlung bei Verletzungen
  • Ipecacuanha: Hauptmittel bei Erbrechen
  • Ledum palustre: Insektenstiche, schmerzhafte Knochen- und Gelenksverletzungen
  • Mercurius solubilis: Übelriechende eitrige Infektionen
  • Natrium muriaticum: Hauptmittel bei Hitzeunverträglichkeit, Heimweh
  • Nux vomica: Magen-Darminfekt, „Katermittel“
  • Okoubaka: Milde Lebensmittelvergiftung
  • Phosphorus: Flugangst, Nasenbluten
  • Pulsatilla pratensis: Infekt, Ohrenentzündung, Heimweh
  • Rhus toxicodendron: Sommerdurchfälle, Lippenbläschen, Muskelkater
  • Staphisagria: Schnittwunden
  • Tabaccum: Reisekrankheit, Kreislaufkollaps
  • Veratrum album: Magen-Darminfekt mit Brechdurchfall und körperlicher Schwäche

Linktipp: www.jugendmedizin.de

Medizin für Kinder in AugsburgHier finden Sie auf über 600 Seiten:

Im Buchhandel: Dr. Lang: Die Gesundheit Ihres Kindes

Im Internet:
Dr. Lang im Expertenforum


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