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Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Kinderärzte in Buchholz - Dr. med. Bernd Rodewyk, Dr. med. Birgit Jacobsen

Kinderarztpraxis Buchholz

Dr. med. Bernd Rodewyk
Dr. med. Birgit Jacobsen

Fachärzte für Kinder- und Jugendmedizin

Was tun, wenn ?

Tipps von den Kinderärzten der Kinderarztpraxis Buchholz

Wenn Babies weinen ...
Durch die Geburt wird für das Neugeborene der paradiesische Zustand im Mutterleibe beendet. Das Kind befand sich in den letzten Wochen der Schwangerschaft in einer gebeugten Körperhaltung und einer Begrenzung seiner Bewegungen durch die Gebärmutter. Die Temperatur ist konstant  , so dass es weder friert noch schwitzt. Es hat keinen Hunger, da es durch die Nabelschnur optimal ernährt wird. Ab der 36 SSW entwickelt es bereits klare Schlaf- und Wachphasen und gleitet problemlos von einem dieser Zustände in den anderen zurück.

Durch die Geburt wird das Neugeborene von der Mutter getrennt, muss selbständig atmen und seine Körpertemperatur regulieren.
Es befindet sich nicht mehr in einem eng begrenzten Raum, in dem es seine Grenzen spürt und sein Körper in der zusammengekauerten Position gehalten wird. Es hat noch keine ausreichende Kontrolle über seine Bewegungsabläufe und seine Körper neigt zu Spontanbewegungen.

Die Milch ist nicht immer sofort verfügbar, um den Hunger zu stillen. In manchen Fällen ist zu wenig Milch da, in anderen zu viel. Verdauungsprozesse müssen sich erst einspielen.
Das Baby ist müde, findet aber nicht zur Ruhe.
Wenn es zur Ruhe gefunden hat , wird es manchmal  gestört (Alltagsaktivitäten, Besuche)
In den ersten drei Lebensmonaten muss das Baby also lernen gut zu schlafen und gut wach zu sein (Schlafwachregulation, eine ausreichende Mahlzeit zu sich zu nehmen und seine unreife Körpermotorik mit einschießenden Bewegungen besser zu regulieren.

Um diese Entwicklungsaufgabe bewältigen zu können, braucht es  in den ersten zwölf Lebenswochen viele Ruhe; wenig äußere Reize und  einfühlsame Eltern, die sich  auf diese Aufgabe konzentrieren und nur Kontakte zulassen, die sie dabei unterstützen und bestärken.

Babys schreien am meisten in den ersten drei Lebensmonaten. Mit 2 Wochen schreien sie durchschnittlich ungefähr 1 ¾ Stunden. Es kommt dann zu einem Anstieg auf 2 ¾ Stunden mit 6 Wochen und einem kontinuierlichen Abfall auf ca 1 Stunde mit zwölf Wochen.

In den ersten drei Monaten schreien Säuglinge vermehrt in den späten Nachmittags- und frühen Abendstunden, d.h. zwischen ca 16.00 und 22.00 Uhr. Danach beginnt sich das Schreien allmählich gleichmäßiger über den Tag zu verteilen, und das nächtliche Schreien nimmt ab.

Ungefähr  10-20 % aller Eltern klagen  insbesondere in den ersten Lebensmonaten über belastende Schreiprobleme ihres Kindes.

Unter exzessivem Schreien versteht man anfallsartige Unruhe- und Schreiphasen ohne erkennbaren Grund bei einem ansonsten gesunden Kind in den ersten drei bis vier (maximal sechs) Lebensmonaten. Sie stehen in Zusammenhang mit physiologischen Reifungs- und Anpassungsprozessen. Das Schreien kann mit geblähtem Bauch, hochroter Hautfärbung und angespannter Muskulatur einhergehen. Typischerweise spricht das Baby nicht auf die üblichen Beruhigungshilfen an.
Als objektive Definition für exzessives Schreien gilt die  Dreier-Regel von Wessel et al.:
„Anfälle von Schreien, Irritierbarkeit und Nörgeln, die länger als drei Stunden am Tag dauern, an mehr als drei Tagen pro Woche auftreten und seit mehr als drei Wochen angedauert haben.“  Wichtiger ist jedoch die subjektive Definition. Danach gilt ein Baby als exzessiv schreiend, wenn das Schreien für seine Eltern ein Problem darstellt und sie deswegen Hilfe brauchen.

Übermäßiges Schreien in den  ersten Lebensmonaten ist in den meisten Fällen darauf zurückzuführen, dass Babys Probleme haben sich selbst zu regulieren.

Durch genaue Beobachtung ihres Babys können Eltern ihrem Baby dabei helfen, diese Selbstregulation zu lernen.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang herauszufinden in welchem der sechs Verhaltenszustände sich das Baby befindet.
Ruhiger Schlaf; aktiver Schlaf, Halbschlaf; aufmerksamer Wachzustand; quengeliger Wachzustand ;Schreien.
Im aufmerksamen Wachzustand ist das Baby aufnahmebereit für Spiele mit den Eltern, die in den ersten Lebenswochen ohne Spielzeug erfolgen sollten.
Bei Babys, die Probleme mit der Schlaf-wach-Regulation haben ist es hilfreich möglichst im quengeligen Wachzustand bereits mit den Beruhigungshilfen zu beginnen.

1.    Liege- und Schlafstelle des Kindes mittels Stillkissen oder zusammengerollter Decken verkleinern, sodass der Kopf aber auch beide Arme dicht anliegen.
2.    Das Baby mittels Decke wie ein Paket verschnüren.
3.    Das Kind im Tragetuch am Körper herumtragen. Wichtig ist, das Baby ans Tragetuch zugewöhnen, wenn es ruhig und ausgeglichen ist. Nur dann ist es ihm im erregten Zustand vertraut und eine Hilfe.
4.    Manche Babies lassen sich durch schaukeln in einer Hängematte beruhigen.
5.    Viele Babys haben ein starkes Saugbedürfnis, dass nicht mit der Flasche oder der Brust sondern mit einem Schnuller am besten zu befriedigen ist.
6.    Babys beruhigen sich bei derjenigen Person am besten, die die meiste Ruhe ausstrahlt.

Eltern sollten sich nicht die Schuld daran geben, dass Ihr Baby viel weint.
Es ist sinnvoll Unterstützungsangebote danach zu beurteilen, ob sie die innere Ruhe  und Kraft der Eltern aufbauen und  ihnen helfen ihr Möglichstes zu tun, um dem Baby die Umstellung auf unser Leben zu erleichtern.

Weiterführende Literatur:

Christine Rankl: So beruhige ich mein Baby
Renate Barth: Was mein Schreibaby mir sagen will




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