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Halsschmerzen - Mandelentzündung (Angina)

Therapie

Bei leichten Halsschmerzen ohne weitere Symptome helfen oft schon bewährte Hausmittel. Wer gleich bei den ersten Anzeichen von Halsschmerzen und dem typischen Schwächegefühl und „innerlichem Frösteln“ eine Schwitz- und Ruhekur macht und Vitamin C einnimmt, kann manchmal die Invasion der Virus-Erreger noch aufhalten. Wenn das nicht mehr hilft: Ab ins Bett, Schal um den Hals und viel trinken, das spült die Virus-Erreger regelrecht aus und hält die Schleimhäute feucht.

Die Behandlung von Halsschmerzen ist nicht einfach: Die Entzündung findet vor allem in den tieferen Schichten der Schleimhaut statt, und dahin gelangen die Wirkstoffe in den vielzähligen Lutschtabletten oder Gurgellösungen, die auf dem Markt sind, kaum. Die Wirksamkeit dieser Mittel ist schwer zu beweisen, bei manchen (z.B. Antibiotika-haltige und örtlich betäubende Halsschmerzmittel) überwiegt sogar die Gefahr möglicher Nebenwirkungen. Auch Antiseptika (z.B. Chlorhexidin) helfen kaum gegen Viren, die häufigsten Verursacher von Halsschmerzen.

Das hilft: Bonbons (am besten ohne Zucker, Salz-Pastillen) lutschen, das regt den Speichelfluss an und lindert kurzfristig ein wenig die Beschwerden. Auch Dampfinhalationen und hohe Luftfeuchtigkeit im Raum durch nasse Tücher verhindern, dass die Schleimhäute austrocknen. Zusätzlich viel Flüssigkeit in kleinen Schlucken trinken (z.B. Salbeitee). Außerdem: Durch die Nase atmen. Paracetamol hilft gegen den Schmerz und gegen Fieber.

Acetylsalicylsäure (ASS) sollte wegen der Gefahr des Reye-Syndroms bei Kindern nicht eingesetzt werden (nur in Ausnahmen auf ärztliche Anordnung).

Natur- und Hausmittel

  • Milch mit Honig nimmt zwar den unangenehmen Reiz im Hals, sollte aber wegen der verschleimenden Wirkung nur in Maßen getrunken werden. Honigmilch mit Zwiebel wirkt noch besser: Eine kleine Zwiebel fein hacken, zusammen mit einer Tasse Milch fünf Minuten leicht kochen lassen, alles auf Trinktemperatur abkühlen lassen, erst dann abseihen und einen Teelöffel Honig dazugeben. Die Milch kann auch durch Wasser ersetzt werden. Auch Zitronensaft mit Honig wirkt sehr gut. Alles in kleinen Schlucken trinken.
  • Die Wirksamkeit natürlicher Gurgellösungen ist zwar ebenfalls nicht bewiesen, sie schaden aber zumindest nicht. Eine Ausnahme ist die eitrige Mandelentzündung: Hier könnten die Bakterien durch die mechanische Einwirkung des Gurgelns in die Blutbahn gelangen. Ansonsten ein bis zwei Stunden mit Salbeiaufguss, Salbei-Kamillentee, Zitronen- oder Salzwasser oder Ratanhia- oder Myrrhentinktur gurgeln.
  • Bei Halsschmerzen können kalte oder warme Halswickel (je nach Empfinden des Kindes) helfen, verschiedene Zusätze verstärken die Wirkung. Wichtigste Regel bei Wickeln: Sie dürfen nie unangenehm sein! Nach dem Anlegen des Wickels muss der Patient ins warme Bett. Sinnvoll ist ein kalter Halswickel vorne am Hals und gleichzeitiges Trinken einer heißen Flüssigkeit.
  • Russisches Hausmittel für ältere Kinder: Einen Esslöffel Meerrettich, einen Teelöffel Honig, einen Teelöffel Nelken in ein Glas warmes Wasser geben, gut umrühren, die Mischung in kleinen Schlucken trinken, auch zwischendurch umrühren. Die Nelken dabei nicht mittrinken.

Antibiotikagabe

  • Handelt es sich um eine Angina, ist über die Notwendigkeit einer Antibiotikagabe zu entscheiden. Dazu ist ein Schnelltest auf ß-hämolisierende Streptokokken sinnvoll.
  • Bei einem Peritonsilliarabzess (Ausbreitung der Entzündung über die Mandeln hinaus) sollte eine Antibiotikaverabreichung immer erwogen werden.
  • Nach antibiotisch behandelter eitriger Angina sind entsprechende Nachkontrollen zum Erkennen einer sich entwickelnden rheumatischen bzw. Herz- oder Nierenerkrankung sinnvoll.
  • Bei rezidivierenden oder chronischen Verläufen muss über eine operative Entfernung der Mandeln diskutiert werden.

Operative Entfernung der Mandeln

Eine chirurgische Mandelentfernung kann sinnvoll sein bzw. ist sinnvoll, wenn eitrige Mandelentzündungen, die mit Antibiotika behandelt werden mussten, in den letzten zwölf Monaten

  • zwischen drei- und fünfmal auftraten und in den nächsten sechs Monaten noch eine weitere eitrige Mandelentzündung dazukam (in eineinhalb Jahren insgesamt 6 eitrige Mandelentzündungen).
  • sechsmal oder öfter auftraten.

Tonsillektomie und Tonsillotomie

Die Tonsillotomie (teilweise Entfernung der Mandeln) zeichnet sich im Vergleich zur Tonsillektomie (totale Entfernung der Mandeln) durch eine geringere postoperative Komplikationsrate aus. Dieses Verfahren kann bei extrem vergrößerten Mandeln mit Schluck- und Schlafstörungen erfolgreich zum Einsatz kommen.

Alle diese Entscheidungen können nicht schematisch getroffen werden. Klinischer Zustand und Alter des Kindes, Sicherheit einer kontinuierlichen Betreuung (Wochenende) auch bei unvorhersehbarem Verlauf, Zuverlässigkeit der Betreuungspersonen und einiges mehr wird der Arzt berücksichtigen.