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Info Sucht: Heroin

Opium wird aus dem Milchsaft der unreifen Samenkapseln des Schlaf¬mohns (Papaver somniferum) gewonnen. Die natürlichen Inhaltsstoffe des Opiums werden als Opiate bezeichnet. Zu ihnen gehören Morphin und Codein. Durch ein chemisches Verfahren wird aus Morphium Heroin gewonnen. Als halbsynthetische Substanz wird es den morphinähnlichen Stoffen zugeordnet, vollsynthetisch gewonnene Substanzen wie Methadon werden als Opioide bezeichnet. Der Wirkstoffgehalt der illegal gehandelten Droge liegt zwischen 10 und 95%.

Opium war schon vor 4000 Jahren den Sumerern und Ägyptern bekannt, die es als Heilpflanze, aber auch als Rauschmittel nutzten. In der traditionellen chinesischen Medizin wurde es zur Behandlung von Schmerzen eingesetzt. Um 1500 begann man es in der Türkei und in Persien zu essen, bevor sich im 17. Jahrhundert in China das Rauchen von Opium ausbreitete. Neben Cannabis und Kokain gehört es zu den am häufigsten konsumierten Primärdrogen.

Der menschliche Körper bildet aber eigene Opioide, die als Endorphine bekannt sind. Diese docken an den sogenannten Opiatrezeptoren an, die sich in vielen Bereichen des Gehirns befinden. Heroin besetzt diese Rezeptoren. Dort lindert es Schmerzen. Aus diesem Grund hat Morphium in der Medizin große Bedeutung. Außerdem dämpft es das Atemzentrum, weshalb Codein erfolgreich gegen Reizhusten eingesetzt wird. Im Vergleich zum Vorjahr ging die Zahl erstauffälliger Konsumenten 2013 um 14 % zurück.

Nach Angaben der Drogenbeauftragten der Bundesregierung konsumieren in Deutschland etwa 200.000 Personen in Deutschland illegale Substanzen (ohne Cannabis), die Mehrheit davon injiziert Heroin. Insgesamt ist der Heroinkonsum jedoch rückläufig. Einerseits wurde die Beschaffung erschwert, andererseits wurde die Droge durch andere verdrängt.

Eine Studie zur Drogenaffinität von Jugendlichen im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ergab 2011, dass 1,0 % der 12- bis 17-Jährigen im Jahr vor der Befragung eine andere illegale Droge als Cannabis konsumiert hatten. Erfahrungen im Konsum von Heroin hatten 0,1 % der männlichen Befragten im Alter von 12 bis 17 Jahren.

Ursachen für Heroinabhängigkeit

Die Abhängigkeit von Heroin kann alleine durch sein hohes Abhängigkeitspotential nicht erklärt werden. Menschen, die aufgrund der für sie als erlösend empfundenen Wirkung der Droge vor den Risiken einer Abhängigkeit nicht zurückschrecken, sind besonders gefährdet. Oftmals leiden sie bereits unter psychischen Problemen, bevor sie zu Heroin greifen. Auch als unerträglich empfundene Umweltfaktoren, vor denen die Betroffenen fliehen wollen, können eine Abhängigkeit begünstigen.

Konsumformen

  • In die Vene spritzen = intravenöse Gabe (Heroin)
  • Rauchen (Opium)
  • selten Schlucken, Inhalieren oder Schnupfen

Wirkung von Heroin

Viele Opiatrezeptoren befinden sich im limbischen System. Hier werden im Zusammenspiel mit anderen Arealen im Gehirn Gefühle und Triebe gesteuert. Daher fühlen sich Heroinsüchtige durch den Drogenkonsum entspannt und euphorisch.

Wird Heroin gespritzt, tritt die Wirkung innerhalb von Sekunden ein (Flash) und hält etwa 3-6 Stunden an. Beim Rauchen und Schnupfen bleibt der Flash aus. Für eine Rauschwirkung werden zudem größere Mengen benötigt. Trotzdem bevorzugen viele Heroinabhängige diese Konsumformen inzwischen, da sie die Gefahr von Infektionen durch den Gebrauch von Spritzen zunehmend fürchten. Nur noch 36 % der Heroinsüchtigen, die sich in Behandlung begeben, spritzen Heroin.

Rauschwirkung

  • High, Flash oder Kick – Rauschzustand, der beim Spritzen nach ca. 10 bis 20 Sekunden eintritt
    Konsumenten fühlen sich glücklich und zufrieden
  • Dämpfung der geistigen Aktivität und des Bewusstseins
  • Hemmung unangenehmer Empfindungen wie Angst, Unlust und Gefühle der Leere
  • Gleichgültigkeit gegenüber Anforderungen, Problemen und Konflikten
  • gesteigertes Selbstvertrauen
  • Beruhigung, Schmerzbetäubung

Überdosierung

Beim Konsum von Heroin kann es sehr schnell zu einer Überdosierung kommen, da die Spanne zwischen einer verträglichen und einer toxischen Wirkung bei Heroin sehr gering ist. Bei nicht an Heroin gewöhnten Menschen wirken bereits 5 mg toxisch. Süchtige benötigen dagegen immer mehr von der Droge. Da die Zusammensetzung der illegal verkauften Droge jedoch stark schwankt, kann es auch bei Drogenabhängigen leicht "unbeabsichtigt" zu einer Überdosierung kommen mit:

