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Kokain

Kokain wird aus den Blättern der südamerikanischen Coca-Sträucher gewonnen, die vor allem in Peru und Bolivien seit Jahrhunderten gekaut, als Tee aufgebrüht oder mit Tabak geraucht werden. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der psychoaktive Inhaltsstoff erstmals isoliert. Kokablätter enthalten durchschnittlich 1% Kokain. Szene-Synonyme für Kokain sind: Coke, Koks, Schnee, snow und white stuff.

Hierzulande wird die illegale Droge in einer wasserlöslichen Form auf den Markt gebracht. Kokain sieht harmlos aus: rein und weiß wie Schnee, wie es in der Szene auch genannt wird. Doch der Schein trügt: Der Konsum kann schnell in die Abhängigkeit führen, da bereits innerhalb weniger Wochen eine Gewöhnung eintritt. Zudem wollen Konsumenten den Rauschzustand möglichst oft erleben.

Eine Studie zur Drogenaffinität von Jugendlichen im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ergab 2011, dass 7,2% der Kinder und Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren bereits Erfahrungen mit illegalen Drogen hatten. 0,2% der 12- bis 17-Jährigen und 0,9% der 18- bis 25-Jährigen hatten innerhalb der zwölf Monate vor der Befragung mindestens einmal Kokain zu sich genommen. Der Konsum von Kokain hat demnach für Jugendliche und junge Erwachsene weniger Bedeutung als Cannabis. 2013 ging die Zahl der von der Polizei erfassten Erstkonsumenten im Vergleich zum Vorjahr um 3% zurück.

Art der Einnahme

  • schnupfen, auch snuffing, snorting oder „eine Linie ziehen“ genannt
  • rauchen (mit Tabak) bzw. inhalieren des erhitzten Pulvers
  • spritzen (aufgelöstes Kokain)
  • kauen der Kokablätter
  • als Tee trinken
  • essen (mit Wasser und Backpulver als Kuchen gebacken)

Rauschwirkung

Beim Konsum von Kokain wird im Gehirn die Wiederaufnahme der Botenstoffe in ihre Speicher gehemmt. So verlängert sich deren Wirkung. Dadurch wird die Psyche stärker stimuliert und die Blutgefäße werden verengt. Lokal wirkt Kokain betäubend auf Schleimhäute.

Der Wirkungseintritt und die Wirkungsdauer hängen einerseits vom Wirkstoffgehalt der eingenommenen Droge ab, andererseits aber auch von der Art des Konsums. Außerdem sind mit der Konsumform jeweils besondere Risiken verbunden.

  • Schnupfen
    o    Wirkungseintritt innerhalb von Minuten
    o    Rauschwirkung dauert 1-3 Stunden
  • Rauchen und Spritzen
    o    Wirkungseintritt innerhalb von Sekunden
    o    Rauschwirkung dauert 5-10 Minuten

Der Kokainrausch kann in drei Phasen unterteilt werden:

  • 1. Phase euphorisches Stadium
    Dauer 20-60 Minuten
    o    euphorische Stimulation mit Wohlbefinden, Euphorie, anfangs Potenzsteigerung
    o    Zunahme von
     - Selbstbewusstsein
     - Antrieb & körperlicher Belastbarkeit
    - Sinneswahrnehmung mit Halluzinationen oder Pseudohalluzinationen beim Sehen, Hören, Fühlen
    - Kreativität
    - Libido mit sexueller Enthemmung
    o    Dämpfung von
    - Hungergefühl
    - Schafbedürfnis
  • 2. Phase Rauschstadium
    o    zusätzlich halluzinativ-paranoide Wahrnehmungen
    - meist optische und akustische Wahrnehmungen
    - auch optische, akustische und taktile Halluzinationen
  • 3. Phase: depressive Phase
    o    depressiver Zustand nach dem Rausch mit
    - Niedergeschlagenheit
    - Antriebslosigkeit
    - Müdigkeit und Erschöpfung
    - Schlaflosigkeit
    - Schuldgefühlen
    - Suizidgedanken
    Das Suizidrisiko im Zusammenhang mit dem Konsum illegaler Drogen mit Ausnahme von Cannabis ist der ESPAD-Studie (European School Survey Project on Alcohol and Other Drugs) zu Folge um das 2,4-fache erhöht. Selbstmord ist bei Jugendlichen die zweithäufigste Todesursache in Europa. 189 Jugendliche und junge Erwachsene nahmen sich 2010 in Deutschland das <link typo3 das suizidrisiko im zusammenhang>Leben.