  • Bewusstlosigkeit mit Ausschaltung der Reflexe, daher besteht die Gefahr an Erbrochenem zu ersticken
  • Atemproblemen bis hin zur Lähmung des Atemzentrums
  • Lungenödem
  • Lungenembolie
  • Kreislaufversagen
  • Verlangsamung der Herztätigkeit

Weitere Risiken

Heroin hat ein sehr hohes Suchtpotential, da es sehr schnell körperlich abhängig macht. Abhängige brauchen über den Tag verteilt 0,5 bis 3 g Heroin, eine Menge, die für Personen, die an den Konsum nicht gewöhnt sind, tödlich wäre. Heroin wirkt kürzer und intensiver als Morphin. Abhängige benötigen deshalb immer größere Mengen in immer kürzeren Intervallen. Die Heroinabhängigkeit ist die am schwersten zu behandelnde Form der Sucht!

Neben der körperlichen und psychischen Abhängigkeit mit Fixierung auf den Drogenkonsum sind folgende Risiken mit dem Konsum von Heroin verbunden:

  • unerwünschte Wirkungen durch Verunreinigungen
  • Infektionen durch unsaubere Spritzen, insbesondere mit Hepatitis und HIV
  • Entzündungen und Abszesse
  • Arm-, Bein- und Schädelbrüche in Folge von Krämpfen während des Rauschs
  • Potenzstörungen
  • Menstruationsstörungen
  • langfristig Schädigung von Leber, Lunge, Magen, Darm und Zähnen

Körperliche Entzugssymptome

  • Schwitzen
  • Frieren
  • Zittern
  • Gliederschmerzen
  • Schwächegefühl
  • Brechreiz und Magenkrämpfe
  • Schlafstörungen
  • Krampfanfälle
  • Kreislaufstörungen bis hin zum Kreislaufversagen

Abhängige können diese unangenehmen körperlichen Abhängigkeitssymptome durch erneuten Drogenkonsum beenden. Daher kreisen ihre Gedanken meist nur noch um die Beschaffung von Nachschub.

Psychische Entzugssymptome

  • Unruhe
  • Ängste
  • depressive Verstimmungen
  • Selbstmordgedanken

Das Suizidrisiko im Zusammenhang mit dem Konsum illegaler Drogen mit Ausnahme von Cannabis ist der ESPAD-Studie (European School Survey Project on Alcohol and Other Drugs) zu Folge um das 2,4-fache erhöht. Selbstmord ist bei Jugendlichen die zweithäufigste Todesursache in Europa. 189 Jugendliche und junge Erwachsene nahmen sich 2010 in Deutschland das Leben.

Diagnose

Heroin wird über den Urin ausgeschieden und ist dort 1-4 Tage lang nachweisbar. Im Blut ist der Nachweis nur bis zu 8 Stunden nach Konsum möglich. In den Haaren gelingt der Nachweis dagegen unter Umständen noch nach Monaten.

Auswirkungen

Die hohen Kosten zur Beschaffung des Heroins (ca. 50 bis 150 € je Gramm) führen zwangsläufig zu einer Beschaffungskriminalität – z.B. Diebstahl und Prostitution. Seit 2009 ist die Zahl der im Zusammenhang mit Heroin registrierten Straftaten rückläufig.

Häufig konsumieren Heroinsüchte auch Alkohol, Nikotin oder anderen „Ersatzstoffe“, die sich in ihrer Wirkung zusammen mit Heroin gegenseitig verstärken.

In der Regel haben Heroinabhängige Probleme, ihr Alltagsleben zu bewältigen. Der Verlust von Wohnung, Arbeitsplatz und sozialem Umfeld führen häufig zur Verelendung.

Hilfsprogramme

Fast die Hälfte der Drogensüchtigen, die sich in Behandlung begeben, ist heroinsüchtig. In den letzten Jahren wurden in Deutschland sog. Substitutionsprogramme mittels der Ersatzdroge Methadon eingeführt. Man will somit der Beschaffungskriminalität vorbeugen und gleichzeitig versuchen, die Patienten in das Alltagsleben wieder einzugliedern. Etwa 75.400 Personen nutzen dieses Angebot. Dieses Projekt ist nicht unumstritten – Gegner sehen darin eine Brutstätte für Drogenkriminalität.

Adressen & Links

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Ostmerheimer Str. 220
51109 Köln
Tel. 0221/8992-0
Beratungstel.: 0221/8920-31
Fax 0221/8992-300
E-Mail: poststelle@bzga.de

Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) e.V.
Westenwall 4
59065 Hamm
Telefon: +49 2381 9015-0
Telefax: +49 2381 9015-30
E-Mail: info@noSpam.dhs.de
Internet: www.dhs.de

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung
im Bundesministerium für Gesundheit

Friedrichstraße 108
10117 Berlin
Telefon: 03018-441-1452
Telefax: 030-20640-4960
E-Mail: drogenbeauftragte@noSpam.bmg.bund.de
Internet: www.drogenbeauftragte.de

Quellen