Der Konsum von Kokain führt auch zu körperlichen Veränderungen:

Beschleunigung von Puls und Atmung

  • Blutdruckanstieg
  • Anstieg der Körpertemperatur

Kokainschock

Ein Kokainschock ist eine Überempfindlichkeitsreaktion, die bereits beim ersten Konsum auftreten kann:

  • Blässe
  • kalter Schweiß
  • Atemnot
  • Kreislaufversagen

Überdosierung

Die Gefahr einer lebensbedrohlichen Überdosierung besteht vor allem beim Spritzen und Rauchen von Kokain, da die Droge bei dieser Form des Konsums sehr schnell ins Gehirn gelangt:

  • Koordinationsstörungen
  • Krampfanfälle
  • Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma
  • Bluthochdruck, Herzinfarkt
  • Überhitzung des Körpers bis 42° Celsius
  • Atem-/Kreislaufversagen

Konsum zusammen mit anderen Drogen

Wird Kokain mit anderen Drogen zusammen konsumiert, können sich die Wirkungen gegenseitig verstärken:

  • Kokain und Nikotin:Beide Drogen verengen die Blutgefäße, so dass das Schlaganfallrisiko zunimmt.
  • Kokain und Alkohol, Ecstasy oder LSD:Kontrollverlust bis hin zum Kollaps
  • Kokain und Heroin: Gefahr von Heroinabhängigkeit mit zusätzlicher körperlicher Abhängigkeit
  • Kokain und Benzodiazepine: Benzodiazepine werden von Kokainkonsumenten gegen die Ängste in Folge ihrer Drogensucht eingenommen. Zusätzlich zu den Nebenwirkungen der Benzodiazepine kann die Abhängigkeit von beiden Substanzen zunehmen.

Jede zusätzlich konsumierten Substanz verdoppelt das Selbstmordrisiko!

Auswirkungen von regelmäßigem Konsum

Beim regelmäßigen Konsum von Kokain ist zu unterscheiden, ob die Betroffenen die Droge nur bei bestimmten Gelegenheiten zu sich nehmen (episodischer Konsum) oder (fast) täglich (kontinuierlicher Konsum).

Episodische Konsumenten beschaffen sich eine unten Umständen hohe Dosis und nehmen diese so lange zu sich, bis sie ihren gesamten Drogenbestand aufgebraucht haben. In der Regel sind sie im Anschluss völlig erschöpft. Kontinuierliche Konsumenten nehmen dagegen mehr oder weniger täglich gleichbleibende Mengen zu sich, die sie im Laufe der Zeit aufgrund der eintretenden Gewöhnung steigern.

Beide Konsumformen führen in die Abhängigkeit, wobei die psychische Abhängigkeit überwiegt.

Psychische Folgen

  • psychische Abhängigkeit
  • Persönlichkeitsveränderungen mit Rückzugstendenz und Gefahr der Isolation durch Abbruch aller sozialen Bindungen
  • innere Unruhe
  • Konzentrations- und Antriebsschwäche
  • Depressionen
  • Ängste
  • Reizbarkeit bis Aggressivität
  • Verwirrtheit bis hin zu Wahnvorstellungen mit Realitätsverlust und Halluzinationen
    Typisch ist der sog. „Kokainkäfer“ – das Gefühl kleine Tiere unter der Haut zu haben. Damit sind unberechenbare Reaktionen verbunden wie Gewalttätigkeit und Selbstverstümmelung – z.B. Aufschlitzen der eigenen Haut.
  • sexuelles Desinteresse, Impotenz
  • Ess- und Schlafstörungen

Körperliche Folgen

  • zunehmende Schwäche mit abnehmender körperlicher Belastbarkeit
  • Gewichtsverlust
  • Schädigung von Leber, Herz, Nieren und Blutgefäße
  • Rauchen von Kokain schädigt die Atemwege mit Verschlechterung der Sauerstoffversorgung des Körpers und Blutungen in der Lunge
  • beim Spritzen können Verunreinigungen in den Körper gelangen mit erheblichen Nebenwirkungen
  • durch das Schnupfen werden die Schleimhäute der Nase und der Nebenhöhlen beschädigt. Dies kann Nasenbluten und den Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns nach sich ziehen.

Entzugssymptome

Folgende Entzugssymptome können über mehrere Wochen bestehen:

  • Müdigkeit und Erschöpfung
  • Depressionen
  • Verstimmung mit mangelnder Energie und sexueller Lustlosigkeit
  • starkes Schlafbedürfnis (Crash)
  • starkes Verlangen nach der Droge mit großer Rückfallgefahr

Diagnose

Kokain wird im Körper innerhalb von 6 Stunden abgebaut und innerhalb von 2-4 Tagen über den Urin ausgeschieden. Im Blut ist es nur 24 Stunden lang nachweisbar, in den Haaren dagegen länger. Bei Personen, die Kokain regelmäßig zu sich nehmen, ist die Ausscheidung jedoch verzögert. Ein Nachweis ist hier u. U. noch nach drei Wochen möglich.

Adressen & Links

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Ostmerheimer Str. 220
51109 Köln
Tel. 0221/8992-0
Beratungstel.: 0221/8920-31
Fax 0221/8992-300
E-Mail: poststelle@noSpam.bzga.de
Informationsseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) e.V.
Westenwall 4
59065 Hamm
Telefon: +49 2381 9015-0
Telefax: +49 2381 9015-30
E-Mail: info@noSpam.dhs.de
Internet: www.dhs.de
Faltblatt der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e. V. zu Kokain

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung
im Bundesministerium für Gesundheit

Friedrichstraße 108
10117 Berlin
Telefon: 03018-441-1452
Telefax: 030-20640-4960
E-Mail: drogenbeauftragte@noSpam.bmg.bund.de
Internet: www.drogenbeauftragte.de

Quellen